Gasteig:Vorentscheidung im Konzertsaal-Streit

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Im Gasteig wird es wohl keine zwei großen Konzertsäle geben. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Idee des Ministerpräsidenten, im Gasteig zwei Spielstätten für die großen Orchester unterzubringen, ist vom Tisch. Weil aber Fachleute auch den Umbau des Herkulessaals ablehnen, rückt der Finanzgarten als Standort wieder in den Fokus.

Von Franz Kotteder und Christian Krügel, München

Eine Beteiligung des Freistaats an der Sanierung des Gasteigs ist wohl vom Tisch. Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) erklärte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, voraussichtlich schon im Januar den Stadtrat mit verschiedenen Sanierungskonzepten zu befassen. "Es wird Zeit, dass da was vorangeht", sagte Schmid. Nach seinen Worten hat sich die Arbeitsgruppe des bayerischen Kunstministeriums bereits eingehend mit den Vorschlägen von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) befasst, der eine mögliche Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Sanierung des Kulturzentrums am Gasteig ins Spiel gebracht hatte. Ziel wäre gewesen, gleich zwei große Orchester dort unterzubringen: die Münchner Philharmoniker und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR).

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Von Franz Kotteder und Christian Krügel

Wenn sich die Stadt nun dafür ausspricht, die Philharmonie zu sanieren, scheint auf staatlicher Seite alles auf einen Neubau auf dem Gelände zwischen dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium an der Ludwigstraße und dem Finanzgarten hinauszulaufen - ein Vorschlag, der seit Längerem diskutiert und auch von Spaenles Arbeitsgruppe befürwortet wird. Natur- und Landschaftsschützer befürchten jedoch eine Zerstörung des Parks an der Galeriestraße.

Eine Vielzahl von Gesprächen im Hintergrund

Seehofer hatte Ende September die Debatte über ein eigenes Konzerthaus für das BR-Symphonieorchester wieder entfacht, als er Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ein gemeinsames Projekt am Gasteig vorschlug, womöglich sogar mit zwei Konzertsälen in einem Gebäude. Das lief allerdings Vorstellungen zuwider, die aus Ludwig Spaenles Kunstministerium kamen: Statt eines Neubaus könnte doch auch eine Rundumsanierung der Philharmonie am Gasteig und des Herkulessaal eine Lösung sein, um den Interessen von BR-Symphonikern und Münchner Philharmonikern gerecht zu werden.

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Spaenle hatte das noch Anfang November in einem Gespräch mit Mariss Jansons, dem Chefdirigenten des BR-Symphonieorchesters und einem der Motoren des Konzerthausprojektes, als Option genannt, die ernsthaft geprüft werden müsse. Seitdem gab es hinter den Kulissen eine Vielzahl von Gesprächen, unter anderem trafen sich auch Vertreter beider Orchester, um einen Kompromiss auszuloten.

Spaenles Arbeitsgruppe hatte sich Mitte November mit den Vorschlägen befasst. Dem Vernehmen nach sprach sich Generalkonservator Mathias Pfeil dabei dezidiert gegen eine Erweiterung des Herkulessaales und größere Eingriffe in das Ensemble der Residenz aus. Cornelius Mager, Chef der städtischen Lokalbaukommission, soll zudem größte Bedenken geäußert haben, das Kulturzentrum am Gasteig komplett umzugestalten.

Die Grünen im bayerischen Landtag fordern umfassende Information durch Kunstminister Spaenle. Denn obwohl sich "schnell der Finanzgarten als am besten geeignet herauskristallisierte", habe vor zwei Jahren die Staatsregierung den Kongresssaal des Deutschen Museums ins Spiel gebracht - ein Plan, der scheiterte. "Seither hat man von den Plänen der Staatsregierung nichts mehr gehört", kritisieren die Grünen in dem Antrag, der an diesem Mittwoch im Wissenschaftsausschuss behandelt wird.

© SZ vom 26.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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