Süddeutsche Zeitung

Gestüt Isarland:Meistbietend verkauft

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Der Tierschutzbund und der Circus Krone gingen leer aus: Das Pokern um das ehemalige städtische Gestüt Isarland am Starnberger See hat ein Ende. Nach SZ-Informationen hat ein Münchner Mediziner den Zuschlag bekommen.

Von Silke Lode

Das Pokern um das ehemalige städtische Gestüt Isarland hat ein Ende. Am Donnerstag hat der Kommunalausschuss des Stadtrats dem meistbietenden Interessenten den Zuschlag für den Kauf des mehr als 40 Hektar großen Grundstücks in Percha am Starnberger See gegeben. Der Tierschutzbund sowie der Circus Krone gingen leer aus. Nach SZ-Informationen hat ein in München arbeitender Mediziner das Grundstück in Percha am Starnberger See für etwas mehr als drei Millionen Euro gekauft.

Kommunalreferent Axel Markwardt berichtete, dass der Käufer auf dem Areal auch künftig Pferde züchten will. Für alte Tiere soll es eine Art Pferdepension geben, außerdem sollen Reitkurse stattfinden. Die Entscheidung muss am 2. Mai noch vom Stadtratsplenum abgesegnet werden, außerdem muss der Käufer seinen Willen beim Notar bestätigen.

Auch andere Interessenten sollen mehr als den geschätzten Grundstückswert von 2,8 Millionen Euro geboten haben - eine Summe, bei der der Tierschutzbund nicht mithalten konnte. Roman Kolar vom Tierschutzbund hatte ein solches Szenario bereits befürchtet. Trotzdem ist er nach der Entscheidung enttäuscht: "Kurzfristigen wirtschaftlichen Überlegungen ist der Vorrang gegenüber langfristigen, sozialen Zielgebungen gegeben worden."

Kolars Verein wollte auf dem Gestüt ein Projekt für Tier- und Umweltschutz organisieren und mit behinderten Menschen arbeiten. "Unser Ausbildungsangebot hätte den kommunalen Haushalt innerhalb von zwölf Jahren um eine Million Euro entlastet", rechnet Kolar vor. Ein Zahl, die von Rot-Grün so nicht für bare Münze genommen wird: "Das ist vom Sozialreferat ernsthaft geprüft worden, aber für uns war ein geldwerter Vorteil nicht ersichtlich", sagt Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel. Auch ihr SPD-Kollege Alexander Reissl meint, dass der Tierschutzbund keinen kommunalen Zweck für die Stadt erfüllt hätte: "Deshalb dürfen wir das Grundstück auch nicht unter Wert verkaufen."

CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk hält Rot-Grün vor, zum Thema Inklusion "nur Sonntagsreden" zu halten. "Wenn es um den praktischen Vollzug geht, geht es ganz knallhart nur um den Preis", moniert er und bezeichnet die Entscheidung als "vergebene Chance". Die CSU hatte am Donnerstag erneut gefordert, nur mit dem Tierschutzbund zu verhandeln - ohne Erfolg. Der Beschluss, Isarland an den Höchstbietenden zu verkaufen, ist aber einstimmig gefallen - mit den Stimmen der CSU.

Was auf dem Gestüt Isarland tatsächlich in Zukunft passiert, ist allerdings offen, eine Absicherung etwa über einen Grundbucheintrag gibt es nicht. Isarland liegt aber in einem Landschaftsschutzgebiet und die Stadt Starnberg hat laut Kommunalreferat allen Interessenten signalisiert, dass sie bei jeder Nutzung, die über Landwirtschaft und Tierzucht hinausginge, die Genehmigung sehr restriktiv handhaben würde.

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Quelle:
SZ vom 19.04.2013
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