Süddeutsche Zeitung

Gender-Debatte:Neue Kampagne für Vielfalt

Von Inga Rahmsdorf

Der Begriff Gender polarisiert. Und er wird von verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt und häufig missbraucht. Dabei bedeutet Gender zunächst einmal nur, dass Menschen nicht nur ein biologisches Geschlecht haben, sondern auch eines, das sozial, gesellschaftliche und kulturell geprägt ist. Um den Begriff wieder positiv zu besetzen, und um ohne Mythen über das Thema zu sprechen, startet die Kampagne "Love me Gender" in München. Dafür haben sich Organisationen und Einrichtungen der Stadt zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Ziel ist es, für die Vielfalt von verschiedenen Lebensentwürfen zu werben und Kinder, Jugendliche und Erwachsen darüber zu informieren, was Gender heißt und was der Begriff mit Gleichberechtigung zu tun hat.

"Gender ist für viele Gruppen ein Kampfbegriff geworden", sagt Dani Arendt von Amanda, einem Münchner Projekt für Mädchen und junge Frauen. In den vergangenen Jahren wurden beispielsweise hitzige Diskussionen über Lehrpläne und Sexualkunde in Schulen geführt. Der Vorwurf lautete dabei, die Gender-Debatten würden dazu führen, dass Kinder viel zu früh mit Sexualität konfrontiert und verwirrt würden. Solchen Mythen wollen die Organisatoren der Kampagne nun mit Informationen und Aufklärung etwas entgegensetzen. "Gender ist nichts Schlimmes, sondern etwas, womit wir alle zu tun haben. Es steht für ein buntes Spektrum an Lebensentwürfen", sagt Arendt.

Auch die Soziologin Paula-Irene Villa von der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt die Kampagne. Es sei wichtig, den zum Teil sehr bösartigen Verdrehungen, bei denen Gender falsch verwendet werde, Informationen entgegen zu stellen, sagt die Professorin. "Niemand kann für oder gegen Gender sein. Gender ist ein Bestandteil unserer sozialen Wirklichkeit." Gender habe viel damit zu tun, wie Menschen ihren Alltag gestalten, und wie Menschen von der Gesellschaft gestaltet werden. Und das sei nun einmal veränderbar. "Das regt offenbar viele Leute auf, weil damit Ordnungsvorstellungen verknüpft sind", so Villa.

Geplant sind in München Workshops in Schulen, Vorträge, Broschüren, Musikfestivals und Infoveranstaltungen. Das genaue Programm ist noch im Aufbau. Richtig beginnen soll die Kampagne im April und dann mindestens ein Jahr lang laufen. Beteiligt sind neben Amanda unter anderem auch der Kreisjugendring, das Jugendamt, das Bildungsreferat, Pro Familia, das Münchner Forum für Mädchenarbeit und der Verein Imma.

Weitere Informationen zu der Kampagne auf der Internetseite: www.lovemegender.de

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Quelle:
SZ vom 14.03.2018
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