Süddeutsche Zeitung

Geplanter Umbau:Gasteig-Sanierung könnte fünf Jahre dauern

  • Das marode Kulturzentrum am Gasteig muss für bis zu fünf Jahre geschlossen werden.
  • Allein für die Modernisierung des Bestands ist eine mindestens zweijährige Komplettschließung notwendig.
  • Noch ist nicht klar, wann die Bauarbeiter anrücken können - derzeit wird das Jahr 2020 ins Auge gefasst.

Von Dominik Hutter

Das marode Kulturzentrum am Gasteig muss voraussichtlich 2020 für bis zu fünf Jahre geschlossen werden. Zu diesem Ergebnis sind die Experten der Stadtverwaltung bei den Planungen für die anstehende Sanierung gekommen. Demnach ist schon für die simple Modernisierung des Bestands eine mindestens zweijährige Komplettschließung notwendig. Kommen noch Verbesserungen wie eine akustisch aufgemöbelte Philharmonie hinzu, müssen sich die Münchner Philharmoniker, die Stadtbibliothek und alle weiteren Nutzer für vier bis fünf Jahre nach einer neuen Bleibe umsehen. Die Kosten liegen je nach Variante zwischen etwa 300 und fast 550 Millionen Euro, die Miete für die Interimsquartiere kommt noch dazu. Diese Summen sind allerdings sehr grob geschätzt. Das Baureferat geht von einem "hohen Unschärfegrad" aus und hat daher einen Risikopuffer eingeplant.

Ob tatsächlich 2020 die Bauarbeiter anrücken können, ist nicht abschließend geklärt. Baureferentin Rosemarie Hingerl hält den Termin für "ambitioniert, aber aus derzeitiger Sicht realistisch", steht in der Beschlussvorlage für das Stadtrats-Plenum am kommenden Mittwoch. Die Sanierung sei spätestens 2020 dringend erforderlich, da dann Teile der technischen Anlagen und des Gebäudes das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Die Entscheidung, ob neben der Grundsanierung auch mehr Räume für Veranstaltungen und ein zum Multifunktionssaal umgewandelter Carl-Orff-Saal dazukommen, ist für Mittwoch nicht geplant. Zunächst geht es nur darum, die Planungen voranzutreiben.

Bessere Bedingungen für Gastspiele

Eine Vorentscheidung ist trotzdem gefallen: Nach dem Scheitern der sogenannten Zwillingslösung spielt das Symphonieorchester des BR in den Planungen für den Gasteig keine große Rolle mehr. Die Stadt geht von der "Bespielung mit einem Hausorchester" aus, also den Philharmonikern. Allerdings sollen die Bedingungen für Gastspiele verbessert werden. Bei der Zwillingslösung wäre das BR-Orchester als gleichberechtigter Partner betrachtet und daher mit besseren Räumlichkeiten versorgt worden. Dies hätte jedoch so große Nachteile für die Philharmoniker zur Folge, dass diese Variante beerdigt wurde.

Unklar ist, in welchem Umfang nun die Philharmonie umgebaut werden soll. Ein Gutachten von 2009 ergab, dass der Saal nahezu komplett neu gebaut werden müsste, inklusive Eingriffen in die Dachkonstruktion. Anders sei der ungünstig geschnittene Raum nicht zu heilen. Der Schweizer Architekt Manuel Herz, der für die Philharmoniker 2014 eine Studie anfertigte, glaubt aber, den Saal verbessern zu können, ohne auch nur einen Stützpfeiler versetzen zu müssen - was billiger käme.

Großer Saal soll für ein großes Kino nutzbar sein

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den Philharmonikern schon länger einen optimalen Saal versprochen. Bei der Eröffnung des Filmfests am Donnerstagabend wollte er sogar einen Schritt weitergehen. Er werde sich dafür einsetzen, dass der große Saal auch für großes Kino nutzbar sei. "Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass wir die feierliche Eröffnung des Filmfestes in relativer Zukunft alle gemeinsam in einem Kinosaal in der Philharmonie erleben können", sagte Reiter.

In seinem Redemanuskript stand zwar die leicht andere Formulierung "in nicht allzu ferner Zukunft" - doch das war ihm dann doch zu mutig, gestand Reiter unter Gelächter. In dem 1984 eröffneten Gasteig sind vor allem technische Anlagen sanierungsbedürftig - Stromleitungen, Klimaanlagen und Sicherheitseinrichtungen, die Brandmeldeanlage etwa. Zudem müssen die Fußböden, das Parkett in Philharmonie, Carl-Orff-Saal und Black Box hergerichtet werden. Die 30 Jahre alten Fenster werden ausgetauscht. Ursprünglich sollte die Sanierung 2018 beginnen. Die Verschiebung auf 2020 hat zur Folge, dass einige Reparaturen auf 2018 und 2019 vorgezogen werden müssen, um den Betrieb sichern zu können. Dazu gehören eine neue Steuerung für die Bühnenmaschinerie des Carl-Orff-Saals und die Sanierung einiger Betonflächen. Die Akutmaßnahmen kosten noch einmal 7,8 Millionen Euro.

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SZ vom 26.06.2015/vewo/lime
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