Getränke:Muss man Durst leiden, wenn man auf der Wiesn nicht arm werden will?

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Besucher des Oktoberfests 2017 stoßen mit Bierkrügen an. (Foto: Getty Images)

Auf dem Oktoberfest ist nicht nur das Bier teuer, sondern auch der doppelte Espresso. Es gibt aber ein paar Getränke, die vergleichsweise günstig sind.

Von Laura Kaufmann

Die Mass, so viel ist gewiss, kostet im Schnitt 10,85 Euro. Das, oder zumindest das ungefähr, oder zumindest, was er der Bedienung mit Trinkgeld in die Hand drücken muss, weiß der Oktoberfestbesucher. Angesichts der Bilder aus den Festzelten mag man meinen, dass sich das Bier zur Wiesn verhält wie Wasser zur Wüstenwanderung, alternativlos, sozusagen.

Das stimmt aber nicht. Es stimmt nicht einmal für die Festzelte; in der Fischer-Vroni etwa lässt sich der vergleichsweise günstige halbe Liter Weinschorle für 7,50 Euro bestellen, im Schützen-Festzelt gibt es einen 0,25 Liter Wodka Red Bull für 15,30 Euro für jene, die sich in einem Club wähnen, und im Weinzelt können die reichsten Angeber eine 15-Liter Nebukadnezar-Champagnerflasche zu 4400 Euro verspritzen.

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Tatsächlich gibt es Menschen, die mögen den Geschmack von Bier nicht, mögen sich aber trotzdem auf dem Oktoberfest einen kleinen Rausch antrinken. Das wird ihnen heutzutage gerne ermöglicht. Und dann gibt es die Menschen, die sich überhaupt keinen Rausch antrinken wollen, sondern einen lustigen Tag mit ihrer Familie verbringen möchten, möglichst ohne dafür einen Kredit aufnehmen zu müssen.

Letztere wurden zum Thema, als im Sommer die Bierpreisbremse scheiterte. Wirtesprecher Toni Roiderer versprach, stattdessen in seinem Zelt ein familienfreundliches Getränk für 3,50 Euro anzubieten und seine Kollegen zu animieren, es ihm gleichzutun. Tatsächlich findet sich auf der Karte des Hackerzelts nun eine Orangenlimo, 0,5, für 3,50 Euro; wer sie sich selbst am Standl holt, zahlt sogar nur drei Euro. Auch im Marstallzelt gibt es das Angebot.

Die meisten Wirte haben mitgezogen, wenn sich die Limo bei ihnen auch meist auf der Kinderkarte findet und als solche manchmal nur bis 18 Uhr erhältlich ist (nicht, dass nachher noch ein familienloser Mensch auf die Idee kommt, seinen Durst an der günstigen Limonade zu stillen statt ein teureres Wasser zu erstehen). Wem immer nur Orangenlimonade oder auch Saftschorle zu langweilig ist, der findet hier und da auch kreativere Angebote. Im neuen Festzelt Schönheitskönigin auf der Oiden Wiesn etwa gibt es Chabeso-Limo mit rechtsdrehenden Milchsäurebakterien nach einem Rezept von 1900 (3,90 Euro).

Sieht man einmal vom Bier ab, lassen sich in der Miniaturstadt auf der Theresienwiese sehr unterschiedliche Preise für die gleiche Ware bezahlen. Es lohnt also unter Umständen, sich näher damit zu befassen. Wer zum Beispiel unterwegs nach einem Softdrink sucht, weil das Kind Durst hat, fährt meist am günstigsten, kauft er die Flasche an einem der Bratwurst- oder Mehlspeisenstandl, nicht an einem Stand extra für Getränke. Denn hier kostet das Getränk mit Glück nur drei Euro plus einen Euro Pfand (statt wie sonst oft 4). König's Wurstbraterei auf der Oiden Wiesn verkauft die Softdrinks gar für nur 2,50 die 0,33 Pet-Flasche.

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Nun ist es ein romantischer Gedanke, nachmittags auf der Wiesn einen Kaffee zu trinken und dabei das Treiben zu beobachten. Der Blick auf die Preise für Heißgetränke allerdings kann einem das schnell verleiden. Ein Latte Macchiato kostet zum Beispiel am Standl vom Hölzl in der Schaustellerstraße 5 Euro; nicht der allerteuerste Preis, den man auf der Wiesn für Kaffee mit Milchschaum zahlen kann, aber weit oben dabei.

Es empfiehlt sich in diesem Fall, sich auf gleicher Höhe in die Wirtsbudenstraße zu begeben und seinen Kaffee dort am Crepesstand "Die kleine Backstube" zu kaufen - wer hier 5 Euro hinlegt, bekommt noch wahlweise Amaretto oder Eierlikör in seinen Macchiato, und ohne kostet er hier günstige 3 Euro. Ein doppelter Espresso kostet dann wiederum 5 Euro. Und wer beim Kaffeestandl von Käfer auf die Preistafel schaut, dem mag kurz das Herz stehen bleiben beim Anblick von bierpreisähnlichen 9,60 Euro für die Tasse Filterkaffee. Mit dabei ist allerdings das Sammlerhaferl, der Kaffee ist da mehr die Zugabe zum Designstück.

Angesichts dieses Preiswirrwarrs kann es nur helfen, sich tatsächlich einen Kaffee mit Schuss zu gönnen. Das wärmt den Magen. Und beruhigt im Zweifel die Nerven.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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