Kulturzentrum:Streit über Gasteig-Sanierung: Kulturreferent geht auf Distanz zur SPD

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Kulturreferent Hans-Georg Küppers, hier in seinem Büro, ist in der Angelegenheit Gasteig nicht auf Parteilinie der SPD. (Foto: Florian Peljak)

Hans-Georg Küppers hält die Abkehr seiner Partei von einem großen Umbau für einen gravierenden Fehler.

Von Heiner Effern und Michael Zirnstein, München

Kulturreferent Hans-Georg Küppers stellt sich im Streit um die Gasteig-Sanierung offen gegen seine eigene Partei. Er sehe es als "suboptimal" an, nur die von der SPD geforderte Grundsanierung mit einer Ertüchtigung des Konzertsaals vorzunehmen, sagte Küppers im Kulturausschuss. Dann stehe man am Ende mit einem Kulturzentrum da, das "die Bedürfnisse der 1970er- und 80er-Jahre" erfülle.

Eine Sanierung des Gasteig müsse "ein Zukunftsprogramm für alle Institute" sein. Er verstehe und respektiere die Bedenken wegen der hohen Kosten, sagte Küppers. Gleichzeitig versuchte er eine Brücke zu bauen, in dem er bei den Bedenken ein "derzeitig" einbaute. In einer Forderung gab sich der Kulturreferent jedoch sehr klar. "Was wir nicht brauchen können, ist eine lange Unsicherheit."

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Die Grünen hatten das öffentliche Statement des Kulturreferenten im Stadtrat durch einen Dringlichkeitsantrag provoziert. Küppers blieb zwar in der Wortwahl dezent, er ließ aber keinen Zweifel daran, dass er die Abkehr der SPD von der Generalsanierung für einen gravierenden Fehler hält. Ausdrücklich lobt er die Pläne für eine neue Bibliothek und eine moderne Volkshochschule, die bei der Grundsanierung wegfallen würden.

Nach dem rechtlichen Scheitern der Vergabe der etwa 450 Millionen Euro teuren Sanierung an ein Architekturbüro ringen nun Politik und Kultur darum, wie es weitergeht. Die SPD hält einen zweiten Versuch der Vergabe an einen der drei gleichberechtigten Sieger aus dem Wettbewerb für zu riskant. Das Verfahren sei "gescheitert", erklärte die Fraktion am Montag. Die CSU und die Grünen hatten sich dagegen für die angestrebte Generalsanierung ausgesprochen und wollen den zweiten Versuch wagen.

Wie sehr taktiert wird, zeigte sich nach Küppers Ansage im Kulturausschuss. Als Sitzungsleiter Florian Roth (Grüne) fragte, ob jemand einen Kommentar abgeben wolle, meldete sich niemand. Der direkt im Anschluss tagende Aufsichtsrat des Gasteig setzte jedoch vorerst den Weg der Generalsanierung fort. Abzulesen soll das nicht in einer Grundsatzentscheidung gewesen sein, sondern an kleineren Vergaben, die dafür anstanden. Dafür soll es in der nicht öffentlichen Sitzung eine breite Mehrheit gegeben haben, erklärten Teilnehmer.

Die politischen Verhandlungen werden nun hinter den Kulissen laufen, doch beide Blöcke können wohl keine deutliche Mehrheit organisieren. Die Bayernpartei hält es für einen "Unsinn", die Generalsanierung jetzt zu stoppen, sagte Stadtrat Mario Schmidbauer. Die fünf Stimmen seiner Fraktion wandern wohl auf die Seite der Generalsanierer, die damit ein knappes Übergewicht im Stadtrat haben dürften. Die FDP dagegen präferiert nach wie vor einen Neubau. Da sie damit aber alleine steht, wird sie im Zweifel für die kleine Lösung der SPD stimmen. "Da schauen wir auf die Finanzen", sagte Stadtrat Thomas Ranft. Die Kosten dafür werden grob mit 300 Millionen Euro veranschlagt.

Die Gasteig GmbH will nach wie vor die Generalsanierung, das machte Chef Max Wagner im Aufsichtsrat deutlich. Nun bekommt er ersten Zuspruch aus der Kulturszene aus seinem eigenen Haus. "Bei einer Grundsanierung kann man nicht an die Struktur des Gebäudes rangehen. So können wir keine 30 bis 40 Prozent mehr Publikumsfläche gewinnen. Die brauchen wir aber mindestens bei dem errechneten Wachstum der Stadt", sagte Bibliothekschef Arne Ackermann. Mit der Grundsanierung wäre nach heutigen Stand "eine riesige Chance vertan". Er sei da "ganz nah am Kulturreferenten". Er wünsche sich sehr viel mehr Mut, auch für die Nutzer der Bibliotheken. "Das Gebäude würde in seiner alten Form nicht mehr funktionieren, wir würden überrannt."

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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