Gewalt gegen Kinder:Soforthilfen für Betroffene von Gewalt und Missbrauch

Expertenkommission der Stadt München fordert schnelle finanzielle Unterstützung für ehemalige Heim- und Pflegekinder. OB Reiter unterstützt den Vorschlag - viele warteten schon seit Jahren auf die Anerkennung ihres Leids.

Von Rainer Stadler, München

Die Stadt München soll Betroffene, die sich in ihrer Kindheit in der Obhut des Jugendamts befanden und Opfer von Gewalt und Missbrauch wurden, umgehend unterstützen. Das fordert eine 14-köpfige Expertenkommission, die vergangenen November ihre Arbeit aufnahm, um Vorfälle in städtischen Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien zwischen 1945 und 1999 aufzuarbeiten. Die Kommission unter Vorsitz des Kriminologen Ignaz Raab betonte, Soforthilfen seien besonders für jene ehemaligen Heim- und Pflegekinder nötig, die sich heute "in einem schlechten gesundheitlichen Zustand" befänden.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, er unterstütze den Vorschlag "voll und ganz". Viele Betroffene seien schon älter und warteten "seit vielen Jahren darauf, dass das Leid, das ihnen widerfahren ist, anerkannt und - soweit das möglich ist - finanziell ausgeglichen wird". Nach den Vorstellungen der Kommission sollen in einem ersten Schritt Fallpauschalen an Betroffene ausgezahlt werden, "im Vorgriff auf spätere Anerkennungsleistungen". Die Höhe dieser Soforthilfen steht noch nicht fest, insgesamt sieht die Kommission Mittel von 800 000 Euro vor. Ein externer Träger mit Expertise im Opferschutz könne als Anlaufstelle für die Beantragung von Hilfen fungieren.

Darüber hinaus regt die Kommission die Einrichtung eines Betroffenenbeirats an, mit dem man "ein Konzept für monetäre Anerkennungsleistungen" schaffen wolle. Über die Empfehlungen der Kommission soll der Kinder- und Jugendhilfeausschuss der Stadt bei seiner Sitzung am 3. Mai entscheiden.

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