Eine vollgekleckste Mappe, ein ausgewaschener Farbkasten, Tusche, Federn, bunt gescribbelte Reklameplakate: Kreatives Chaos breitet sich im Schaufenster des Spix, des Giesinger Mini-Museums für Poesie an der Tegernseer Landstraße 155, Eingang Spixstraße, aus: So ähnlich mag es auf dem Schreibtisch des Münchner Grafikers Toni Attensperger (1921-1993) ausgesehen haben. Im Innern des Spix enthüllt die Ausstellung "Lyrik & Letters" seine wahre Leidenschaft: die Kalligrafie.
Wie ein mittelalterlicher Buchmönch hat Attensperger vor allem romantische Gedichte mit der Feder fein säuberlich abgeschrieben und mit kunstvollen Initialen und verschlungenen Arabesken verziert. Die Ausstellung hat bis Ende Februar jeden Freitag von 15 bis 19 Uhr und jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Weitere Termine sind nach Absprache per E-Mail möglich.
Jahrzehntelang lagen die Arbeiten in der Schublade seiner Tochter, Monika Attensperger. Als sie vergangenes Jahr erfuhr, dass es bei ihr ums Eck in Giesing nun ein Poesie-Museum gibt, brachte sie die Arbeiten spontan vorbei. Zusammen mit dem Poesieboten-Verein entstand die Idee zu dem Projekt, das die Werke ihres Vaters aktuellen handgeschriebenen Gedichten aus dem Poesiebriefkasten gegenüberstellt. Die einzigartige Sammelstelle für lyrische Post macht bereits seit 2013 die Klappe für Gedichte aller Art auf. Die Sammlung ist so groß geworden, dass dafür Ende 2017 das Spix eröffnet wurde. So will die Ausstellung nicht nur Schönes aus vergangenen Tagen zeigen, sondern gerade in der heutigen digital geprägten Welt Menschen zum Dichten und zum Schreiben mit der Hand ermutigen. Auch der bekannte Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn ist schon auf das kleine Museum aufmerksam geworden: Er stellte dort das Ausstellungskonzept von "Never give up the spot" vor, das er für die Villa Stuck erarbeitet hatte.