Geburtenrekord:Baby-Boom in der Schnuller-Hauptstadt

Dresden weiter Deutschlands Geburtenhauptstadt

Um Schwangere bereits vorab von der eigenen Klinik zu überzeugen, lassen sich die Träger einiges einfallen.

(Foto: dpa)

Die Münchner Kliniken verzeichnen bis jetzt deutlich mehr Geburten als im Jahr 2013. Die Entbindungsstationen sind voll. Das gilt selbst für das Klinikum in Großhadern, in dem eine Hebamme versucht haben soll, vier Mütter und ihre Neugeborenen zu töten.

Von Anne Kostrzewa

Erst acht Minuten war das neue Jahr heuer alt, da konnte die Stadt bereits ihren nächsten Einwohner begrüßen: Mit seiner Geburt läutete Baby Mihael in der Neujahrsnacht das nächste Geburtenrekordjahr in München ein. Alle Kliniken der Stadt verzeichnen bis Ende August deutlich mehr Geburten als im Vorjahr um diese Zeit. Besonders deutlich bekamen diesen Anstieg im ersten Halbjahr die Mitarbeiter im Klinikum Neuperlach zu spüren, wo auch der kleine Mihael zur Welt kam.

Hier haben heuer mit 771 Frauen (Stand Mittwoch) bereits rund 200 Schwangere mehr entbunden als im Vorjahreszeitraum. Im Klinikum Dritter Orden in Nymphenburg kamen heuer schon rund 100 Kinder mehr zur Welt als im Vorjahr bis Ende August. Und obwohl die Klinik ihr Bettenkontingent gerade erweitert hat und mit acht Kreißsälen über die meisten Geburtsräume der Stadt verfügt, sind auf der Anmeldeliste, mit der der Dritte Orden seine Geburten koordiniert, erst ab März 2015 wieder Plätze frei.

Bereits im achten Jahr in Folge steigen in München die Geburtenzahlen an. Der Wert von 15 951 Entbindungen im Jahr 2013 wird in der Landeshauptstadt heuer erneut gebrochen werden. Dieser Trend macht auch vor dem Klinikum Großhadern nicht halt. Dessen Entbindungsstation war im Juli durch den Verdacht erschüttert worden, eine Hebamme habe versucht, vier Mütter und ihre Neugeborenen zu töten.

Auch hier erblickten bereits rund 100 Kinder mehr das Licht der Welt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, Donnerstagmittag lag der Stand der Geburten in Großhadern bei 1238, mehr gab es nur in Schwabing (1387 Geburten) und Harlaching (1251), sowie im Rotkreuzklinikum (2200). "Wir bekommen von unseren Patienten die Rückmeldung, dass sie sich bei uns besonders sicher fühlen, weil wir die Vorfälle so schnell bemerkt haben", sagt Uwe Hasbargen, Leiter des Perinatalzentrums Geburtshilfe und stellvertretender Klinikleiter in Großhadern.

220 reguläre Geburten pro Monat

Ein Rückgang im Patientenaufkommen sei nach Bekanntwerden der Fälle im Kreißsaal nicht zu bemerken gewesen, so Hasbargen. Mehrere Tage sei es auf der Entbindungsstation heuer sogar schon so voll gewesen, dass Patientinnen vor der Entbindung in andere Kliniken verlegt werden mussten.

Bei der Ausarbeitung der Kontingentpläne lassen die Kliniken stets einen Puffer für Notfälle und Frühgeburten, um im konkreten Fall sofort reagieren zu können. Wer bereits in den Wehen liege, werde auf keinen Fall abgeweisen, betont Raphael Diecke, Sprecher der Städtischen Kliniken. Auch im Klinikum Dritter Orden sei man jederzeit auf Notfallpatienten eingestellt, sagt Franz Edler von Koch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Nymphenburg. Um den eigenen Ansprüchen an Qualität und Sicherheit bei jeder Geburt gerecht zu werden, plane man beim Dritten Orden mit bis zu 220 regulären Geburten pro Monat.

Wo werdende Papas Bundesliga schauen können

"Im Notfall könnten wir unsere Zimmer aber auch mit mehr Patientinnen belegen", sagt von Koch. Dennoch empfehle er schwangeren Frauen, sich frühzeitig für eine Klinik zu entscheiden, um beim Einsetzen der Wehen zu wissen, wohin es geht und was einen vor Ort erwartet. Im Falle des Dritten Ordens beginne die Betreuung durch die zuständige Hebamme dann bereits vor der Geburt, auch deshalb ist die Klinik sehr gefragt.

Um Schwangere bereits vorab von der eigenen Klinik zu überzeugen, lassen sich die Träger einiges einfallen: In Schwabing wurde die Kinderklinik saniert, in speziellen Väter-Bereichen sollen sich auch die werdenden Papas wohl fühlen - und sogar Bundesliga schauen können, um die Wartezeit auf den Nachwuchs zu überbrücken. Mit ganzheitlichen Nachsorge-Angeboten wie Stillberatungen oder Vorbereitungskursen für werdende Geschwisterkinder stärken die Kliniken die Bindung an ihre Patienten über die Geburt hinaus.

Dass die Geburtenzahlen in München stetig steigen, während sie im Rest der Republik rückläufig sind, hat für Franz Edler von Koch vom Dritten Orden einen einfachen Grund: "München ist gerade für Familien unglaublich attraktiv. Das soziale Unfeld stimmt, die Schulen sind gut und die Stadt ist sicher."

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