Gebühren für Leerung der Tonnen stabil:Gutes Geschäft mit Münchens Müll

Für die Leerung ihrer Mülltonnen zahlen die Münchner kaum mehr als im Jahr 1993. Auch im kommenden Jahr werden die Gebühren nicht erhöht - weil die Münchner ihren Abfall so gut trennen.

Melanie Staudinger

Es sind turbulente zwölf Monate gewesen für den Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM). Das will der kommissarische erste Werkleiter Axel Markwardt bei der traditionellen Jahresabschlusspressekonferenz am Mittwoch auch gar nicht verschweigen. "Wir hatten eine stürmische Zeit zu überstehen", sagt er.

Gebühren für Leerung der Tonnen stabil: 2011 sammelte der AWM 314.000 Tonnen Restmüll, 102.000 Tonnen Papier und 42.000 Tonnen Bioabfall.

2011 sammelte der AWM 314.000 Tonnen Restmüll, 102.000 Tonnen Papier und 42.000 Tonnen Bioabfall.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Auf die Details geht er nicht ein. Kein Wort zum Millionenpfusch am Neubau der AWM-Zentrale am Georg-Brauchle-Ring, zu den verschwundenen Dokumenten, die eventuell belegen könnten, wer die Gewährleistungsfristen für das eingestützte Carport-Dach und die undichte Tiefgarage versäumt hat, zum Vorwurf der intransparenten Gebührenkalkulation der Münchner Familie Kranz, die noch immer vor Gericht Akteneinsicht erstreitet. Heute aber will Markwardt auf die "Kernkompetenzen" des kommunalen Eigenbetriebs verweisen - und er hat durchaus gute Nachrichten.

So erhöht der AWM im kommenden Jahr die Müllgebühren nicht. "Aus heutiger Sicht", so sagt der erste Werkleiter, können sich die Münchner auch 2013 und 2014 auf stabile Preise einstellen. Für eine 120-Liter-Tonne bezahlen sie bei 14-tägiger Leerung 180 Euro. Im Schnitt wenden sie 1,50 Euro pro Woche für ihre Abfallentsorgung auf. Der zweite Werkleiter Helmut Schmidt hat sich in den angrenzenden Landkreisen umgehört. Bis zu 352 Euro müssten die Bürger dort für die Müllabfuhr ausgeben, sagt er.

In der Landeshauptstadt gebe es zusätzliche Leistungen, die auf dem Land nicht oder nur gegen Entgelt angeboten werden. So holten die AWM-Mitarbeiter bei fast allen Haushalten die Tonnen direkt am Gebäude ab, während die Menschen im Umland ihre Tonnen oft selbst auf die Straße stellen müssten. In den zwölf Wertstoffhöfen könnten haushaltsübliche Mengen kostenlos abgegeben werden, in der Region werde teilweise eine Extragebühr fällig, sagt Schmidt.

Seit Beginn der 1990er Jahre gebe es in München das Drei-Tonnen-System mit eigenen Gefäßen für Restmüll, Papier und Bioabfälle. "Das hat sich bewährt", erklärt Markwardt. Die Einführung einer gelben Tonne oder eines gelben Sackes für Verbundstoffe lehnt er ab. Das sei ökologisch nicht sinnvoll, weil sich viele Kunststoffe aufgrund ihrer unbestimmten Materialzusammensetzung ohnehin nicht recyceln ließen. Zudem würden die Bürger ein "Mehrfaches" bezahlen als im jetzigen System.

Trennfreudig aber sind die Münchner. 2011 sammelte der AWM 314.000 Tonnen Restmüll. Trotz Einwohnerzuwachs entspricht das lediglich einer Zunahme um circa ein Prozent. Auf der anderen Seite registrierte der Betrieb in diesem Jahr im Schnitt vier Prozent mehr Papier- und Bioabfall (102.000 Tonnen Papier und 42.000 Tonnen Bioabfall). "Unsere Kunden trennen sehr sorgfältig", sagt Markwardt.

Und sie tun damit nicht nur der Umwelt, sondern auch ihrem Geldbeutel einen Gefallen. Die Verbrennung des Restmülls kostet nämlich viel Geld, Wertstoffe hingegen werden weiterverwertet. Wie Schmidt erklärt, zahlen AWM-Kunden heute in etwa so viel wie im Jahr 1993. Neben der Mülltrennung tragen ihm zufolge eine konsequente Arbeitsverdichtung, etwa weniger Touren, die eigene Werkstatt in der neuen Zentrale, die effiziente Auslastung der Müllverbrennungsanlage und gute Erlöse durch Papier- und Metallverwertung zu den stabil niedrigen Gebühren bei.

Für Brigitta und Wolfgang Kranz aus Waldperlach sind die Abgaben aber immer noch zu hoch. Wenn der AWM nicht derart hohe Rückstellungen bilden würde, so ihre Argumentation, könnte die Müllabfuhr auch viel günstiger sein. Das Ehepaar wehrt sich seit sechs Jahren gegen die "undurchsichtige Gebührenstruktur", die Gerichte konnten die Parteien bisher nicht befrieden. Jetzt haben sie erneut Widerspruch gegen ihre Bescheide von 2010 und 2011 eingelegt. AWM und Familie Kranz werden sich wohl wieder vor Gericht treffen. "Ich lasse das nicht auf sich beruhen", sagt Brigitta Kranz.

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