Geschäftsaufgabe:Geobuch-Laden am Viktualienmarkt schließt

Geschäftsaufgabe: Der Räumungsverkauf hat bereits begonnen in der Spezialbuchhandlung am Eck zum Viktualienmarkt. Das Geschäft wird Ende Mai schließen.

Der Räumungsverkauf hat bereits begonnen in der Spezialbuchhandlung am Eck zum Viktualienmarkt. Das Geschäft wird Ende Mai schließen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Wer Reiseliteratur, Globen oder Karten suchte, war in München bei "Geobuch" am Viktualienmarkt immer an der richtigen Adresse.
  • Ende Mai muss das Geschäft schließen - nach fast einem halben Jahrhundert.
  • Die Miete machte Geobuch wohl zunehmend zu schaffen. Obendrein scheint es, als würden sich Urlauber vor Reisen nicht mehr unbedingt mit Reiseführern eindecken.

Von Thomas Anlauf

Für Weltenbummler war es ein kleines Universum. Gleich rechts waren die Alpen, dahinter kam der Rest Europas. Langstreckenradler fanden auf der linken Seite Abhilfe gegen Fernweh und hinten, neben der großen Kartensammlung, standen die Bücher über die große weite Welt. Wer jetzt durch den Geobuch-Laden am Eck zum Viktualienmarkt schlendert, findet hingegen nur noch vereinzelt Reiseführer, die es zu entdecken gilt. Die Experten für Reiseliteratur, Globen und Karten haben mit dem Räumungsverkauf begonnen. Geobuch muss Ende Mai schließen.

Vor acht Jahren stand der Spezialbuchladen am Rosental schon einmal vor dem Aus. Im März 2009 musste der Geschäftsgründer und damalige Inhaber Rainer Michels Insolvenzantrag stellen. Vier Monate lang suchte Insolvenzverwalter Rolf Pohlmann nach einem Investor - und fand ihn schließlich im Münchner Reiseveranstalter "Mavia Soul Travel" und ihrer Geschäftsführerin Julia Malchow.

"Wir waren über die drohende Schließung von Geobuch entsetzt", sagte damals die Unternehmerin und Autorin Malchow. Sie sah die Spezialbuchhandlung, von deren Art es in Deutschland kaum eine zweite gibt, als "perfekte Ergänzung" zu Mavia Soul Travel, das sich auf Individualreisen spezialisiert hat. Das Geschäft, das es seit einem halben Jahrhundert gibt, wurde behutsam modernisiert und auch ein Internet-Shop aufgebaut.

Doch die Zeiten, in denen sich Urlauber vor der Reise mit dicken Büchern eindecken, sind offenbar vorbei. Das Geschäft mit Reiseführern war wohl rückläufig, die Kartografie-Abteilung lief offenbar bis zuletzt recht gut, auch dank der Karten-Experten hinterm Tresen am hinteren Ende des Geschäfts. Doch zunehmend machte wohl die Miete Geobuch zu schaffen. Vor einigen Jahren wurde die Verkaufsfläche radikal reduziert, das Lager im Keller habe man schon vor Jahren aufgegeben, sagt ein Mitarbeiter. Die Geschäftsführerin Julia Malchow will zur Schließung von Geobuch offenbar nichts sagen. Sie war trotz zahlreicher Anfragen über mehrere Wochen hinweg nicht zu erreichen.

Die hohe Miete in der Immobilie am Rosental hat indes offenbar nicht nur den Traditionsladen Geobuch getroffen. Beim Friseur nebenan steht auf einem Zettel "Ab sofort geschlossen!" und die Sprachschule, ebenfalls im Erdgeschoss, ist bereits leer geräumt. Die Imcon Immobilien Consulting GmbH, Eigentümerin der Ladenflächen von Geobuch und dem ehemaligen Friseurgeschäft, hat ihren Sitz ebenfalls im Rosental.

Sie hat sich nach eigenen Angaben spezialisiert auf die "Verwaltung und Entwicklung hochwertiger und anspruchsvoller Immobilienprojekte. Neben Wohn- und Geschäftshäusern zählen vor allem exklusive Gewerbe-Immobilien in exponierter Lage zu unseren Objekten", heißt es auf der Homepage.

Imcon-Geschäftsführer Michael Wagenmann sagte am Freitag, dass der Finanzinvestor von Geobuch an sein Unternehmen herangetreten sei, um den Mietvertrag drei Jahre vor dem regulären Ablauf zu kündigen. Die Geschäfte seien zuletzt schlecht gelaufen, deshalb habe man bereits früher die Miete reduziert. Laut Wagenmann stand sogar eine drohende Insolvenz des Buchladens im Raum. Der Friseur wiederum sei wegen Insolvenz im April ausgezogen. "Jetzt soll wieder klassischer Einzelhandel in die Läden", sagt Wagenmann.

Auf der Homepage von Geobuch hat sich Julia Malchow schon mal von ihren Kunden verabschiedet. "Hallo Weltenbummler", schreibt sie. "Nun heißt es also Abschied nehmen von einer Münchner Institution." Ende Mai schließe die Reisebuchhandlung für immer ihre Türen. "Wir setzen die Segel zu neuen, unbekannten Ufern ", so Malchow.

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