Gegendemonstration:"Den Nazis die Rote Karte zeigen"

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Das Bündnis gegen Rechtsextreme will Auflagen für ihre Gegendemonstration gegen den Neonazi-Aufmarsch am kommenden Samstag ignorieren.

Von Claudia Wessel

"Wir Enkel stehen an seinem Grab/ Denken stolz an die letzten Worte/Als es das große Reich noch gab/Ehrte man Männer seiner Sorte, er bereute keinen Tag, an dem er für sein Vaterland focht." Diesen Liedtext der rechtsextremen Band "Art of Violence" spielten die Mitglieder des Münchner Bündnisses gegen Nazi-Aufmärsche gestern auf ihrer Pressekonferenz im Stadtcafé. "Liegen diese Zeilen dem Kreisverwaltungsreferat vor?"

Das war eine von vielen Fragen, die das Bündnis aufwarf. Beantwortet werden sollen sie heute auf der Pressekonferenz des Kreisverwaltungsreferats (KVR).

Warum man einen Neonazi-Aufmarsch überhaupt genehmige, und warum die Gegendemonstrationen entlang der Neonazi-Route verboten würden, waren zwei weitere Fragen, die Jan Tepperies (PDS), Martin Löwenberg (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, VVN), Max Bryn (Wahlalternative Arbeit und Gerechtigkeit), Claus Schreer (Bündnis München gegen Krieg)und Benjamin Akinlolu (Karawane) stellten.

Doch nicht nur Fragen, sondern auch Ankündigungen hatten die Vertreter des Bündnisses gegen Nazi-Aufmärsche bereit. "Den Nazis die Rote Karte zu zeigen, reicht nicht aus", erklärte Max Bryn. "Eine Rote Karte muss auch die Konsequenzen haben, das Spielfeld zu verlassen." Man wolle den Neonazis nicht nur die Ablehnung zeigen, ließ Bryn durchblicken, sondern am liebsten den gesamten Aufmarsch verhindern. "Vor allem dürfen sie nicht auf der Theresienwiese ein Konzert veranstalten!"

Auch auf ein Demonstrationsverbot durch das KVR werde man keine Rücksicht nehmen. "Wir sollen in die Nebenstraßen abgedrängt werden", so Schreer. "Unser Protest soll 200 bis 300 Meter entfernt von dem Nazi-Marsch, also außer Ruf- und Sichtweite stattfinden. Das ist ein Skandal!"

Offenbar plane man bei der Stadt, den Neonazis einen ungestörten Aufmarsch zu ermöglichen. Auf den Einwand, solche Maßnahmen seien keine politische Aussage, sondern dienten der Sicherheit, sagte Tepperies: "Das Sicherste wäre, diesen Aufmarsch gar nicht zu gestatten." Für die Flüchtlingsinitiative "Karawane" sprach Akinlolu. Er kündigte ein "Protestkochen" bereits am Freitag, 1. April, von 11 Uhr an vor der Regierung von Oberbayern, Maximilianstraße 39, an.

© SZ vom 30.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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