Gastronomie am Flussufer:Reif für die Isar

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Wäre für viele Münchner ein Traum: Cafés und Kioske an der Isar. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit fünf Jahren diskutieren Politiker und Stadtplaner bereits über Möglichkeiten, das Isarufer in der Stadt attraktiver zu gestalten. Nun fordert die SPD "endlich ein Sofortprogramm", um bis zum Sommer Cafés und Kioske anzusiedeln - ohne daraus gleich eine Partyzone zu machen.

Von Thomas Anlauf

Der Blick von der weiten Stufenterrasse am Westufer der Isar fällt auf das Deutsche Museum, Dutzende Menschen sitzen auf den einladenden Stufen in der Sonne und genießen den Fluss. Der nächste Kiosk mitsamt Toilettenanlage ist nah, direkt an der Ludwigsbrücke am Vater-Rhein-Brunnen. Die Isar ist wieder ein selbstverständlicher Bestandteil der Münchner Innenstadt geworden.

Eine schöne Vision. Seit mittlerweile fünf Jahren diskutieren Politiker und Stadtplaner, Umweltschützer und Veranstalter über Möglichkeiten, die Isar zwischen Corneliusbrücke im Süden und Maximilianeum im Norden attraktiver zu gestalten - ohne daraus gleich eine Partyzone zu machen. Zwei Workshops hat es zur Rekultivierung der Flussufer und der Isarinseln bereits gegeben, am Mittwoch nahm der Planungsausschuss des Stadtrates die umfangreiche Vorschlagsliste zur Kenntnis, bis Herbst soll ein Konzept für das 50 Hektar große Gebiet erarbeitet werden.

Allerdings will die SPD-Fraktion schon jetzt Taten sehen. Die Stadträte Christian Amlong und Heide Rieke fordern "endlich ein Sofortprogramm", das bis 30. Juni dem Stadtrat vorgelegt wird. So soll das Planungsreferat mögliche Standorte für Kioske oder kleine Cafés auf den Isarinseln oder am Flussufer benennen und geeignete Orte für 100 Sitzgelegenheiten in dem 2,1 Kilometer langen Isarabschnitt vorschlagen. Auch die Frage, wie die Grünanlage am Vater-Rhein-Brunnen künftig genutzt werden kann, soll die Stadtverwaltung vorstellen. Im Sommer 2012 fand dort der Kulturstrand der Urbanauten statt, 150 000 Münchner zählten die Veranstalter. "Kein Mensch will dort eine dauerhafte intensive Nutzung", sagte Amlong. Allerdings könne er sich dort natürlich Veranstaltungen vorstellen. "Die lang geführte Debatte erfordert nun endlich Entscheidungen", so Amlong.

Vorschläge aus den Workshops gibt es bereits viele. An der Erhardtstraße auf Höhe der Boschbrücke zum Deutschen Museum könnte eine breite Treppe zum Fluss als Aufenthaltsort entstehen, ein sogenannter Stadtbalkon an der Steinsdorfstraße gegenüber der Praterinsel. Auf den Inseln könnten Kioske oder kleine Lokale gebaut werden, etwa vor dem Deutschen Museum oder am Vater-Rhein-Brunnen sowie am Ende des Wehrstegs auf der Praterinsel.

Nutzungsfläche um die Isar in der Münchner Innenstadt. (Foto: SZ Infographik)

Im Rahmen einer Tutzinger Tagung zur Nutzung des öffentlichen Raums in München forderten die Teilnehmer eine "Kommunalisierung" der Gastronomie an der Isar. Denn so könnten Kioske und Cafés nach strengen Kriterien zu günstigen Konditionen vergeben werden. Als Vorbild dienen die Läden im Münchner Rathaus, die überwiegend an Familienbetriebe verpachtet sind. Somit soll sichergestellt werden, dass am Isarufer keine Eventgastronomie entsteht oder sich Fastfood-Ketten ansiedeln.

Einen großen Raum im Vorschlagskatalog aus dem städtischen Workshop vom vergangenen August nehmen die Zugangsmöglichkeiten zur Isar und bessere Verbindungen zwischen den Inseln ein. Das Papier sieht durchgängige Wege für Fußgänger und Radfahrer von der Nordspitze bis zur Südspitze der Museumsinsel vor. Dazu müssten womöglich auch Grundstücksverhandlungen geführt werden: Denn der Durchgang an der Westseite des Deutschen Museums ist derzeit gesperrt. Geöffnet werden soll demnach auch das Ostufer der Praterinsel. Dort könnte ein sogenannter Inselweg nah am Wasser entstehen, der über Holzstege unter der Luitpoldbrücke zur Schwindinsel führen könnte.

Feiern im öffentlichen Raum
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Die einen genießen ihre Sommerabende an der Isar oder am Gärtnerplatz, die anderen klagen über Müll und Ruhestörungen. Die Konflikte um die Nutzung des öffentlichen Raums nehmen von Jahr zu Jahr zu. Nun will die Stadt das Problem angehen - und eigene Mitarbeiter losschicken.

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Strittig ist nach wie vor die Frage, wie groß der Eingriff in die sogenannte Isarparallele, also die Steinsdorfstraße im Norden bis zur Erhardtstraße im Süden des Gebiets. Im vergangenen Jahr hatten die Urbanauten mit breiter Unterstützung aus der Politik die Wittelsbacherstraße an der St.-Maximilianskirche an zwei Wochenenden für den Verkehr gesperrt. Zu nennenswerten Verkehrsbehinderungen kam es damals laut Polizei nicht. Eine Vision der Urbanauten und des neuen Vereins Isarlust, die sich auch in dem Workshop-Papier wiederfindet, ist der Rückbau der breiten Trasse zu reinen Anliegerstraße. Dann könnte aus der verkehrsreichen Nord-Süd-Achse eine Promenade für Fußgänger werden mit einer breiten Fahrradtrasse.

Um mit dem Konzept für die Umgestaltung der Museumsinsel endlich voranzukommen, wollen die Stadträte nun genau auch wissen, wie die Sanierungspläne des Deutschen Museums aussehen. Dementsprechend könnte der Platz vor dem Museum, aber auch an der Westseite zur Boschbrücke neu gestaltet werden.

© SZ vom 06.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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