Fat Cat im Gasteig:Die fette Katze springt vom Schleudersitz

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Kulturprogramm bietet die GmbH Fat Cat im Gasteig - mindestens bis Ende 2025. (Foto: Bernhard Blöchl)

Die Ungewissheit hat ein Ende, die Zwischennutzung geht weiter: Die gemeinnützige GmbH Fat Cat darf den Gasteig bis mindestens Ende 2025 mit Kultur und Leben füllen – und hat schon einiges vor.

Von Michael Zirnstein

Herbert Grönemeyer war auch schon da. Der Popmusiker gab zwar kein Konzert im Fat Cat, aber er dichtete und diskutierte im „Stadion der Träume“, jener bunten Kultur-Arena, die während der Fußball-EM 2024 auf dem Hof des alten Gasteigs aufploppte. Dabei soll es hier gar nicht um Stars und große Namen gehen. „Die Zwischennutzung des Gasteig-Gebäudes bietet eine einzigartige Chance, dringend benötigten Raum für Subkultur, junge Musikerinnen und Künstlerinnen in der Stadt zu schaffen und Plattformen für Begegnungen, Debatten und künstlerischen Austausch zu ermöglichen“, schreiben Till Hofmann und Barbara Bergau, die beiden Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH Fat Cat, der das ebenso betitelte alternative Kulturzentrum im Herzen Münchens seit Mai 2023 betreibt.

Oberstes Ziel ist es, in der ihrer Sanierung harrenden Backsteinburg „Raum für Musik, Theater und Kunst“ zu schaffen, der Bedarf sei enorm, sagt Hofmann. 160 Mietverträge haben er und das Fat Cat für die 200 leerstehenden Räume ausgestellt, für Probenräume für Musiker, Tänzer und Schauspieler, Ateliers für Künstler und Arbeitsräume für soziale Organisationen. Die wahre Zahl der Nutzerinnen und Nutzer ist allerdings viel größer, einen Hinweis geben die 800 digitalen Einlass-Chips, die im Umlauf sind.

Dabei hocken all die kreativen und sozialen Kräfte auf einem Schleudersitz. Zwar gehen viele Nutzer insgeheim von einer Verweildauer von noch vier Jahren aus, aber eigentlich endet der Zwischennutzungsvertrag am 31. Dezember 2024. Die Stadt muss flexibel bleiben, die Sanierung soll schnellstmöglich beginnen, der Gasteig mit seinen angestammten Nutzern wie Philharmonikern, Stadtbibliothek und Volkshochschule schnellstmöglich wieder einziehen – dafür ist derzeit 2034 anvisiert.

Jetzt aber kann die Szene erst einmal aufatmen. „Die Fette Katze kann sich noch einmal richtig strecken“, so hat der Gasteig eine Pressemitteilung launig überschrieben, die Sicherheit für ein weiteres Jahr verspricht: Der Aufsichtsrat der Gasteig München GmbH habe der Fat Cat gGmbH den Zuschlag zur Weiterführung der Zwischennutzung im ehemaligen Gasteig bis 31. Dezember 2025 erteilt, mit sechsmonatiger Verlängerungsoption. Das ist ganz im Sinne des Zweiten Bürgermeisters und Gasteig-Aufsichtsrates Dominik Krause, der schreibt: „Die Fat-Cat-Macher*innen haben bewiesen, dass sie eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Nutzer*innen zusammenbringen können – von Newcomern und etablierten Bands über Tanzkollektive und soziokulturelle Projekte. So hat sich der Gasteig in seinem zweiten Leben nochmal zu einem einzigartigen kreativen Ort entwickelt.“

Für 2025 ist viel geplant in der Fat Cat

Der Vertrag mit dem einzigen Bewerber für die im Juli vom Stadtrat auf den Weg gebrachte Neu-Ausschreibung ist aufgesetzt – er darf allerdings erst einmal nur unter Vorbehalt geschlossen werden. In seiner Haushaltssitzung im Dezember muss der Stadtrat entscheiden, ob ihm die Zwischennutzung die kalkulierten Kosten wert ist. Bekanntlich hat der Stadt-Kämmerer einen harten Sparkurs für 2025 ausgegeben, freiwillige Leistungen wie Kulturprojekte stehen besonders auf dem Prüfstein. Die städtische Gasteig München GmbH soll sich weiterhin um den technischen Betrieb des Hauses kümmern, sagt Gasteig-Chefin Stephanie Jenke: „Das können nur wir.“

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Wie viel die Gasteig-Zwischennutzung die Stadt kostet, wird meist in nichtöffentlicher Sitzung beraten (für die erste Phase 2023 hatte man 5,8 Millionen Euro bereitgestellt). Die Zahlen sind auch den Fat Cat-Machern nicht bekannt, sagt Hofmann. Er wiederum dürfe nicht sagen, wie viel Pacht – die prozentual am Umsatz gemessen wird – Fat Cat an die Stadt bezahlt. Die je nach Raum recht individuellen Mieten seien jedenfalls sehr niedrig, die nicht profitorientierte Fat-Cat-GmbH müsse auch die Reinigung von Tausenden Quadratmetern, das Sicherheitspersonal und sein siebenköpfiges Verwaltungsteam bezahlen und versuche, „den Laden langfristig zu erhalten“. Außerdem müsse man gegenrechnen, dass die Stadt auch bei einem Leerstand Unterhaltskosten aufbringen muss. „Die Stadt muss sich uns jetzt leisten“, sagt Hofmann bestimmt.

Für 2025 ist viel geplant in der Fat Cat. Zwar darf laut neuem Vertrag wegen des Aufwands die Philharmonie nur noch für Veranstaltungen mit höchstens 199 Gästen genutzt werden, was immerhin kleinere Konzerte oder Ausstellungen wie 2024 „Dali“ ermögliche. Aber der größte Saal wird ohnehin vor allem als Probenort für große Ensembles wie das Münchner Kammerorchester und das Jewish Chamber Orchestra und insgesamt 300 Sänger diverser Chöre genutzt.

Aber auch die Bürger der Stadt sollen direkt etwas haben vom Fat Cat: Das (separat vermietete) Dachrestaurant soll weiter ein beliebter Treffpunkt sein; in Michael Mittermeiers Comedy-Club Lucky Punch, im Musikclub Live.Evil, in der Black Box und im ehemaligen Vortragssaal soll es weiter Veranstaltungen geben. 2025 liege ein Schwerpunkt auf Theaterprojekten der Off-Szene, auch die Biennale könnte hier wieder gastieren. Im Innenhof sollen neben dem Fußball-Bolzfeld auch Basketballkörbe und Tischtennisplatten zur freien Verfügung aufgestellt werden, man wolle auch mit Sportvereinen kooperieren. Der Hof soll auch schöner werden, so hat man von den Adele-Großkonzerten in Riem „eine größere Anzahl von Bäumen und Büschen in Trögen übernommen“, die alle die Außenflächen ergrünen lassen sollen. Es soll auch in den Sommermonaten wieder eine Open-Air-Bühne wie das „Stadion der Träume“ errichtet werden – dass Adele hier auftritt, ist allerdings höchst unwahrscheinlich.

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