Abschiedskonzert von Gerd GuglhörEnde einer Ära beim Landesjugendchor

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Chorleiter Gerd Guglhör gibt den Bayerischen Landesjugendchor ab - nach 25 Jahren als dessen Leiter.
Chorleiter Gerd Guglhör gibt den Bayerischen Landesjugendchor ab - nach 25 Jahren als dessen Leiter. (Foto: Robert Haas)

Gerd Guglhör hat ein Vierteljahrhundert lang den Bayerischen Landesjugendchor geleitet. Jetzt dirigiert er in der Isarphilharmonie seinen Abschied von der „verrückt kreativen Truppe“, wie er den ausgezeichneten Nachwuchschor nennt.

Von Klaus Kalchschmid

Er ist aus Münchens Chorszene nicht wegzudenken: Gerd Guglhör, bis vor Kurzem Dozent für Chor- und Ensembleleitung, Stimmphysiologie und chorische Stimmbildung an der Musikhochschule, Autor des Standardwerks „Stimmtraining im Chor“, aktuell Leiter des Orpheus-Chors und von Bach-Chor- und Orchester Fürstenfeldbruck sowie des Bayerischen Landesjugendchors. Letzteren gibt er jetzt allerdings nach 25 Jahren ab. Um mehr Zeit für die Familie und die Enkel zu haben. Um selbst das kulturelle Angebot Münchens mehr wahrnehmen zu können.

Schon nach einer Argentinien-Reise 2017 und als der Chor gerade den Bayerischen Staatspreis für Musik erhalten hatte, wollte Gerd Guglhör beim Bayerischen Landesjugendchor aufhören, und die Leitung in jüngere Hände legen. Aber da meinten sie, das dürfe er erst, wenn er das Gefühl habe, mit jungen Leuten nicht mehr umgehen zu können. „Aber das war ja nicht der Fall“, sagt er, „so sind es noch ein paar Jahre mehr geworden.“ Jetzt fühlt es sich für den 71-Jährigen richtig an, nach 25 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen – selbst wenn ihm das Arbeiten mit jungen Menschen weiterhin liegt.

„Eigentlich wollte ich vor 25 Jahren nicht noch einen Chor“, verrät Guglhör, „ich hatte ja schon zwei Chöre und ein Orchester.“ Heute sei er glücklich über dieses Vierteljahrhundert mit dieser „verrückt kreativen Truppe“, deren „ungeheurer Leistungsfähigkeit“ und den „jungen Stimmen, die dem Klang eine zauberhaft silbrige Oberton-Hüllkurve hinzufügen“. Gerd Guglhör sei immer wieder erstaunt, mit welch’ vorbildlicher Wertschätzung füreinander sich alle begegnen.

Jeder, der am Vortragsabend singt, egal wie, werde bejubelt. Auch die Einstellung zu allen Dozenten sei wertschätzend und „einfach liab“. In den Proben gebe es Momente, „da weiß ich, dass ich immer noch der ,Chorsüchtling’ bin, als der ich vor Jahren in einem Artikel beschrieben wurde. Es ist ein Geschenk, auf so hohem Niveau Musik machen zu dürfen“.

In Action: Dirigent und Chorleiter Gerd Guglhör 2018 bei einem Konzert in Fürstenfeldbruck.
In Action: Dirigent und Chorleiter Gerd Guglhör 2018 bei einem Konzert in Fürstenfeldbruck. (Foto: Johannes Simon)

Ein Chor ist nur so gut, wie der einzelne Chorist singt. Deshalb gibt es für die Mitglieder auch Einzelunterricht. Gehörbildung, Musiktheorie und Tonsatz, sowie Inszenierungen kleiner Opernszenen runden das Unterrichtsangebot ab. Es ist so umfassend, dass es das Bestehen einer Aufnahmeprüfung für Gesang an einer Hochschule ermöglicht. „Wir sind ein ganzes Team, drei Top-Gesangslehrer und zwei erfahrene Korrepetitoren, darunter einer, der nur Oratorium und Lied betreut, eine kreative Regisseurin und hervorragende Musikstudenten für den Theorieunterricht.“

Fragt man Guglhör nach Höhepunkten der 25 Jahre, sagt er: „Es war immer besonders.“ Jedes Jahr gab es eine Uraufführung. Stets fand man Themen für die Konzerte: „Naturgewalten“ etwa oder „Endlich“ mit einem inszenierten „Totentanz“ von Hugo Distler. Dabei lagen am Ende alle um den Altar und sangen auswendig das Requiem von Peter Cornelius. Im Deutschen Museum sang man an drei verschiedenen Orten, auch im Dunkeln des Planetariums, eine halbe Stunde lang auswendig, unter anderem Schumanns „Die Sterne“. James McMillans dreichöriges Werk „Sun Dogs“ über eine Sonnenspiegelung ist auch noch innerhalb der einzelnen Stimmgruppen dreistimmig. Das sei die absolute Grenze für den Chor gewesen. „Aber wenn so etwas gelingt, ist es erfüllend.“

Guglhörs Abschiedskonzert mit dem Landesjugendchor führt nun einen großen Bogen von den weltlichen Gesängen von Brahms bis zur Moderne. Überschrieben ist es „Farewell“.

Farewell, Bayerischer Landesjugendchor, Gerd Guglhör (Ltg.) So., 22. September 2024, 19 Uhr, Isarphilharmonie

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