Gefährlicher Trend:Feuerwehr warnt vor Bioethanol-Öfen

Bioethanolkamin

Für Bioethanol gilt: Die Flamme löschen und den Ofen kalt werden lassen vor dem Nachfüllen.

(Foto: picture alliance / dpa Themendie)
  • Bioethanol-Öfen liegen im Trend, denn sie sind günstig und sehen schick aus.
  • Doch Feuerwehr und Stiftung Warentest warnen vor dieser Deko.
  • Bei Unfällen starb eine 61-jährige Frau, zwei Menschen erlitten schwerste Brandverletzungen, drei weitere Rauchvergiftungen.

Von Martin Bernstein

Sie sehen schick aus. Und teuer sind sie auch nicht. Doch die Stiftung Warentest stuft Bioethanol-Kamine als "brandgefährliche Deko" ein. In München hat sich das in den vergangenen Tagen auf schlimme Weise bewahrheitet. Bei Unfällen mit ethanolgespeisten Feuerstellen starb eine 61-jährige Frau, zwei Menschen erlitten schwerste Brandverletzungen, drei weitere Rauchvergiftungen. Es sind nicht die ersten derartigen Unfälle im Großraum München.

Die Verbrennungen, die Opfer von Ethanolbränden erleiden, sind nach Angaben von Unfallmedizinern besonders tief und ausgedehnt. Zündendes Ethanol erzeuge Temperaturen von knapp 400 Grad, oft gebe es regelrechte Explosionen mit Druckwellen. Derartiges hat sich offenbar in der Silvesternacht auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses an der Unterbiberger Straße in Altperlach zugetragen. Nach Ermittlungen der Brandfahnder hatte ein 68-jähriger Mann auf seinem Balkon einen sogenannten Feuertopf betrieben. Beim Nachfüllen des Bioethanols entstand eine Stichflamme. Denn das Nachfüllen ist nach Angaben der Münchner Berufsfeuerwehr die größte Gefahr.

Ein 68-Jähriger starb an seinen schweren Verletzungen

Wenn die Feuerstelle noch heiß ist, kann der nachgekippte Alkohol verdampfen oder sich sofort entzünden. Es kommt zur Katastrophe - wie in Perlach. Schlagartig standen die auf dem Balkon gelagerten Gegenstände sowie Teile der Balkonverkleidung in Flammen. Der 68 Jahre alte Mann zog sich dabei schwere Verbrennungen an den Händen zu, seine sieben Jahre jüngere Frau erlitt starke Verbrennungen am Oberkörper. Neun Tage danach ist sie jetzt am Montag in einem Münchner Krankenhaus gestorben.

Der Brand in der Silvesternacht hatte auf die Wohnung übergegriffen, danach weitere Räume und sogar den Dachstuhl in dem Mehrfamilienhaus erfasst. Zwei weitere Personen, eine 38-jährige Frau und ein 23-jähriger Mann, erlitten dabei Rauchgasvergiftungen, die ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden mussten. Das gesamte Anwesen wurde durch den Brand unbewohnbar.

Nur fünf Tage später ereignete sich in der Bogenhausener Friedrich-Herschel-Straße ein ganz ähnlicher Unfall. Nach Angaben eines Polizeisprechers wollte ein 50-jähriger Mann in einen im Wohnzimmer stehenden Ofen flüssiges Ethanol aus einem Kanister nachfüllen. Und wieder passierte Schreckliches: Bei einer Verpuffung entstand eine riesige Stichflamme, die nicht nur den Ofen, sondern auch den Ethanolbehälter schlagartig entzündete, den der Mann noch in der Hand hielt. Die Glasscheibe der Wohnzimmertüre barst, die Druckwelle verteilte Splitter in der Wohnung, eine weitere Zimmertür wurde aus den Angeln gedrückt. Der Fernseher, mehrere Elektrogeräte und ein Regal standen in Flammen.

Der Mann war einer regelrechten Feuerwalze ausgesetzt. Ein Drittel seiner Körperoberfläche wurden verbrannt. Der Patient wurde sofort in eine Spezialklinik gebracht und dort ins künstliche Koma versetzt. Die 45-jährige Lebensgefährtin des Mannes hatte Glück im Unglück. Weil sie sich gerade in einem anderen Raum aufhielt, kam sie mit einer Rauchgasvergiftung davon.

Ähnliche Unfälle hatten sich Mitte März in Milbertshofen und Anfang Dezember in Dachau ereignet. In Dachau musste ein 38 Jahre alter Wohnungsinhaber nach einer Verpuffung beim Befüllen einer noch heißen Ethanol-Lampe mit schweren Brandverletzungen in eine Spezialklinik geflogen werden. Die Feuerwehr rät zu äußerster Vorsicht beim Umgang mit Bioethanol-Öfen. Man dürfe nie mehr Alkohol einfüllen, als vom Hersteller empfohlen. Und: "Insbesondere ein Nachfüllen im erhitzten Zustand führt immer wieder zu schweren Unfällen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: