Süddeutsche Zeitung

Gefährliche Tiere in München:Vogelspinne zugelaufen

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Wem gehört die gefährliche Ornamentvogelspinne, die plötzlich in einer Wohnung in Milbertshofen aufgetaucht ist? Der Besitzer hat sich noch nicht gemeldet - vielleicht weil er das Tier illegal hielt.

Von Christoph Meyer

Wem gehört die gefährliche Ornamentsvogelspinne, die plötzlich in einer Wohnung in Milbertshofen aufgetaucht ist? Laut der Auffangstation für Reptilien, die das Tier inzwischen aufgenommen hat, kann sie nicht von weit her gekommen sein. Wahrscheinlich ist also, dass sie einem Nachbarn ausgebüxt ist.

Doch bislang hat sich kein Besitzer gemeldet. Dabei muss der zumindest von der Feuerwehr, die das Tier abholte, keine Rechnung befürchten. "Das fällt unter die Rubrik Tierrettung und ist kostenlos", sagte ein Sprecher der Münchner Berufsfeuerwehr. Auch mit einer Strafe muss er nicht rechnen. Das Innenministerium sieht für solche Fälle nur ein Bußgeld vor - solange die Spinne niemanden beißt.

Die Frau in Milbertshofen, der das Tier in ihrer eigenen Wohnung im dritten Stock vor die Füße gekrabbelt war, hatte Glück - ihr ist nichts passiert. Ein Biss der Ornamentsvogelspinne ist nach Angaben einer Tierärztin der Auffangstation für Reptilien zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich.

Das Tier der Gattung Poecilotheria wird dennoch in Bayern, anders als etwa in Baden-Württemberg, auf einer Liste gefährlicher Tiere geführt, die nur mit einer Genehmigung des Kreisverwaltungsreferats (KVR) gehalten werden dürfen. Drei Seiten ist die Liste lang, unter anderem werden dort Killerwale, Nashörner und Krokodile geführt, auch wenn man sich die kaum als Haustier in München vorstellen kann.

Laut KVR wurden in den vergangenen 15 Jahren etwa 300 solcher gefährlichen Tiere genehmigt. Die wenigsten davon sind allerdings Haustiere. Um als Privatperson eine Erlaubnis zu bekommen, muss man nachweisen, dass man ein berechtigtes Interesse an der Haltung hat. Das gilt etwa für Wissenschaftler oder Züchter. Außerdem müssen Halter entsprechende Kenntnisse vorweisen und eine spezielle Versicherung - Schäden durch exotische Tiere werden von der normalen Haftpflichtversicherung nicht gedeckt.

Viele illegale Tiere

Ob der Besitzer der Spinne aus Milbertshofen eine solche Genehmigung hatte, ist zumindest zweifelhaft. "In München sind derzeit etwa 20 Personen und Institutionen überhaupt berechtigt und viele davon sind professionelle Züchter, Händler oder Zirkusbetreiber", sagte eine KVR-Sprecherin. Sie befürchtet: "Die Zahl der illegal gehaltenen gefährlichen Tiere ist wahrscheinlich sehr hoch."

Dennoch muss in München die Feuerwehr jedes Jahr nur zwei bis drei Mal wegen gefährlicher Tiere ausrücken. Noch seltener kommt es zu Bissen giftiger Tiere, die ein Gegenmittel notwendig machen. Dabei gibt es davon in München genug: Im toxikologischen Institut des Klinikums rechts der Isar gibt es eines der größten Gegengift-Depots bundesweit. "Wir bekommen jeden Monat Anfragen aus ganz Deutschland für Gegenmittel vor allem wegen Schlangenbissen", sagte Leiter Florian Eyer.

Sollte sich der Besitzer der Ornamentsvogelspinne aus Milbertshofen nicht melden, wird das Tier wahrscheinlich an einen neuen Besitzer weitervermittelt - falls ein Münchner die Spinne als Haustier will. Und eine Erlaubnis für die Haltung hat. Zoohändler raten übrigens, Vogelspinnen immer in einem abschließbaren Terrarium zu halten. Je nach Größe könnte die Spinne sonst die Schiebetüren aus Glas selbst öffnen.

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