Der Tatort bot ein spektakuläres Bild: demolierte Autos, Scherben, Einschusslöcher. Im Oktober hatte eine Spezialkommando der Münchner Polizei eine Bande auf frischer Tat gestellt, die einen Geldautomaten in einer Filiale der Sparda-Bank in Germering sprengen wollte. Einer der Täter versuchte mit einem gestohlenen Audi zu fliehen, rammte dabei mehrere Autos der Polizei und verletzte drei Beamte. Mehr als ein Dutzend Schüsse gaben die Polizisten ab, einer traf den 27-jährigen Niederländer in die Schulter. Drei seiner Komplizen wurden kurz darauf in einer Wohnung in Gilching geschnappt. Einer konnte fliehen.
Ein halbes Jahr später haben die Ermittler nun vier weitere Frauen und Männer verhaftet, die zu der Bande von Geldautomaten-Sprengern gehören sollen, die von den Niederlanden aus über Landesgrenzen hinweg agierten. Wie das Polizeipräsidium am Freitag mitteilte, wurde bereits am Montag eine 23-jährige Frau in Amsterdam verhaftet. Am Dienstag wurden in der Region Gelderland Haftbefehle gegen zwei 25-jährige Männer sowie einen 21-Jährigen vollstreckt. Die vier Tatverdächtigen sollen in Kürze nach Bayern überstellt werden.
Germering:Zugriff am Kleinen Stachus
Tagelang überwacht die Polizei eine Gruppe Krimineller. Als die Männer in der Nacht zum Mittwoch einen Geldautomaten in Germering sprengen wollen, werden sie verhaftet. Es kommt zu Schüssen und Verletzten
In dem von der Staatsanwaltschaft München I geführten Verfahren arbeiten Ermittler aus München und aus den Niederlanden eng zusammen. Auch an den Verhaftungen in den Orten Wageningen, Ede, Arnheim und Amsterdam in dieser Woche waren Beamte des Polizeipräsidiums München beteiligt. Die Ermittlungen sind damit aber nicht abgeschlossen. Die Polizei schätzt, dass die Zahl ihrer Mitglieder bis zu einhundert Personen oder mehr umfassen könnte.
Die versuchte Automatensprengung in Germering war nicht ihr erster Auftritt in Deutschland. Die Beschuldigten sollen im Frühjahr 2018 einen Geldautomaten in einer Bank in Monheim am Rhein in Nordrhein-Westfalen gesprengt haben. Dabei dichteten sie die Ritzen des Automaten ab, füllten Gas ein und brachten es zur Explosion. Mit derselben Methode wurde im Oktober auch ein Geldautomat in Starnberg geknackt. Insgesamt konnten die Täter auf diese Weise fast eine Million Euro erbeuten. Außerdem entstand ein Sachschaden an Gebäuden und Automaten von mehr als 300 000 Euro.