Gastronomie:Die neue Alpenküche soll dem Weichandhof zu alter Größe verhelfen

Gastronomie: In der großen Wirtsstube des Weichandhofs wurde ebenso umfangreich renoviert wie in den anderen Räumen des Restaurants.

In der großen Wirtsstube des Weichandhofs wurde ebenso umfangreich renoviert wie in den anderen Räumen des Restaurants.

(Foto: Catherina Hess)
  • Michael F. Schottenhamel und Peter Kinner sind die neuen Besitzer des Restaurants im Weichandhof.
  • Sie haben das Traditionslokal in Obermenzing aufwendig renoviert.
  • Die Tradition bleibt gewahrt, auch wenn ein bisschen Moderne reinblinzeln darf.

Von Franz Kotteder

Das Kaminzimmer ist das Prachtstück des Anwesens. Mit seiner hohen Decke hat es direkt was von einem Rittersaal. Hier lässt sich fürstlich feiern, das sieht man gleich, und so ist der Raum auch immer gut gebucht. "Um 16 Uhr müssen wir raus hier", sagt Peter Kinner, "da kommt nämlich der Reisebus aus der Schweiz."

Peter Kinner und Michael F. Schottenhamel sind sichtlich stolz auf ihre neueste Errungenschaft. Die beiden, die seit 2008 gemeinsam die Schlosswirtschaft Schwaige im Schloss Nymphenburg betreiben, haben sich ihr neues Objekt auch einiges kosten lassen. Der Wiesnwirt Schottenhamel (er betreibt das älteste Wiesnzelt zusammen mit seinem Cousin Christian Schottenhamel) und der ehemalige Sternekoch Kinner haben in Obermenzing, nur ein paar Hundert Meter vom Beginn der Stuttgarter Autobahn entfernt, das Restaurant im Weichandhof übernommen. Schon im Juli vergangenen Jahres eigentlich, aber erst seit Kurzem ist der Kaufvertrag rechtskräftig, und außerdem gab es allerhand zu renovieren. "Sechsstellig, im oberen Bereich", musste investiert werden, alle drei großen Räume wurden neu gestaltet, 160 Gäste haben jetzt im Restaurant Platz.

Der alte Bauernhof, 1755 erstmals urkundlich erwähnt, wurde in den Dreißigerjahren zum Gasthof umgebaut. Im Dritten Reich war er ein Treffpunkt aller möglichen Nazi-Größen. Nach dem Krieg blieb das Anwesen, direkt an der Würm zwischen Pippinger Straße und Betzenweg gelegen, ein Gasthof. Zu einer der ersten Adresse im Münchner Westen, wenn es darum ging, mal fein essen zu gehen, entwickelte sich der Weichandhof dann in den Achtzigerjahren.

Das lag vor allem am Wirtsehepaar Peter und Eva Hiebl, die das Restaurant mit Hotel fast 30 Jahre lang führten. Die Hiebls hatten einen guten Namen in der Münchner Gastronomie, bei Peter Hiebl lernten einige bekannte Köche wie etwa Anton Pozeg vom heutigen Schwarzreiter im Hotel Vier Jahreszeiten, der gerade erst einen Stern im Michelin bekommen hat. Das Restaurant war unter anderem für seine Wildgerichte bekannt.

Nach dem Tod Peter Hiebls im Oktober 2010 hat der Ruf des Weichandhofs etwas gelitten. Das Hotel mit seinen knapp 21 Zimmern übernahm Christian Lehmann, der in der Region noch weitere drei kleine Hotels führt, das Restaurant lief fortan aber eher so mit. Lehmann wollte sich dann auf sein Kerngeschäft konzentrieren und verkaufte das Restaurant im vergangenen Jahr an Schottenhamel und Kinner. Die möchten nun an die alten Glanzzeiten anknüpfen. "Wir haben viel umgebaut", sagt Schottenhamel, "alles ist heller geworden, wir haben auch viel mit Licht gearbeitet."

Klassiker und moderne Gerichte auf der Speisekarte

Es gibt Separees und Nischen, an denen steht: "Für Ehemänner und andere Pechvögel" oder, zum Obermenzinger Dorfkern passend: "Für Erbhofbauern". Trotz einer Rundum-Renovierung - selbst die Kellner haben neue Westen bekommen - erkennen die Obermenzinger ihren Weichandhof schon noch wieder. Die Tradition bleibt gewahrt, auch wenn ein bisschen Moderne reinblinzeln darf.

Viel soll sich aber auch auf der Karte tun. Peter Kinner setzt auf innovative Alpenküche. Klar, der Schweinsbraten ist Pflicht, das Backhendl auch. Es gibt aber auch Bisonsteak von einem Züchter bei Freising, oder auch mal in Heu und Sahne gegarten Fisch und Toblerone-Mousse. Die Alpen sind schließlich recht vielseitig. Alle drei Monate gibt es, den Jahreszeiten entsprechend, eine neue Karte.

Im August möchte Kinner mit einer neuen Kreation aufwarten, den von ihm erfundenen "Hopfen- und Malzknödel" auf Basis eines Kartoffelknödels. Dann ist auch der neue Grill im Biergarten, der 300 Gäste fasst, installiert. Nun hoffen die neuen Wirte, dass ganz so wie früher viele davon auch aus dem Rest der Stadt kommen.

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