Geschäft mit Dirndln und Lederhosen:Schlacht um die Tracht

Geschäft mit Dirndln und Lederhosen: Dirndl-Designerin Nika Schottenhamel in ihrem Showroom

Dirndl-Designerin Nika Schottenhamel in ihrem Showroom

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit Jahren gibt es auf dem Markt für Trachten kein Halten mehr, immer neue Mitbewerber drängen auf den Markt. Die etablierten Händler müssen sich in den Wochen vor dem Oktoberfest gegen Billiganbieter behaupten.

Von Melanie Staudinger

Die Tracht hat einen gewaltigen Imagewandel hinter sich. Vor 15, 20 Jahren gehörte schon Mut dazu, sich in Lederhose oder Dirndl auf dem Münchner Oktoberfest zu zeigen. Im besten Fall galt der Trachtenträger als leicht rückständig, im schlechteren als stockkonservativ und hinterwäldlerisch. Heute hingegen wird der verlacht, der in Jeans und T-Shirt zur Wiesn kommt; ohne Tracht geht gar nichts mehr. Das hat der Einzelhandel längst erkannt. Selten hatten Kunden so viel Auswahl in derart unterschiedlichen Läden wie heute.

"Die Nachfrage nach Tracht steigt und damit auch das Angebot", sagt Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Händlervereinigung Citypartner. Im ganzen Stadtgebiet, so hat er beobachtet, vor allem aber in der Innenstadt und entlang der Routen in die Feriengebiete im Süden finden sich mehr und mehr Trachtenläden. Die Standorte seien so gewählt, dass nicht nur Einheimische, sondern auch möglichst viele Touristen das Geschäft leicht erreichen könnten. Genaue Zahlen würden nicht ausgewertet. "Die Hauptverkaufszeit sind nach wie vor die Monate vor der Wiesn", sagt Fischer.

Doch mittlerweile läuft das Geschäft mit Dirndln und Lederhosen auch im Winter und Frühjahr recht gut. Das liege nicht nur daran, dass die Volksfestsaison im Umland bereits im Mai beginne, sagt der Einzelhandelsexperte. Es gebe auch immer mehr private und öffentliche Feiern, deren Dresscode Tracht vorschreibt.

Diesen Trend kann Axel Munz nur bestätigen. "Mehr als ein Drittel unseres Jahresumsatzes machen wir in den zwei Monaten vor dem Oktoberfest, aber wir verkaufen das ganze Jahr über", sagt der Chef von Trachten Angermaier. In den beiden Geschäften an der Landsberger Straße und im Rosental findet sich ein buntes Sortiment, das Angebot reicht vom hellblauen Dirndl mit züchtigem Ausschnitt bis zum sehr offenherzigen Modell in Orange oder Silber - preislich ist alles drin, vom 150-Euro-Outfit bis zum Gesamtpaket, das locker das Zehnfache kostet.

Pop-up-Stores sind Konkurrenz

Was Munz Sorgen bereitet, sind die sogenannten Pop-up-Stores, die pünktlich zur Trachtensaison in der gesamten Innenstadt für ein paar Wochen eröffnen. Sie bieten Dirndl schon für 30 Euro. Besonders Touristinnen und Teenager greifen da gerne zu trotz der meist minderen Qualität. "Diese Anbieter sind Trittbrettfahrer, die sich mit Tracht nicht auskennen", sagt Munz.

Auch Nikolaus Neusiedl hat keine allzu positive Meinung von der Billigkonkurrenz. Der Geschäftsführer von Leder Fischer setzt darauf, dass sich das Problem von selbst löst. "Die sind so schnell weg, wie sie gekommen sind. Schließlich wird der Bedarf an Billigdirndln irgendwann gedeckt sein", sagt er. Im Schaufenster seines Geschäfts gleich neben dem Karlstor präsentieren Puppen bunte Dirndl in Grün, Rot oder Lila. Neusiedl hat im ersten Stock eine Trachtenabteilung eingerichtet - das Angebot ist auch hier zeitlich begrenzt. Von Mai bis Oktober verkauft das Familienunternehmen Tracht, im Winter müssen Dirndl und Lederhose dann den Lederjacken weichen. Leder Fischer verkauft das günstige Mitnahmedirndl für die Reisende ebenso wie die Hirschlederne für den traditionsbewussten Münchner.

Auch Seiteneinsteiger drängen auf den Markt. Zum Beispiel Gina Rehle. Seit Juni betreibt sie einen der Pop-up-Stores, über die die Marktführer gerne lästern. Doch dem gängigen Vorurteil entspricht die Unternehmerin nicht ganz. Natürlich will Rehle wie die anderen Geld verdienen. Sie habe sich ein unkompliziertes Geschäftsmodell ohne großen Kostenaufwand gesucht, sagt sie. Rehle vermietet Teile ihres Ladens an Jungdesigner wie CocoVero, Caro Lin Couture und Lena Hoschek. Mit den Mieteinnahmen finanziert Rehle, die sonst eine Handelsagentur für alpine Mode betreibt, Personal und Miete.

Billigware gibt es bei ihr nicht. "Wir wollen uns mit einem schlüssigen Konzept und guter Beratung von den Mitbewerbern abheben", sagt sie. Bis Ende Oktober ist der Laden geöffnet, dann will sie die Räume in einen Showroom umwandeln oder untervermieten. Im Frühjahr 2014 möchte Rehle aber wieder dabei sein, wenn die Trachtenverkaufsschlacht beginnt: "Es ist lukrativ."

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