Gastronomie:Versorgungslücke im Hofgarten

Gastronomie: Alfons Kifmann (Mitte) ist begeisterter Boule-Spieler und setzt sich dafür ein, dass er und seine Kollegen im Hofgarten wieder Getränke kaufen können.

Alfons Kifmann (Mitte) ist begeisterter Boule-Spieler und setzt sich dafür ein, dass er und seine Kollegen im Hofgarten wieder Getränke kaufen können.

(Foto: Robert Haas)

Im neuen Tambosi geht es vornehmer zu als früher, die Boulespieler kommen nicht mehr so einfach an Getränke. An einen Tisch setzen? Unpraktisch. Glas? Zu gefährlich. Die Lösung ist aus Plexiglas.

Von Thomas Anlauf

Nirgendwo ist München so mediterran wie im Hofgarten. Herzog Maximilian I. ließ den Park nach dem Vorbild der italienischen Renaissancegärten anlegen. Auf den Kieswegen flanieren Münchner und Touristen gleichermaßen, die Besucher des Café Tambosi genießen den Blick von edlen Holztischen in die Grünanlage. Direkt nebenan vor den Arkaden ist das Klackern der Kugeln zu hören, wo sich die Boulespieler jeden Tag treffen. Es ist ein friedlicher Ort, hier heißt es: leben und leben lassen. Doch einige Boulespieler fühlen sich nun ausgegrenzt.

Nicht dass ihnen die Schlösserverwaltung plötzlich das Spielen auf den Kiesflächen untersagen würde. Die Boulespieler sind seit mittlerweile dreieinhalb Jahrzehnten hier, selbst Profis treffen sich im Hofgarten zu Spielen wie dem Hofgartenturnier, das mittlerweile zu den vier Grand-Slam-Turnieren des Grand Prix d'Allemagne gehört. Nein, die Boulespieler sitzen schlicht auf dem Trockenen.

Seit der Wirt Ugo Crocamo das Tambosi übernommen und am Freitag vor einer Woche auch den Gartenbetrieb eröffnet hat, können die Boulespieler nicht mehr so einfach wie früher ihren Durst löschen. Denn nun geht es noch vornehmer im Tambosi zu als ehedem: Auf den gedeckten Tischen stehen Weingläser, überall huschen dienstbeflissen Kellner durch den Garten. Selbstbedienung wie früher am alten Kiosk gibt es nicht mehr. "Sie müssen warten bis die Bedienung an Ihren Tisch kommt", sagt ein Schankkellner freundlich, aber bestimmt. Zum Leidwesen der Boulespieler.

"Einem der schönsten Beispiele für weltstädtische Münchner Freizeitkultur droht die Austrocknung", sagt Alfons Kifmann. Der frühere Kommunikationschef des ADAC spielt begeistert Boule und trifft sich jeden Sonntag mit seinen Freunden im Hofgarten. Dabei geht es nicht nur bierernst zu, zwischendrin gönnen sich die Freizeitspieler gerne ein Bier vom Tambosi nebenan. "Bisher konnte sich die 200 bis 300 Spieler große Boule-Gemeinschaft im Hofgarten zu leicht überhöhten Preisen plus Glaspfand an Ort und Stelle mit Getränken versorgen", sagt Kifmann. Doch nun müssen sie sich ihre Getränke wohl oder übel selbst mitbringen.

Das sieht dann durchaus gewöhnungsbedürftig aus. Denn nun lehnen am Fuß des Nymphenbrunnens Rucksäcke mit Getränken, Männer und Frauen stehen mit Wein- oder Bierflaschen in der Hand neben dem Gartenbetrieb, wo sich Pärchen in Abendgarderobe vor dem Konzertbesuch noch einen Aperitivo gönnen. Dabei sind die Boulisten beileibe keine Clochards, die sich die Getränke im Tambosi nicht leisten können. Auf den Kiesbahnen treffen sich auch namhafte Anwälte, Ärzte und Medienleute, die nach getaner Arbeit eine ruhige Kugel schieben wollen und nebenbei gerne den ein oder anderen Spritz oder ein frisches Bier trinken.

Mittlerweile sind die Boulespieler auf Ugo Crocamo zugegangen und haben ihm ihr Problem geschildert. Und der Wirt hat ein Einsehen: "Wir kümmern uns darum", sagt Crocamo. Gläser dürfe er zwar nicht herausgeben, denn wenn eines zu Bruch gehe, sei die Verletzungsgefahr für Hunde im Hofgarten zu groß. Er will aber jetzt eigens für die Boulespieler Gläser aus Plexiglas besorgen, dann könnten sie künftig beim Tambosi exklusiv ihr Bier zum Boulespiel abholen.

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