Mehr Gewerbeanmeldungen als -abmeldungenEs geht wieder was in der Münchner Gastro-Szene

Lesezeit: 2 Min.

So schön gelb: Tohru’s Tokio Banane ist ein Törtchen mit Fruchtmus, veredelt mit Kombu-Algenpulver.
So schön gelb: Tohru’s Tokio Banane ist ein Törtchen mit Fruchtmus, veredelt mit Kombu-Algenpulver. (Foto: Sabrina Benz)

Überraschende Erkenntnisse zum Gastrosterben und ein Gespräch über unsere Esskultur.

Von Franz Kotteder

Wenn auf einem Foto ein paar Menschen mit breitem Grinsen volle Biergläser in die Kamera halten, dann weiß nicht nur die geübte Zeitungsleserin: „Aha, hier wird gerade ein neues Lokal eröffnet!“ Fotos dieses Genres waren in jüngster Zeit wieder häufiger zu sehen. Zumindest in einer Hinsicht ist das erfreulich: Es geht also wieder was. Schließlich war in den letzten Monaten viel die Rede gewesen vom großen Gastrosterben in der Stadt – vom Lukullus bis zum Stadtcafé, vom Tresznjewski bis zum Pasta e basta, um nur ein paar Schließungen der letzten Monate zu nennen.

Die zuständigen Lobbyisten verwiesen auf die hohe Inflation insbesondere bei Energie- und Lebensmittelpreisen und erreichten im Koalitionsvertrag auch prompt eine erneute Mehrwertsteuersenkung. Dabei ist die Lage in München gar nicht so dramatisch, wie es zeitweise den Anschein hatte. Jedenfalls, wenn man sich eine aktuelle Auswertung des Bayerischen Statistischen Landesamts für die Monate zwischen Januar und November 2024 ansieht, die sich auf das Stadtgebiet München bezieht. Demnach gab es im Gastgewerbe der Stadt deutlich mehr Neugründungen als Geschäftsaufgaben, nämlich nach bereinigten Zahlen 1004 Neuanmeldungen gegenüber 813 Gewerbeabmeldungen. Heißt natürlich nicht, dass es keine Probleme gibt. Aber so schlecht sieht es offenbar auch wieder nicht aus, wie man vermuten konnte.

Auf staatliche Förderung wie Teile des Kultursektors ist die Gastronomie jedenfalls noch nicht angewiesen. Wobei enthusiastische Kulinariker ja der festen Überzeugung sind, dass die gehobene Kochkunst heute längst eine eigene Kunstrichtung darstellt. Insofern ist das Podiumsgespräch „Du bist, was du isst – Was unsere Esskultur über die Zivilisation verrät“ in der Kunsthalle München am Montag in einer Woche durchaus aufschlussreich. Tohru Nakamura, Zwei-Sterne-Koch von Tohru in der Schreiberei aus der Burgstraße ums Eck, tauscht sich dort mit dem Berliner Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme aus, passend zur derzeit laufenden Ausstellung „Civilization: Wie wir heute leben“.

Aber Nakamura lässt es keineswegs bei der Theorie bewenden. Extra für die Ausstellung und das Museumscafé Theatiner 8 hat er, so die Kunsthalle, „ein raffiniertes Törtchen mit Fruchtmus, veredelt mit Kombu-Algenpulver“ kreiert. „Tohru’s Tokio Banane“ heißt das Dessert und lässt – Kunstfreunde aufgemerkt! – vom Namen her fast an die „Capri-Batterie“ von Joseph Beuys denken, die Kombination einer Amalfi-Zitrone mit einer gelben Glühbirne. Die Tokio-Banane ist aber sicher deutlich schmackhafter und während der gesamten Ausstellungsdauer bis 24. August im Café erhältlich („Du bist, was du isst“, Podiumsgespräch mit Tohru Nakamura und Professor Hartmut Böhme, Montag, 28. April, 17 Uhr, Kunsthalle München, Gartensalon, Theatinerstraße 8, Eintritt 25 Euro, inklusive Besuch der Ausstellung, www.kunsthalle-muc.de/kalender).

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Restaurant "Das Eisbach" im Lehel
:Purismus, der schmeckt

Das Eisbach im Lehel setzt auf eine sorgfältige Auswahl, hochwertige Produkte – geschickt kombiniert. Nur ein paar Kohlenhydrate wären nett.

SZ PlusVon Tankred Tunke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: