Festival:Der Ton der Sehnsucht

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Der Komponist Richard Strauss als Student im Jahr 1888. (Foto: dpa)

Julian Prégardien und Kota Sakaguchi begeistern beim letzten Konzert der Richard-Strauss-Tage.

Von Klaus Kalchschmid, Garmisch-Partenkirchen

Die rigiden Maßnahmen des Landratsamts forderten eine Beschränkung auf 70 pausenlose Minuten und gar drei Plätze Abstand der einzelnen Haushalte voneinander, aber als Ergänzung einer zweiten Konzerthälfte gab es am Nachmittag das einstündige Künstlergespräch zwischen Julian Prégardien und ORF-Musikjournalist Peter Kislinger. Kluge Fragen und nicht minder tiefgehende, philosophische Antworten zeigten, dass Prégardien nicht nur ein exzellenter (Bauch-)Sänger, sondern ein immens mitdenkender Musiker ist.

Als Abschluss der Richard-Strauss-Tage gab es im Festsaal Werdenfels des Kongress-Zentrums am Abend ein Recital mit op. 10 von Richard Strauss und ausgewählten der 700 Lieder des Finnen Yrjö Kilpinen (1892 - 1959). Am Beginn stand Ludwig van Beethovens "An die ferne Geliebte". Seit er 16 ist, begleitet den Tenor dieser erste, sehr komprimierte Zyklus der Musikgeschichte. Die sechs ineinander übergehenden Lieder sind denn auch auf der ersten Lied-CD des damals 29-Jährigen enthalten. Entsprechend souverän und diffizil mit reicher Piano-Kultur und feiner Mischung von Kopf- und Bruststimme formte der 37-Jährige den immer wieder anders gefärbten Sehnsuchtston des lyrischen Ichs bis hin zum ersten Ausbruch ins Fortissimo: "Und ein liebend Herz erreicht / Was ein liebend Herz geweiht!

Ein feinsinniger Sänger an der Seite eines subtil mitgestaltenden jungen Pianisten aus Japan

Nicht minder raffiniert und nie in einen opernhaften Ton verfallend dann die "Acht Gedichte aus 'Letzte Blätter'" von Hermann von Gilm zu Rosenegg in der Vertonung des 21-jährigen Richard Strauss. Aus diesem Opus werden erstes ("Zueignung") und letztes Lied ("Allerseelen") häufig gesungen, aber wie anders, ungemein konzis, vielleicht weniger effektvoll, aber gerade deshalb nicht minder gelungen sind "Geduld", "Die Zeitlose" oder "Die Georgine".

Wieder erlebte man neben dem feinsinnigen Sänger einen klug Wort und Ton verbindenden Musiker an der Seite seines subtil mitgestaltenden jungen Pianisten aus Japan, Kota Sakaguchi, der so zerbrechlich aussieht und doch so zupackend und mitreißend spielen kann.

Bestechend dann der unmittelbare Übergang eines letzten Strauss-Lieds ("Leise Lieder" op. 41/5) zu weiteren Nacht- und Christian-Morgenstern-Liedern von Yrjö Kilpinen. Sie sind Hugo Wolf verwandt, aber doch auch eigenständig. Manchmal ist die Klavierstimme von karger Faktur ("Einsiedlerwunsch", "Winternacht"), manchmal virtuos flirrend ("Vöglein Schwermut", "Wind und Geige"). Dazu eine durchaus kantable, aber immer ganz dem Wort verpflichtete Singstimme. Auch "Über die Tausend Berge" endete gleißend, während Schuberts "Im Frühling" als letzte Zugabe mit "Und säng ein süßes Lied von ihr / Den ganzen Sommer lang" verheißungsvoll geflüstert ausklingen durfte.

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