Giesing:Eigentümer des Uhrmacherhäusls klagt gegen Wiederaufbau

Wo das Uhrmacherhäusl in Obergiesing abgerissen wurde, klafft nun eine Lücke.

September 2017: Wo das Uhrmacherhäusl stand, klafft plötzlich eine Lücke.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Uhrmacherhäusl in Obergiesing stand unter Denkmalschutz und wurde im September 2017 illegal abgerissen.
  • Die Politik will verhindern, dass sich der illegale Abriss für den Eigentümer noch auszahlt. Darum hat die Stadt verfügt, dass es in den gleichen Dimensionen wiederaufgebaut wird.
  • Dagegen wehrt sich der Eigentümer. Er hat vor dem Verwaltungsgericht Klage eingereicht.

Von Alfred Dürr 

Münchnerinnen und Münchner schüttelten fassungslos die Köpfe, schimpften, bis heute treffen sie sich in Obergiesing zu Mahnwachen: dort, wo das Uhrmacherhäusl stand, in der Oberen Grasstraße 1. Anfang September vergangenen Jahres wurde das denkmalgeschützte Gebäude illegal abgerissen.

Die Stadt verfügte, dass das Uhrmacherhäusl wieder aufgebaut wird: genauso hoch, genauso breit, auf dem noch erhaltenen Keller. Teilweise mit alten Materialien, die bei der Räumung des Grundstücks gesichert wurden, etwa mit den alten Giebelwänden. Das Häusl soll nach Meinung der Stadt und vieler Bürger wieder so aussehen wie vor September 2017.

Doch das könnte in weite Ferne rücken. Der Eigentümer des Gebäudes hat vor dem Verwaltungsgericht Klage gegen die Verfügung eingereicht.

Der Leiter der Genehmigungsbehörde im Planungsreferat, Cornelius Mager, glaubt nicht, dass der Eigentümer, ein Unternehmer aus Neuried, damit Erfolg hat. "Bei der Erstellung des Bescheids zum Wiederaufbau haben wir uns große Mühe gegeben", sagt Mager. "Wir gehen davon aus, dass er wasserdicht ist." Wenn der Eigentümer einlenke, könnte alles sehr schnell gehen. Und wenn nicht? Mager: "Ansonsten stellen wir uns auf einen jahrelangen Rechtsstreit ein."

Die Stadt sei nicht bereit, in der Angelegenheit Kompromisse einzugehen. Das bekräftigt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Gespräch mit der SZ noch einmal. "Ich bin enttäuscht, dass der Eigentümer nicht verstanden hat, dass man den Denkmalschutz nicht einfach mit der Abrissbirne aus der Welt schaffen kann", sagt Reiter. Er will den Kampf um das Uhrmacherhäusl nicht aufgeben, auch wenn es zum Prozess kommen sollte. Reiters Ansicht nach darf es nicht sein, dass rechtswidriges Verhalten belohnt werden, etwa mit einem größeren Neubau auf dem Grundstück.

Auch Manuel Pretzl, der Fraktionsvorsitzende der CSU im Stadtrat, tritt für eine harte Haltung der Stadt ein. "Der Wiederaufbau des Uhrmacherhäusls ist nicht verhandelbar", sagt Pretzl. Auch als abschreckendes Signal, an alle Bauträger und Eigentümer. Der Eigentümer des Uhrmacherhäusl habe sich bewusst über den Denkmalschutz hinwegsetzen und die Behörden vor vollendete Tatsachen stellen wollen. "Was in Giesing passiert ist, darf sich nirgends in München wiederholen." Die Stadt dürfe vor dem Verwaltungsgericht keinen Millimeter vom Wiederaufbau abrücken.

Der Eigentümer der Oberen Grasstraße 1 muss sich derweil nicht nur mit der städtischen Verfügung beschäftigen, sondern auch mit einem Bußgeldverfahren. Außerdem laufen Ermittlungen gegen den Geschäftsführer des Unternehmens, das das Gebäude abriss, sowie einen Bauarbeiter. Im Mittelpunkt stehen Delikte wie Sachbeschädigung, Bauen ohne Baugenehmigung und Zerstörung eines Denkmals.

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