Gasteig:Nicht ausgereift genug

Gasteig: Mindestens 90 Millionen Euro sollen die Steuerzahler für das geplante Gasteig-Interimsquartier auf dem Gelände beim Heizkraftwerk aufbringen. Doch noch ist der Standort, vom Stadtrat nicht bewilligt.

Mindestens 90 Millionen Euro sollen die Steuerzahler für das geplante Gasteig-Interimsquartier auf dem Gelände beim Heizkraftwerk aufbringen. Doch noch ist der Standort, vom Stadtrat nicht bewilligt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Sendlinger Bezirksausschuss lehnt den jüngsten Entwurf zum Gasteig-Umzug aufs Stadtwerke-Areal ab, weil er seine Forderungen nicht ausreichend berücksichtigt sieht. Nur die CSU spricht von einem "Riesenfortschritt"

Von Birgit Lotze, Sendling

Einen ersten Entwurf für die geplante Nutzung des Areals der Stadtwerke beim Heizkraftwerk Süd durch den Gasteig hat der Sendlinger Bezirksausschuss in der vorgelegten Form abgelehnt. Lediglich die CSU signalisierte teilweise Zustimmung. Das Papier des Referates für Arbeit und Wirtschaft (RAW) dient als Beschlussvorlage für den gemeinsamen Ausschuss des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft sowie des Kulturreferates Mitte Januar. Dem Bezirksausschuss wurde es zur Anhörung vorgelegt. Sobald wie möglich soll ein Vorbescheid eingereicht werden. Geplant ist, dass der Stadtrat noch im Januar dem Umzug mit einem Kostenrahmen von bis zu 100 Millionen Euro grundsätzlich zustimmt. Ob und wie sich das Nein aus Sendling auswirkt, ist noch offen.

Während der Sanierung soll das Münchner Kulturzentrum von 2020 bis 2025 auf dem Areal an der Hans-Preißinger-Straße 8 (HP 8) unterkommen - mit Philharmonie, Musikhochschule, Stadtbibliothek und VHS. Der Bezirksausschuss hatte dafür Bedingungen gestellt. Die derzeitigen Mieter - meist Kreative und Künstler, die wegen des Gasteig-Interims um ihre Arbeitsplätze fürchten - dürften nicht vertrieben werden, auch müsse ein umfassendes Verkehrskonzept vorliegen, so die grundsätzlichen Voraussetzungen des BA für die Zustimmung. Außerdem müsse die Stadt eine alternative Planung der Clemens Bachmann Architekten prüfen. Das Architekten-Team, ebenfalls Mieter auf dem HP-8-Gelände, hat ein Konzept entworfen, nach dem Mieter und Gasteig-Interim sich das Gelände mit Hilfe modularer Boxen teilen.

SPD-Sprecher Ernst Dill sieht die Vorstellungen und Fragen des Bezirksausschusses im Referatsentwurf weder aufgegriffen noch beantwortet. Er zeige keine Lösungen für die Verkehrsprobleme auf, die den Sendlingern mit dem Einzug eines solchen Publikumsmagneten ins Haus stünden. Er beinhalte nichts darüber, wie den ansässigen Künstlern geholfen werden könne. "Wir sind keinen Schritt weiter. Hier stehen nur Absichtserklärungen." Erwähnt sei lediglich, die Gasteig-Gesellschaft solle beauftragt werden, möglichst viele derzeitige Mieter auf dem Gelände mitunterzubringen. "Wer entscheidet, wer mit darf? Der Gasteig? Sollen die Mieter der Gnade und Willkür des Gasteig ausgesetzt sein?" fragte Dill in die Runde.

Auch Holger Glaeske, einziger Vertreter der FDP im Bezirksausschuss, wertete den Entwurf als "Schnellschuss". Zu den Anträgen des Gremiums sei kaum Stellung bezogen worden. "Sätze wie: ,Wir bemühen uns, wir wünschen' bedeuten in keiner Weise, dass man sich Gedanken macht." BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) bewertete es positiv, dass der BA frühzeitig einbezogen werde. Allerdings sollten auch die Vorschläge, die die Lokalpolitiker eingebracht hätten, eingearbeitet werden. "Das hätten wir gerne in der Beschlussvorlage."

Die CSU sieht dagegen durchaus positive Signale. "Da ist eine Menge in Bewegung", sagte Manuela Olhausen, die auch im Stadtrat sitzt. Sie sehe den Entwurf "mit Wohlwollen", die Referate arbeiteten "mit Hochdruck". Auch das Wirtschaftsreferat unterstütze, spreche mit den derzeitig rund 80 Mietern, um sie bei einem Umzug zu unterstützen. Sie wies darauf hin, dass die Stadtwerke, bevor sich die Zwischenlösung für den Gasteig abzeichnete, angekündigt hatten, das Gelände mit Wohnungen zu bebauen. "Dann hätten wir den Nutzern gar nichts anbieten können."

Andreas Lorenz, der für die CSU auch im Landtag sitzt, sieht ebenfalls einen "Riesenfortschritt". Er will, wie Olhausen, vernommen haben, dass die Stadtbibliothek nicht auf dem Gelände angesiedelt werden solle. Damit ergebe sich die Chance, einen Großteil der Mieter dort auch zu halten. Weder die SPD noch die FDP haben von solch einem Passus allerdings etwas gelesen. Auch beim Gasteig weiß Pressechef Michael Amtmann nichts von Kürzungen im Konzept. Der Plan sei nach wie vor, sämtliche Gasteig-Nutzungen wie geplant unterzubringen - das schließe auch die Stadtbibliothek mit ein. Allerdings bestehe seitens des Gasteig die Absicht, auch die derzeitigen Mieter unterzubringen - auf der Basis des Konzeptes der HP-8-Architekten.

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