Gegen Kiesabbau:Freitags für den Wald

Die Planegger FDP will eine gesellschaftliche Allianz gegen den Kiesabbau im Würmtal schmieden. Gezielt sollen in diese Aktion auch Schüler eingebunden werden

Von n Rainer Rutz, Planegg

Die Planegger FDP will zur Speerspitze gegen einen weiteren Kiesabbau im Würmtal werden. Dabei wolle man überparteilich bleiben, sagten die Gemeinderäte Fritz und Christian Haugg sowie Peter von Schall-Riaucour bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Angestrebt wird ein Zusammenschluss aller Initiativen, die Mitarbeit möglichst vieler Politiker und Parteien - und vor allem der Jugend und der Jugendorganisationen. Deshalb, so erklärte Christian Haugg, habe man die Bewegung "Friday for forest im Würmtal" gegründet, die mindestens einmal im Herbst an einem Freitag zu einer groß angelegten Aktion der Würmtaler und Germeringer Gymnasien aufrufen will und schon erste Kontakte mit Lehrern und Schülern geknüpft hat: "Der Kiesabbau ist der Anlass", sagte Haugg, "wir suchen einen breiten Konsens in allen Bevölkerungsgruppen. Es geht uns darum, die ungeheure Bedeutung des Waldes im Würmtal herauszuarbeiten und alle Beteiligten - auch die Behörden - zum Nachdenken zu bewegen."

Gegen Kiesabbau: Kiesunternehmer wie hier die Firma Glück, sollen sich auf neue Geschäftszweige verlegen: das fordert die Planegger FDP und will für den Kampf gegen weiteren Abbau im Würmtal Verbündete gewinnen.

Kiesunternehmer wie hier die Firma Glück, sollen sich auf neue Geschäftszweige verlegen: das fordert die Planegger FDP und will für den Kampf gegen weiteren Abbau im Würmtal Verbündete gewinnen.

(Foto: Catherina Hess)

Peter von Schall-Riaucour sagte, mit laschen Formulierungen komme man nicht weiter. Und so lautet die Forderung der FDP auch ebenso prägnant wie radikal: "Es muss Schluss sein mit dem Kiesabbau im Würmtal." Das Kiesunternehmen Glück, so Haugg, habe "andere Optionen" zum Geldverdienen und sei auch breit aufgestellt - etwa mit dem Verkauf von Wohnmobilen. Außerdem gebe es im Großraum München etliche andere Gebiete, wo man Kies ausbeuten könne, "ohne unter Schutz stehende Wälder und damit Erholungsraum zu zerstören". Es sei technisch auch kein Problem, ein Kiesunternehmen zu verlegen. Man müsse Druck machen auf allen Ebenen.

Kritik an der Regierung

Dass ausgerechnet die Regierung von Oberbayern in Person ihres Regionsbeauftragten Gerhard Winter schon Fakten geschaffen hat, was einen möglichen Kiesabbau auf der Dickwiese bei Planegg betrifft, erbost in Planegg viele Politiker und Aktivisten. Winter hatte in seiner Eigenschaft als Beauftragter des Sachgebiets 24.2 - Würmtal - in einem Gutachten für die Regionalplanung festgestellt, es gebe in der Summe "keine regionalplanerischen Bedenken" gegen einen weiteren Kiesabbau.

In einem offenen Brief weist dies jetzt Herbert Stepp, Gemeinderat der Gruppe 21 in Planegg und Vorsitzender des "Grünzug-Netzwerks Würmtal" in scharfen Worten zurück. Man sei "enttäuscht" von der Einschätzung, heißt es, denn "die Bedenken seien zwar aufgelistet", aber nicht ausreichend gewürdigt worden. Immerhin handle es sich bei der Dickwiese unter anderem um eine Fläche, die als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden solle und auch nicht als Vorrangfläche für Kiesabbau festgelegt sei. Es liege also "zwingend ein öffentliches Interesse vor", wenn es um eine Zustimmung zum Kiesabbau gehe. Durch die Stellungnahme der Regierung werde "die gesamte Regionalplanung entwertet". Das eigentliche Thema, so Stepp, liege "doch darin, dass der Antragsteller seine Felle davonschwimmen sieht, auf der Vorrangfläche 84 weiter auskiesen zu können" - dem Areal im Forst Kasten. Die Regionalplanung dürfe sich aber "nicht zum Handlanger dieses Unternehmens machen", fordert Stepp.rar

Christian Haugg, Jurist, hat sich nach eigenen Aussagen die Unterlagen und Gutachten zum Abbau der Kiesfläche auf der Planegger Dickwiese genau angeschaut: "Es ist unglaublich, was da für Fehler zu finden sind und mit welchen Behauptungen da gearbeitet wird." Allein die Missachtung der von der Bayerischen Staatsregierung selbst postulierten Grundsätze zum "Schutzgut Natur" - "alles hochrangige Flächen, die eine Erholungsfunktion haben und womöglich auch der Trinkwasserversorgung dienen" - sei ein Skandal. Man zweifle auch die Bedarfsanalysen der Kiesunternehmer an und werde deshalb auf der Sondersitzung des Planegger Gemeinderats im September einen Antrag für eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die 24,4 Hektar Wald auf der Dickwiese einbringen. Außerdem stehe es der Gemeinde gut an, selbst ein Gutachten erstellen zu lassen.

In diesem Zusammenhang meinten die drei Gemeinderäte, man müsse "endlich auch mal die Namen nennen, die mit dem Kiesabbau im Würmtal zusammenhängen." In erster Linie sei das "der Waldbesitzer Hubert Freiherr von Hirsch, und genau den müssen wir in die Pflicht nehmen". Fritz Haugg meinte: "Wir müssen Ross und Reiter nennen." Das Thema Kiesabbau werde im gerade beginnenden Kommunalwahlkampf eine herausragende Rolle spielen, so von Schall-Riaucour. Der Bürgermeister-Kandidat der FDP - möglicherweise er selbst - werde hierbei mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten, um weiteren Kiesabbau zu verhindern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: