Geschenke an die Stadt:Schöne Bescherung für München

Eine Julia-Statue, ein Stück Mauer, ein Pumuckl: Partnerstädte, Könige und Künstler haben München und seinen Bewohnern einiges geschenkt. Und die wissen das oft nicht einmal.

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Die doppelte Julia

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Dass der eine dem anderen etwas schenkt, was dieser bereits besitzt, das kommt vor. Dass er ihm sein Geschenk aber von vornherein zweifach überreicht, ist selten. Die Stadt hat sich dennoch gefreut, als ihr die Veroneser Sparkasse 1974 zwei Kopien der "Julia" überließ, wegen eines Doppeljubiläums: Gemeinsam mit der Münchner Stadtsparkasse feierte die Bank das 150-jährige Bestehen. Die Stadt München stellte beide Statuen auf, eine vor den Turm des Alten Rathauses, eine auf den Shakespeareplatz in Bogenhausen. Julia und ihr Romeo haben mit der Stadt freilich nur insofern zu tun, als Verona, wo die Tragödie von William Shakespeare spielt und auch das Original der Figur von Nero Costantini steht, seit 1960 Münchens Partnerstadt ist. In Verona soll es Glück in der Liebe bringen, die Brust der Figur zu reiben. In München ist es zudem Brauch, den Figuren Blumen in den Arm zu legen. Für die braven Münchner erfüllt das den gleichen Zweck.

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Philosoph im Dichtergarten

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Quelle: Stephan Rumpf

Konfuzius, das klingt nach Stille und Harmonie, und insofern gibt es für eine Statue des Philosophen keinen besseren Ort in München als den verschlafenen Dichtergarten im Norden des Hofgartens. Der 3,60 Meter hohe und neun Tonnen schwere Stein-Konfuzius ist ein Geschenk der chinesischen Provinz Shandong, in der nicht nur die Stadt Qufu liegt, der mythische Geburts- und Sterbeort des Philosophen, sondern die auch seit 1987 Partnerprovinz des Freistaats ist. Weil diese Partnerschaft 20 Jahre lang offenbar sehr harmonisch war, machten die Chinesen den Bayern 2007 ihren Konfuzius zum Geschenk. Dabei hatten die Kommunisten Chinas den Konfuzianismus eigentlich lange als Teil des Kaiserreichs bekämpft. Doch dann legte Konfuzius eine erstaunliche Karriere hin: Vom Außenseiter wurde er wieder zum Säulenheiligen der Harmonie, mit dem sich China gerne schmückt, auch in München.

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Der Duft der Prärie

Friendship Garden in Riem, den hat die Stadt Cincinnatti der Stadt München gestiftet

Quelle: Florian Peljak

Zwischen den sieben Cincinnati-Hügeln schlängelt sich das blaue Band des Ohio River. Die Hügel haben Landschaftsarchitekten geformt auf rund 1000 Quadratmetern im Riemer Park. Der Fluss ist aus glitzerndem, beständigem Material gegossen. Dieser "Garten der Freundschaft" war ein Geschenk von Münchens amerikanischer Partnerstadt Cincinnati anlässlich der Bundesgartenschau 2005. Es war sogar eigens eine Gärtner-Delegation angereist, die in Nordamerika heimische Pflanzen im Gepäck hatte. Besucher sollten so den "Duft der Prärie" schnuppern können. Das funktioniert auch heute noch, denn das lebendige Geschenk aus den USA wird von den Münchner Stadtgärtnern liebevoll gepflegt und ist eine Augen-und Bienenweide. An den beiden Eingängen zeigen Mosaike die Grundrisse von München und der Partnerstadt.

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Ikone der Technik

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Quelle: Photographer: Roland Wengenmayr

Bei diesem Geschenk gerät Wolfgang Heckl ins Schwärmen, und das will etwas heißen. Denn Geschenke bekommt der Direktor des Deutschen Museums mehr, als er brauchen kann. 100 Objekte werden dem Haus pro Woche angeboten, etwa zehn könne man annehmen. Der erste Laser aber, den der Amerikaner Theodore Maiman 1960 entwickelt hat, war ein echter Herzenswunsch. Zwei Jahre lang warb das Museum bei der Witwe um diese Gabe, mit Erfolg. Der Laser "ist eine Ikone der Technik, die unser aller Leben verändert hat", sagt Heckl. Dass dieser nicht an ein Museum in den USA ging, sondern ins Deutsche Museum nach München, "ist ein absoluter Glücksfall", findet Heckl. Und für München schon der zweite. Erst vor kurzem hatte das Museum Teile eines anderen Maiman-Lasers erhalten (Foto).

