Garten auf dem Dach:Drüber leben

In der Münchner Innenstadt gibt es kaum noch Platz - für einen eigenen Garten schon gar nicht. Doch wo können gestresste Stadtbewohner künftig Natur erleben? Eine Ausstellung zeigt, wie Dächer zu Grünflächen umfunktioniert werden können.

Alfred Dürr

Für neue Bauten wird es eng in München. Die Stadt plant und entwickelt zwar immer noch zahlreiche Projekte zum Wohnen und Arbeiten, aber schon in nicht allzu ferner Zukunft sind die Flächenreserven erschöpft, und innerhalb des Burgfriedens gibt es dann keine freien Grundstücke mehr.

Dachgarten

Landschaften auf dem Dach: Diese Beispiele aus Österreich zeigen, wie mehr Grün auf Betonflächen einziehen kann.

(Foto: Büro Auböck und Kárász)

Im Planungsreferat operiert man bereits mit Begriffen wie "Nachverdichtung" oder "Aufstockung". Das heißt, vor allem in den Innenstadtbezirken will man die letzten bebaubaren Flecken aktivieren oder dort, wo es möglich ist, zusätzliche Geschosse auf die Häuser setzen.

Je dichter die Wohn- und Gewerbequartiere werden, desto mehr muss man auf Freiräume und Grün achten. Das Thema "Landschaft in der Stadt" bekommt damit eine ganz neue und wichtige Bedeutung, auf die sich die Stadtplaner in München einstellen. Ein gewichtiges Beispiel: Beim Konzept für den neuen Stadtteil Freiham im Westen Münchens - der Architektenwettbewerb für die ersten 3000 Wohnungen wurde vor kurzem entschieden - geht es um aufgelockerte Gebäudestrukturen und urbanes Flair am Rand der Großstadt.

Als kreativer Clou schweben Stadtbaurätin Elisabeth Merk begrünte Dachgärten vor. Auf denen soll sich jeder aufhalten können und hohe Lebensqualität in einem letztlich doch stark verdichteten Umfeld genießen. Auch Nutzgärten könnte es im neuen Stadtviertel Freiham geben: Wer will, baut sich Obst und Gemüse einfach direkt vor der Wohnung selbst an.

Mit den Themen öffentliche Dachgärten und der Gestaltung von Freiflächen in der Stadt hat das Wiener Büro Auböck und Kárász Landschaftsarchitekten viel Erfahrung und Reputation gesammelt. Es gibt bemerkenswerte Projekte vor allem in Österreich, aber auch in Italien. Maria Auböck lehrt an der Kunstakademie in München mit dem Schwerpunkt "Grün in der Stadt der Zukunft".

Es geht ihr auch darum, wie die Erdgeschoss-Bereiche von Wohngebieten so genutzt werden, dass sich ein wirkliches Quartiersleben entwickeln kann. Für das Planungsreferat arbeitet Auböck zusammen mit János Kárász an einer entsprechenden Studie. In Kürze soll sie Stadtbaurätin Merk in Händen halten.

Viel Poesie in der Stadt, mit möglichst wenigen Gestaltungsmitteln - das ist ein zentraler Ansatz des Büros. Bessere Anreize seitens der öffentlichen Hand und mehr Risikobereitschaft bei den Bauträgern und Investoren seien wichtig, um die Dachgarten-Idee zu unterstützen, sagen Auböck und Kárász: Man solle die städtische Landschaft als sozialen und ökonomischen Mehrwert entdecken und benötige dafür entsprechende Bauleitpläne und intelligente Förderkonzepte.

Die Präsidentin des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten, Andrea Gebhard aus München, unterstützt solche Ansätze mit Nachdruck. Die Frage, wie man attraktive Räume für die Stadt gewinnt oder wieder zurückgewinnt, habe sich zum weltweiten Thema entwickelt. Metropolen wie London oder New York arbeiteten an großen Projekten. Gerade die freien Flächen zwischen den Häusern seien entscheidend, sagt Gebhard: "Dort bewegen wir uns und erleben das Wesen einer Stadt am intensivsten."

Die Ausstellung "Räume in Bewegung - Urbane Landschaften zwischen Tradition und Experiment" gibt einen Überblick über die Arbeit des Architektenbüros Auböck und Kárász. Bis 2. Dezember im PlanTreff in der Blumenstraße 31 (montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr).

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