Gebrauchtwagen bei Ebay:Betrügerbande prellt Kunden um halbe Million Euro

Gebrauchtwagen bei Ebay: Verlockende Angebote: Gebrauchtwagen bei Ebay.

Verlockende Angebote: Gebrauchtwagen bei Ebay.

Auto-Suggestion: Eine rumänische Betrügerbande hat Kunden europaweit um eine halbe Million Euro gebracht. Die Männer haben über das Internetportal Ebay Gebrauchtwagen angeboten und Geld einkassiert für Autos, die es gar nicht gibt.

Von Christian Rost

Eine rumänische Betrügerbande hat von München und Wien aus Käufer von Gebrauchtwagen in ganz Europa betrogen. Ein führendes Bandenmitglied und zwei seiner Helfershelfer mussten sich deswegen am Montag am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor, bei Ebay im Internet fiktive Autoanzeigen geschaltet und 61 Interessenten um insgesamt 458.000 Euro gebracht zu haben.

Dieser Fall verdeutlicht eindrucksvoll die Gefahren des Internets. Wer sich ohne Absicherung leichtfertig auf Geschäfte im World-Wide-Web einlässt, muss damit rechnen, Betrügern aufzusitzen. Die insgesamt achtköpfige Bande um den 46-jährigen Ioan T. und den 31-jährigen Calin S. inszenierte auf professionelle Weise Autogeschäfte, um an das Geld argloser Interessenten zu kommen.

Die Bandenmitglieder aus der 200.000-Einwohner Stadt Oradea an der rumänischen-ungarischen Grenze stellten zunächst im Verkaufsportal Ebay unter der Rubrik Gebrauchtwagen eine ganze Reihe gefälschter Anzeigen von Fahrzeugen ein. Wie die Polizei anhand der Computerdaten ermitteln konnte, nahmen sie dann per E-Mail Kontakt zu Interessenten aus Frankreich, England, den Niederlanden, aus Italien oder auch Irland auf und schlossen Kaufverträge ab. Die potenziellen Käufer wurden angewiesen, den jeweiligen Preis für die Fahrzeug auf Münchner und Wiener Bankkonten zu überweisen.

Um ihre Opfer in Sicherheit zu wiegen, spiegelten die Rumänen vor, es handle sich um Sperrkonten, die bis zur Auslieferung der Autos nicht angetastet werden könnten. Tatsächlich räumten eigens nach München und Wien entsandte Bandenmitglieder die Konten in mehreren Tranchen bis auf wenige hundert Euro leer und verschwanden mit dem Geld. Die 61 Autokäufer überwiesen zusammen 545.000 Euro, wovon die Bande bis zum Zugriff der Polizei letztlich 458.000 Euro abheben konnte.

Geld überwiesen - und spurlos verschwunden

Vier Bandenmitglieder hatten mit gefälschten finnischen, ungarischen und spanischen Pässen Scheinwohnsitze in München und Wien angemeldet. In der bayerischen Landeshauptstadt eröffneten sie dann Ende Februar 2008 bei der Hypo-Vereinsbank, der Stadtsparkasse, der Deutschen oder auch der Dresdner Bank ebenfalls mit den falschen Papieren, bei denen einfach die Passfotos ausgetauscht worden waren, mehrere Konten. Auf diese Konten zahlen die Gebrauchtwagen-Interessenten Summen zwischen 4000 und 13.000 Euro unter dem Stichwort "Kaufpreiszahlungen" ein. Dimitri D. aus einer kleinen Gemeinde in Westfrankreich überwies zum Beispiel 12.990 Euro für einen VW Tiguan. Von den angeblichen Verkäufern hörte er - wie auch die anderen Geschädigten - dann nichts mehr.

Das Geld teilten die Bandenmitglieder unter sich auf. Laut Anklage durften die sogenannten Konto-Eröffner zehn Prozent der Gesamtsumme für sich behalten, ehe sie das Geld an den 26-jährigen Mitangeklagten Ioan B. weiterreichten. B. fungierte in Deutschland offenbar als eine Art Statthalter. Er behielt 20 Prozent für sich und lieferte den Rest bei seinen Hintermännern um Ioan T. und Calin S. ab.

Auf Anraten seines Verteidigers Sewarion Kirkitadse rang sich schließlich Calin S. zu einem Geständnis durch. Ioan T. folgte dem Beispiel zähneknirschend. Beide erhielten viereinhalb Jahre Haft. Das Verfahren gegen Ioan B. hingegen stellte die achte Strafkammer ein, weil der Mann bereits in Dresden eine sechsjährige Haftstrafe absitzt. Ohne die Geständnisse hätte das Gericht sämtliche Geschädigte als Zeugen einfliegen lassen müssen. Vier andere Bandenmitglieder sind wegen der Betrügereien bereits verurteilt worden.

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