Gewerkschaften protestieren:Wen der Streik trifft

Kitas, Klinik, Kammerspiele: Die Gewerkschaften Verdi und DBB Tarifunion haben für Donnerstag zum Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen. An vielen Stellen in München geht nichts mehr.

Silke Lode

Der Alltag in München wird am Donnerstag mühsamer als sonst: Nichts geht seinen gewohnten Gang bei der Kinderbetreuung, in den Schwimmbädern, im Stadtklinikum, bei den Altenheimen von Münchenstift, in den Stadtbibliotheken oder bei den Kammerspielen. Die Gewerkschaften Verdi und DBB Tarifunion haben zum Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen: 6,5 Prozent mehr Lohn für die Angestellten von Bund und Kommunen, mindestens aber 200 Euro mehr Gehalt.

Die Fronten sind nach den ersten Gesprächen verhärtet: Thomas Böhle, Verhandlungsführer der kommunalen Arbeitgeber, spricht von "unrealistischen Forderungen" und einer unangemessenen Eskalation.

Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner macht hingegen die Arbeitgeber für den Warnstreik verantwortlich: Diese hätten bei den ersten Verhandlungen erklärt, sie würden erst ein Angebot vorlegen, wenn die Gewerkschaften ihre Forderungen reduzieren würden. "Das gab es noch nie, dass man von der anderen Seite einen Kniefall fordert, ehe man in konstruktive Verhandlungen eintritt", kritisiert Birner.

In der Region München ist zunächst nur die Landeshauptstadt vom Streik betroffen - dort aber in einer Art und Weise, die auch die Bürger spüren werden. So werden laut Verdi die städtischen Kliniken in Bogenhausen, Neuperlach und Harlaching bestreikt, in einem der Häuser sei sogar der Betrieb in einzelnen OP-Sälen betroffen.

Auch ein Altenheim des städtischen Trägers Münchenstift wird wie die Kliniken von 6 bis 16 Uhr bestreikt. "Für die Patienten beziehungsweise die Bewohner werden die Auswirkungen aber relativ gering sein, weil die Schichten davor und danach normal arbeiten", meint Christian Reischl von Verdi. Das Stadtklinikum wollte keine weiteren Auskünfte über mögliche Einschränkungen geben: Man wisse noch nicht, welche Bereiche betroffen sein werden.

Einschränkungen gibt es auch bei der Kinderbetreuung. Eine Liste, welche Einrichtungen bestreikt werden, gibt es bislang nicht. Die Stadt empfiehlt Eltern, bei der eigenen Kita nachzufragen, ob dort gestreikt wird, und sich gegebenenfalls zusammenzutun, um die Betreuung der Kinder zu organisieren.

Die Räume der Kindergärten oder Krippen könnten dafür allerdings nicht genutzt werden, wie die Stadt in ihrem Informationsschreiben (www.muenchen.de/kita) klarstellt. In Einzelfällen soll es eine Notbetreuung geben. Betroffen sind auch heilpädagogische Einrichtungen für verhaltensauffällige Kinder.

Gestreikt wird auch bei den Stadtwerken. Dort bleibt vor allem Verwaltungsarbeit liegen. Laut Verdi werden aber auch einige Schwimmbäder geschlossen bleiben müssen. Die Stadtbibliothek rechnet ebenfalls damit, dass die eine oder andere Bücherei nicht öffnen kann.

Bei den Kammerspielen finden zwar alle Abendveranstaltungen statt, tagsüber legen jedoch Beleuchter, Bühnentechniker und Handwerker die Arbeit nieder - auch aus Protest gegen den Tarifvertrag "NV-Bühne", der fast keine Arbeitszeitregelungen enthält und nur befristete Arbeitsverhältnisse bietet.

Ein besonderes Anliegen haben auch die streikenden Bundeswehrmitarbeiter an der Dachauer Straße: Sie wollen nicht nur höhere Tariflöhne, sondern protestieren auch gegen die Strukturreform der Bundeswehr.

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