Gasteig-Umbau:Klunker statt Klinker: So könnte der Gasteig aussehen

Gasteig-Umbau: Wie eine Bühne öffnet der Entwurf von Auer Weber das Kulturzentrum zur Stadt hin.

Wie eine Bühne öffnet der Entwurf von Auer Weber das Kulturzentrum zur Stadt hin.

(Foto: Auer Weber Assoziierte GmbH, München / grabner huber lipp landschafts- architekten partnerschaft mbb, Freising)

Beim Architektur-Wettbewerb sollen die Büros ihre Ideen überarbeiten. Erst danach wird entschieden, wer sein Konzept umsetzen, und Deutschlands größtes Kultur- und Bildungszentrum in München umbauen darf.

Von Alfred Dürr und Frank Müller

Nun zeichnet sich ab, wie der Gasteig in Zukunft aussehen könnte: Mit riesigen Glasflächen, weiten Foyers und ohne trennende Mauern öffnet sich das Kultur- und Bildungszentrum an der Rosenheimer Straße hin zur Stadt. Die größte Einrichtung dieser Art in der Bundesrepublik muss nach mehr als dreißigjähriger Betriebszeit nicht nur umfassend saniert werden, sondern braucht auch eine andere bauliche Struktur. Aus dem Architektenwettbewerb sind jetzt drei Büros als gleichberechtigte Sieger hervorgegangen. Sie sollen ihre Entwürfe bis zum Herbst überarbeiten. Erst dann wird endgültig entschieden, wer sein Konzept umsetzen kann.

Als am Freitagabend Vertreter der drei Büros und die Mitglieder des Preisgerichts die Ergebnisse der zweitägigen, offenbar äußerst anstrengenden Beratungen im Trambahndepot an der Ständlerstraße präsentierten, herrschte allseits geradezu Euphorie. Es habe eine Zusammenarbeit aller Beteiligten gegeben, die "einzigartig in der Welt" sei, sagte Gasteig-Chef Max Wagner. Es sei frappierend, wie innovativ Architekten sein könnten, obwohl es sich gar nicht um einen Neubau handele, meinte Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid. Und Kulturreferent Hans-Georg Küppers befand schlicht, es gehe einem das Herz auf. "Ich wüsste keine Stadt, die eine so große Zukunftsinvestition unternimmt, wie wir das jetzt machen."

Alle drei Preisträger präsentierten sehr weitgehende Umbaupläne, teils mit einer deutlichen Öffnung des Komplexes Richtung Innenstadt, teils mit markanten Veränderungen am Gebäude selbst.

Die Namen der prämierten Büros genießen hohes Ansehen: Auer Weber Assoziierte mit Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten, Henn-Architektur mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten sowie Wulf Architekten aus Stuttgart mit Club L 94 Landschaftsarchitekten und Theapro I Theater Projekte Daberto und Kollegen Planungsgesellschaft. Vor allem Auer Weber und Henn haben bereits demonstriert, wie sie mit der Modernisierung wichtiger Bauten in der Stadt umgehen.

Auer und Weber bauen im denkmalgeschützten Olympiapark und sind auch für Sanierung und Umbau des Stadtmuseums zuständig. Henn hat das denkmalgeschützte Hypo-Hochhaus der Architekten Walther und Bea Betz einer energetischen Sanierung und völligen Neugestaltung der Innenräume unterzogen. Das äußere Erscheinungsbild sollte dabei nicht verändert werden.

Das heißt, dass der Gasteig wieder auf den Rohbau zurückgeführt wird

Auch der Gasteig mit seiner typischen Klinkerfassade zählt zu den Bauwerken, die die Silhouette der Stadt prägen. Ab 1976 wurde es nach Plänen der Architektengemeinschaft Raue Rollenhagen Lindemann Grossmann erbaut und 1985 eröffnet. Beheimatet sind hier Institutionen wie die Volkshochschule, die Stadtbibliothek, die Philharmoniker und die Hochschule für Musik und Theater. Die zahlreichen Veranstaltungen und vielen Festivals ziehen das Publikum an.

Die drei gleichberechtigten Preisträger haben nun einige Monate Zeit, um ihre Projekte weiterzuentwickeln. Im Anschluss wird einer der drei zum alleinigen Sieger gekürt. Die insgesamt 17 Teilnehmer fanden extrem unterschiedliche Lösungen - von spektakulären Veränderungen der Fassade bis hin zur weitgehenden Orientierung am Bestand. Intern zeichnete sich offenbar ab, dass die Stadtspitze eher eine mutige und nach außen klar erkennbare Lösung sehen will. Schließlich wolle man dem Bürger für die dreistelligen Millionenbeträge auch etwas bieten, hieß es. "Diese Weiterentwicklung soll und darf dabei auch deutlich sichtbar sein", sagte denn auch Oberbürgermeister Dieter Reiter. Dass andererseits die veranschlagten Sanierungskosten von 410 Millionen Euro nicht überschritten werden dürften, machten sowohl Schmid als auch Wagner deutlich.

Voraussichtlich von 2021 an soll nicht nur die Gebäude-, Kommunikations-, Medien- und Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand gebracht werden. Der Gasteig soll in allen Bereichen fit für die Zukunft gemacht werden. Dazu gehört auch eine Optimierung der akustischen Verhältnisse in der Philharmonie mit einem anspruchsvollen Gestaltungskonzept zu verbinden. Wie bisher soll es künftig 2400 Sitzplätze geben. Im Zuge der Generalsanierung habe die Akustik für die Münchner Philharmoniker oberste Priorität, heißt es. Im Wettbewerb spielte das Thema jedoch nur eine Nebenrolle, da die Analysen der Akustikexperten noch ausstehen. Größere Veränderungen wird es auch im Carl-Orff-Saal geben. Vor allem die zu geringe Zahl der Sitzplätze sei unwirtschaftlich. Auch die Black Box und der Kleine Konzertsaal werden gestalterisch deutlich überarbeitet.

Besonders spannend ist die Frage, wie der riesige Komplex in Haidhausen sich künftig hin zur Stadt präsentiert. Die bisherige Fassade war bei der Eröffnung des Gasteigs teilweise heftig kritisiert worden. In den Feuilletons war etwa von einem abweisenden "Klotz am Berg" die Rede. Diese Situation wird sich ändern. Die Sieger schlagen einladende Fassaden und vor allem den Abbruch der Mauern hin zur Rosenheimer Straße vor.

Alle Wettbewerbsbeiträge sind vom 25. Mai bis zum 15. Juli täglich von 8 bis 23 Uhr in der Glashalle im Gasteig ausgestellt.

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