Gefälschte Biermarken:Riesen Wiesn-Schwindel

Das Oktoberfest hat seinen ersten Skandal: In noch nie gekanntem Umfang sind Biermarken-Blüten aufgetaucht. Glück für die Wirte, dass dies bereits am Anfang der Wiesn aufgedeckt wurde.

Von Monika Maier-Albang

Mehrere tausend gefälschte Biermarken in Form von Papiercoupons und Chips konnte die Polizei bis zum Dienstag sicherstellen. Wie viele Marken bereits in Umlauf gelangt sind, ist noch unklar. Den Fälschern ist die Polizei durch verdeckte Ermittlungen auf die Schliche gekommen, nachdem zivilen Mitgliedern der Wiesnwache getürkte Biermarken angeboten worden waren.

Während die originalen Biermarken in den Wiesnbüros der Festzelte rund sieben Euro gekostet hätten, verscherbelten die Fälscher ihre Kopien für drei Euro das Stück - also für weniger als die Hälfte.

Ob die Fälscher aus dem Umfeld der Festzelte selbst stammen, dazu schwieg sich die Polizei gestern mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen ebenso aus wie über die Vertriebswege der Kopien. Möglicherweise wurden diese übers Internet angeboten.

Auch die betroffenen Wirte waren gehalten, sich zu dem Fall nicht öffentlich zu äußern. Des einen aber darf man sicher sein: Sie sind der Polizei äußerst dankbar, dass die Fälschungen schon nach zwei Tagen und nicht erst nach zwei Wochen aufflogen.

Offenbar sind die Fälscher recht professionell ans Werk gegangen: Die Wertmarken sehen so täuschend echt aus, dass selbst die Bedienungen schon sehr genau hinsehen müssten, um die Biermarkenblüten vom Original unterscheiden zu können - aber welche Bedienung hat im Wiesnrummel Muße, zu überprüfen, ob die Marke mit einer registrierten Nummer versehen ist?

Die Polizei warnt nun dringend vor dem Kauf solcher gefälschten Biermarken. Wer wissentlich gefälschte Marken kauft, weiterverkauft oder im Bierzelt einlöst, "begeht kein Kavaliersdelikt, sondern wird wegen Betrugs strafrechtlich zur Verantwortung gezogen", so ein Polizeisprecher.

Noch nie von solch guter Qualität

Eine Fälschung von Wiesn-Wertmarken in diesem Umfang ist der Polizei bislang noch nie untergekommen. Bereits in den vergangenen Jahren tauchten hin und wieder kopierte Marken auf, aber noch nie von solch guter Qualität. Die Wirte lassen ihre Marken jedes Jahr neu gestalten und in neuen Farben drucken - eben um Fälschungen vorzubeugen.

Doch bereits rund sechs Wochen vor Wiesnbeginn sind die Marken im Vorverkauf zu erhalten. Dieser Zeitraum steht den Fälschern also auf jeden Fall zur Verfügung; mehr Zeit noch hätten sie, falls es Mittelsmänner im Festzeltbetrieb gibt, was so mancher dort - ohne zitiert werden zu wollen - ob der immensen Zahl der Kopien nicht ausschließen will.

Im Winzerer Fähndl werden für den Bierverkauf orange Plastikchips verwendet. Die Fälschung erkennt man nur unter Schwarzlicht - oder bei genauer Betrachtung an einem unschärferen Druckbild. Auch ist das Wort "Bier" bei der Fälschung enger geschrieben als beim Original.

Im Armbrustschützenzelt werden orangerote Wertmarken in Papierform verwendet. Sie haben eine Größe von 8,5 auf 8,5 Zentimetern - und sind damit genauso groß wie die Fälschungen. Allerdings ist beim Original das Papier durchgängig rot gefärbt, reißt man hingegen die Fälschung ein, sind weiße Papierfasern zu sehen. Die gefälschten Wertmarken der Bräurosl sind wie das Original aus blauem Papier. Auch hier ist ein Unterschied zu den Fälschungen nur zu erkennen, wenn man die Marken einreißt: Das Papier ist innen weiß.

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