Gentrifizierung:Luxus-Wohnungen mit Blick auf den Friedensengel

Gentrifizierung: Klassische Eleganz am Isarufer: Diesen Anspruch hat der geplante Neubau an der Prinzregentenstraße (links) Ecke Widenmayerstraße.

Klassische Eleganz am Isarufer: Diesen Anspruch hat der geplante Neubau an der Prinzregentenstraße (links) Ecke Widenmayerstraße.

(Foto: Schluchtmann Architekten)
  • Ein repräsentatives Gebäude mit 39 Eigentumswohnungen der gehobenen Kategorie soll an der Ecke Prinzregentenstraße und Widenmayerstraße entstehen.
  • Das Unternehmen Metropolian des Projektentwicklers Stefan Pfender entwirft das Haus mit Architektin Aika Schluchtmann.
  • Dieses Team plante bereits für das künftige Wohnhochhaus im Arabellapark, dessen Fassade vollständig begrünt sein wird.

Von Alfred Dürr

Wirklich auffällig ist dieses Wohnhaus an der Ecke Prinzregentenstraße und Widenmayerstraße nicht. Es ist ein typisches Fünfzigerjahre-Gebäude, mit einer kleinen Baumgruppe an der Ecke. Der Verkehr und der Autolärm an der Kreuzung sind beachtlich, dennoch spricht Architektin Aika Schluchtmann von einer "reizvollen Situation".

Denn auch das gehört zur Beschreibung: Die Isarauen sind nur wenige Schritte entfernt, über die Luitpoldbrücke blickt man hinauf zum Friedensengel und der Prachtbau des Maximilianeums thront in Sichtweite über dem Fluss. Kein Wunder also, dass in dieser Lage einst ein hochherrschaftliches Gebäude stand, dass jedoch im Krieg vollständig zerstört wurde.

Nun soll es genau an diesem Ort eine Neuauflage von Exklusivität geben. Ein repräsentatives Gebäude mit 39 Eigentumswohnungen der gehobenen Kategorie hat das Unternehmen Metropolian des Projektentwicklers Stefan Pfender zusammen mit Architektin Aika Schluchtmann entworfen. Dieses Team plante zum Beispiel auch für das künftige Wohnhochhaus im Arabellapark, dessen Fassade vollständig begrünt sein wird.

In die Nachbarschaft passt der Neubau durchaus. In der Widenmayerstraße stehen mächtige Bürgerhäuser mit schönen Fassaden. Das Grundstück grenzt unmittelbar an Baudenkmäler. Das betreffende Wohnhaus selbst ist allerdings kein Denkmal, obwohl einer der renommiertesten Architekten des Wiederaufbaus, Josef Wiedemann, für die Planung verantwortlich war.

Der künftige Eckbau, der über sechs beziehungsweise sieben Geschosse verfügen soll, orientiert sich an der Höhenentwicklung des bestehenden Hauses. Es soll ein neuer begrünter Innenhof entstehen, der hin zur Straße geschlossen sein wird. Die Schlafräume sind zu diesem Hof orientiert, nach vorne sollen die Fenster gegen den Lärm isoliert und mit einer speziellen Lüftungstechnik versehen werden. Die Bäume am Eck bleiben.

Erinnerungen an die Glockenbachsuiten

Wie Aika Schluchtmann sagt, sollen die Fassaden "den repräsentativen Charakter der Nachbargebäude" aufgreifen und sich an einer "klassisch traditionellen Architektursprache" orientieren. Auffallend ist die großzügige Verglasung an den Gebäudekanten, die dann auch die entsprechenden Ausblicke ermöglichen sollen.

Der geplante Neubau weckt Erinnerungen an ein anderes Luxusprojekt, das nur ein paar hundert Meter weiter an der Isar entstand. Die teuren "Glockenbachsuiten" an der Fraunhoferstraße Ecke Erhardtstraße gelten bei vielen als ein Symbol der Gentrifizierung in den Stadtvierteln. Doch dieses Thema spielte bei der jüngsten Sitzung der Stadtgestaltungskommission keine Rolle. In dem Gremium, das den Stadtrat in besonderen Baufragen berät, ging es vor allem um die "prominente Lage im Stadtbild" und wie der Entwurf für den Neubau damit umgeht.

Der Planungsexperte der CSU-Stadtratsfraktion, Walter Zöller, sprach von einer "sehr überzeugenden, wunderbaren Mischung": moderne Architektur nehme historische Bezüge auf. Sein Kollege Herbert Danner (Grüne) lobte die Begrünung des Innenhofs. Allerdings werde dessen Fläche im Vergleich zur ursprünglichen Bebauung durch die größere Masse des neuen Komplexes um ein Viertel reduziert, das sei bedauerlich.

Der Denkmalschutz spielt in diesem Fall keine Rolle

Die Architekturfachleute setzten sich hauptsächlich mit Fragen der Fassadengestaltung und der Situation der Tiefgaragenzufahrt an der Widenmayerstraße auseinander. Ein Kritikpunkt waren zum Beispiel die "verglasten Ecken" an der Hausfront. Die Kanten sollten durch stabilere Elemente ersetzt werden, lautete die Forderung.

Der Chef der Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Generalkonservator Mathias Pfeil, sagte, der Denkmalschutz spiele bei dem bestehenden Wohnhaus keine Rolle mehr. Es stamme zwar von einem bedeutenden Architekten und sei auch ein Beispiel für den Wiederaufbau nach dem Krieg. Allerdings ist es inzwischen mehrmals verändert worden, vom Ursprung ist also kaum etwas vorhanden. Das Landesamt nimmt dieses Haus zum Anlass, um in Zusammenarbeit mit der Stadt genauer zu untersuchen, in welchem Zustand ähnliche Nachkriegsgebäude außerhalb des Altstadtbereichs sind. "Wir müssen uns Strategien überlegen, wie wir damit umgehen", sagte Pfeil.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: