Süddeutsche Zeitung

Gemeinschaftsausstellung:Aus dem Dunkel

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Der ehemalige Gräfelfinger Bürgerhaus-Kiosk ist Schauplatz künstlerischer Licht-Deutungen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Licht kommt erst in Verbindung mit Dunkelheit zum Leuchten, erst durch Licht entstehen Kontraste und Schatten; Licht bringt Farben hervor und macht Strukturen sichtbar, es bringt die Dinge zum Vorschein, in all ihrer Wahrheit. Mit all diesen Aspekten von Licht haben elf Gräfelfinger Künstler gespielt und poetische, ironische, nachdenkliche und ästhetische Arbeiten zum Thema Licht geschaffen. Sie sind von diesem Samstag, 8. Februar, an eine Woche lang im "Kunstkiosk", dem ehemaligen Kiosk im Erdgeschoss des Gräfelfinger Bürgerhauses, Bahnhofsplatz 1, zu sehen.

Die Künstler sind Teil der Ateliergemeinschaft Kunstbaracke in der Steinkirchner Straße. Es ist bereits ihre zweite Gemeinschaftsausstellung im Kunstkiosk. Weil sie alle ganz unterschiedlich arbeiten - mit Pinsel und Farbe, mit Fotografie, Stein, Papier, Filz oder Holz - haben sie sich ein gemeinsames Thema für die kleine Schau im Erdgeschoß des Bürgerhauses gesucht: Licht. Nicht nur, weil es im Februar zu Mariae Lichtmess, zum Winterende hin, wieder heller wird. Auch, weil es ohne Licht keine Kunst gibt - Licht macht alles erst sichtbar.

So lässt sich Augusta Laar auf ein Spiel mit der Wahrheit ein. Sie hat einen Guckkasten geschaffen, in dessen Inneres der Betrachter durch ein Loch blicken kann. Ohne Licht ist es stockfinster darin, geht das Licht an, sieht er ein rotes Herz mit goldenen Engelsflügeln - ist das Kitsch oder eine Allegorie? "In Zeiten der wandelbaren Wahrheit kann sich jeder selbst ein Bild von der Wahrheit machen", sagt die Künstlerin über ihr Werk.

Zum genauen Hinschauen lädt auch die Arbeit der Bildhauerin Christine Seidl-Müller ein, die eine Alabasterskulptur zum Leuchten bringt. Ihre "Lichtwelle" bringt unter Lichteinfall unterschiedlichste Steinstrukturen zum Vorschein, die im Schatten verborgen sind. "Im Stein ist so viel Licht", hat die Künstlerin entdeckt, Licht erweitere die Wahrnehmung. Licht als Technik setzt Maria Sutor in ihren Werken ein: Die Papierkünstlerin hat getrocknete Pflanzen der sardischen Macchia auf präpariertes Papier gelegt und mit Sonnenlicht belichtet. Entstanden sind filigrane Fotogramme, die die klaren Konturen der Blätter und Blüten auf leuchtendes Blau bannen. Vielschichtig im wahrsten Sinne des Wortes zeigen sich die Filzarbeiten von Almuth Raupp: Durch dreilagig verwobene, zarte Gewebeschichten - als würden sich Adergefäße um ein Herz legen - dringt noch ein Rest diffuses Licht. "Innenlicht" hat sie ihre Arbeit genannt.

Und auch im Dunklen wird es Licht: Winfried Bethke, von Beruf Bühnenplastiker, der mit Maria Sutor die Ausstellung konzipierte, hat einen kleinen Bühnenkasten gebaut, einen Nachtkasten, in den Spaziergänger von außen durch die Fensterscheiben blicken können: Jeden Abend wird hier ein anderer Künstler der Ateliergemeinschaft eine kleine Inszenierung zur Schau stellen. Durch Licht in Szene gesetzt.

Die Vernissage ist am Samstag, 8. Februar, um 19 Uhr. Die Schau ist ab Sonntag, 9., bis Samstag, 15. Februar, täglich von 15 bis 19 Uhr geöffnet.

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Quelle:
SZ vom 08.02.2020
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