Gefängnisstrafe nach Sex mit 13-Jähriger:Missbrauch mit Zeugen

Ein 24-Jähriger hat Sex mit einer 13-Jährigen und jedes Mal sind andere Männer dabei. Das Landgericht München hat den jungen Mann jetzt zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt - er sei nicht nur Täter, sondern "fast schon irgendwie das Opfer".

Andreas Salch

Panagiotis G., 24, hatte viermal Sex mit einem erst 13-jährigen Mädchen. Jedes Mal, wenn er das Kind missbrauchte, waren andere junge Männer im Alter zwischen 16 und 21 Jahren mit dabei. Manchmal zwei, einmal sogar vier. Sie vergingen sich stets gemeinsam an der Schülerin. Doch nach Ansicht von Gericht und Staatsanwaltschaft am Landgericht München I ist Panagiotis G. nicht nur Täter, sondern "fast schon irgendwie das Opfer".

Am Donnerstag musste sich der Einzelhandelskaufmann vor einem Schöffengericht am Amtsgericht München verantworten. Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in vier Fällen wurde er zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Der Verteidiger des 24-Jährigen, Rechtsanwalt Sewarion Kirkitadse, kündigte umgehend an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Es seien "drei sehr unglückliche Umstände gewesen", die zu den Übergriffen geführt hätten, meinte der Vertreter der Staatsanwaltschaft bei seinem Plädoyer. Eine Geschädigte, die offenbar nicht in der Lage sei, ihre "sexuelle Selbstbestimmtheit vernünftig auszuüben". Der Cousin des Angeklagten, mit dem die 13-jährige Schülerin befreundet war, sowie Personen, die keinerlei Bedenken gehabt hätten, Sex mit einer 13-jährigen Schülerin zu haben.

Anfang März hatte Panagiotis G. einen Anruf von seinem damals 15-jährigen Cousin erhalten. Er sagte, seine Freundin wolle mit ihnen beiden Sex haben. Dazu kam es auch. Im Keller des Hauses in Ramersdorf, in dem der 15-Jährige mit seinen Eltern wohnt. In den drei folgenden Wochen trafen sich G. und sein Cousin sowie andere Jugendliche drei weitere Male und hatten Sex mit der 13-Jährigen in dem Keller. Ein andermal hatten sich die Jugendlichen bei den Riem-Arcaden verabredet. Anschließend kam es hinter der dortigen Kirche zum Sex mit dem Mädchen. Panagiotis G.s Cousin musste sich bereits für die Taten verantworten.

Was er sich dabei gedacht habe, als ihn sein Cousin dazu eingeladen habe, mit dessen Freundin Sex zu haben, fragte der Vorsitzende Richter Andreas Forstner Panagiotis G. "Sie wollte es auch", erwiderte der 24-Jährige. Sie habe versichert, dass sie "damit kein Problem" habe. Außerdem habe er zuerst gar nicht gewusst, wie alt die Schülerin sei, sagte der Einzelhandelskaufmann, der über seinen Verteidiger sämtliche Vorwürfe einräumte.

Wie sich das Mädchen präsentiert habe, wollte der Vorsitzende wissen. "Eher aufreizend. Offenes Dekolleté und High Heels", antwortete der Angeklagte. Er habe nie gedacht, dass sie erst 13 Jahre alt sei. Als sie es ihm gesagt habe, habe er es ihr nicht geglaubt. "Ich lachte über die Altersangabe und habe nichts weiter dabei gedacht."

Als Richter Forstner Fotos des Mädchens in den Akten ansieht, meinte er: "Die schaut nicht aus wie 13." Ende März erstattete die Schülerin Anzeige bei der Polizei. Zu diesem Zeitpunkt kursierten bereits Filme auf den Handys von Mitschülern der 13-Jährigen. Sie zeigen sie beim Sex mit drei der jungen Männer. Das Mädchen, so die Staatsanwaltschaft, sei aus Scham seither nicht mehr zur Schule gegangen.

Der Angeklagte habe gewusst, wie alt die Schülerin ist. Und er habe auch gewusst, dass das, was er tat, strafbar ist, sagte Richter Andreas Forstner bei der Urteilsbegründung. Dennoch habe er weitergemacht. Doch der Angeklagte sei kein "Kinderschänder", erklärte der Richter.

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