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Mehr als 1000 Gemälde

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Quelle: SZ

Anlässlich ihres 80. Geburtstags 1957 machte Gabriele Münter dem Lenbachhaus mehr als 1000 Werke des Blauen Reiters zum Geschenk. Die Städtische Galerie hat dieser Stiftung die weltweit größte Sammlung einer der bedeutendsten Künstlergruppen der Avantgarde - und ihren internationalen Ruf - zu verdanken. Darunter waren 90 Ölbilder von Wassily Kandinsky (Bild oben: Naturstudie, 1908), 330 Aquarelle und Zeichnungen, seine Skizzenbücher, Hinterglasbilder und Druckgrafiken, zudem mehr als 25 von Münters eigenen Gemälden sowie Werke von Franz Marc, August Macke, Paul Klee, Alexej Jawlensky und Werefkin. Angeregt durch Münters Vorbild stifteten die Erben von Bernhard Koehler 1965 zudem Hauptwerke von Franz Marc und August Macke. Bernhard Koehler sen. war der Onkel von Mackes Ehefrau.

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Münchner Mauer

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Für den heimischen Garten war es dann doch zu groß - das Stück Berliner Mauer, das der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer 1990 gekauft und für 3000 Mark mit dem Tieflader nach München geschafft hatte. Wohin aber nun mit dem dreieinhalb Meter hohen Betonklotz? Na klar, ein Mahnmal muss her. Nur wo? Die Stadt verstand nicht so recht, warum die Mauer in München aufgebaut werden muss, und so waren es die Parteifreunde in der Staatskanzlei, die doch noch ein Plätzchen auf staatlichem Grund für das Geschenk des Abgeordneten Singhammer fanden. Am 2. Oktober 1996 wurde der inzwischen von dem Bildhauer Joachim Maria Hoppe symbolisch veredelte Berlin-Import an der Königinstraße gegenüber dem amerikanischen Generalkonsulat feierlich enthüllt.

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Ein Geschenk des Königs

Propyläen in München, 2013

Quelle: Johannes Simon

Wenn es um ihn selbst ging, war König Ludwig I. angeblich ein ziemlicher Knauser, doch als Bauherr kann man ihm das nicht vorwerfen. Mit Geld aus seiner Privatschatulle ließ er nach seiner Abdankung unter anderem von Leo von Klenze die Propyläen am Königsplatz errichten, um sie dann nach der Fertigstellung der Stadt München zu schenken. Die entsprechende "Schankungs-Urkunde" hat das Stadtarchiv aufbewahrt: Dort ist festgehalten, dass das "die Brienner-Straße quer durchschneidende, . . . aus Unsern Privatmitteln erbaute Propyläenthor" dem Eigentum der Residenzstadt übergeben werde. Wie selbstlos dieses Werk war, darüber lässt sich streiten, denn seitdem muss die Stadt für den Unterhalt des Bauwerks aufkommen. Der Magistrat hatte die Schenkung im April 1862 dennoch dankbar angenommen.

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Holz vom Land

Weihnachtsmarkt in München

Quelle: dpa

Langlebig ist das Geschenk ja nicht, das sich München regelmäßig von einem Dorf in der Provinz bescheren lässt. Aber immerhin ein gutes Zwölftel des Jahres schmückt ein kapitaler Nadelbaum den zentralsten Platz der Stadt - wenn er denn schmückt. Denn die Optik des guten Stücks ist regelmäßig Gegenstand anspruchsvoller Design-Debatten, deren Teilnehmer das Gewächs gelegentlich mit wenig schmeichelhaften Ausdrücken wie Ekel- oder Hungerfichte betiteln. Indirekt wird damit auch eine der wichtigsten Institutionen der Münchner Stadtverwaltung kritisiert: die Baumfindungskommission, die sich jedes Jahr in die Botanik aufmacht, um das Weihnachtsgeschenk noch vor der Übergabe genauestens unter die Lupe zu nehmen. Ganz uneigennützig ist die Gabe übrigens nicht: Der edle Spender darf Werbung für seinen idyllischen Ort machen. Und die Münchner fahren dann alle dorthin.

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Museum samt Inhalt

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Quelle: SZ

Eines der großzügigsten und bedingungslosesten Geschenke im Kunstbereich, das Bayern in jüngster Zeit erhalten hat, ist das von Ingvild Goetz. Anlässlich des 20. Jubiläums ihrer Sammlung im Herbst 2013 gab Goetz, die als die weltweit bedeutendste Privatsammlerin von Medienkunst gilt, bekannt, dass der Freistaat Bayern in Zukunft über die etwa 5000 Werke umfassende Sammlung Goetz verfügen kann. 375 Werke der Medienkunst aus ihrer eigenen Sammlung samt dem Anfang der Neunzigerjahre von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron erbaute Ausstellungsgebäude in Oberföhring übergab sie dem Freistaat als Schenkung. Über weitere 4700 Werke - von Bildern über Skulpturen bis hin zu riesigen Installationen - aus ihrem sowie aus dem Besitz ihrer Familie darf der Freistaat als Dauerleihgabe verfügen.

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Auf dem Teeweg

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Quelle: Robert Haas

Während am Chinesischen Turm die Blasmusik spielt, geht es ein paar Hundert Meter weiter im Englischen Garten um Kontemplation und Stille. Etwas versteckt auf einem kleinen Hügel im Teich hinter dem Haus der Kunst steht das Japanische Teehaus "Kanshoan". 1972 schenkte der Großmeister der Urasenke-Teeschule in Kyoto dem Freistaat das Haus, um den Münchnern die japanische Teezeremonie näherzubringen. Ein Verein kümmert sich seitdem darum. Anlass für die Schenkung waren die Olympischen Spiele, die 1972 nicht nur in München, sondern auch in Sapporo, seit damals Münchens Partnerstadt, stattfanden. Dort steht übrigens im Odori-Park auch ein Geschenk der Münchner: ein Maibaum.

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Spendabler Saubermann

Badehalle im Müller' schen Volksbad in München, 2013

Quelle: Stephan Rumpf

Antike Thermen haben bei der Architektur erkennbar Pate gestanden. Doch im Detail ist das 1901 eröffnete Müller'sche Volksbad ein Jugendstiljuwel. Sein markanter Turm ist so etwas wie ein Münchner Wahrzeichen für Insider. Der Bau, in dem Wannen- und Brausebäder noch daran erinnern, dass vor hundert Jahren bei Weitem nicht jeder Münchner über den Luxus eines eigenen Badezimmers verfügte, ist die milde Gabe eines engagierten Sozialreformers. Der Ingenieur Karl Müller schenkte 1894 der Stadt einen von ihm erbauten Miet- und Geschäftshäuserkomplex im Wert von 1,5 Millionen Mark. Die Auflage: Die Stadt sollte die Immobilie verkaufen und von dem Geld ein Bad für das einfache Volk bauen. Der gebürtige Benediktbeurer Müller war ein Anhänger der Badebewegung. Das Bad war 1901 eines der größten der Welt. Im Keller gab es sogar ein Hundebad...

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Geist des Pumuckl

Der Pumuckl-Brunnen im Luitpoldpark in München, 2014

Quelle: Florian Peljak

"Der Geist des Wassers lebe hoch, heute und morgen und immer noch." So reimte der Pumuckl, und tatsächlich lebt der Geist des Wassers in München schon seit geraumer Zeit, im Schwabinger Luitpoldpark, um genau zu sein. Dort steht seit 1985 auf dem Spielplatz der Pumucklbrunnen. Gestiftet hat ihn Ellis Kaut, die im September verstorbene Schöpferin des Kobolds. "Damit die Kinder gratis trinken können, wann immer sie Durst haben", schrieb sie auf ihrer Internetseite. "Frisches Münchner Wasser natürlich", die Limo müsse man sich am Stand kaufen. Dass der Pumucklbrunnen dabei nicht ohne Schabernack auskommt, ist Ehrensache. Den mal drei, mal vier Meter langen Wasserstrahl spuckt die Bronzefigur des Kobolds nämlich in unregelmäßigen Abständen aus. Wer nicht aufpasst, den erwischt eine Dusche, an der der Pumuckl seine Freude hätte.

© SZ/ WET/RE/ MAH/ BM/LYN/HER/DH/ebri
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