Festival:Volle Kanne mittendrin

Festival: Ding Dong: Besuch von der Garden Gang.

Ding Dong: Besuch von der Garden Gang.

(Foto: Verena Brandt)

Die Münchner Punk-Band "Garden Gang" meldet sich live und mit neuer Single zurück.

Von Dirk Wagner

In wirklich großen Bands habe er nie gespielt, resümiert der Garden Gang-Schlagzeuger Robert Hunter, den alle "Nelly" nennen, in seiner 228-seitigen Autobiografie "For Fück's Sake". Auch von einem kommerziellen Erfolg blieb er mindestens ein Lichtjahr entfernt. Trotzdem darf der 1961 im englischen Northumberland nahe der schottischen Grenze geborene Punkmusiker schon jetzt auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Als Kind habe er davon geträumt, irgendwann vor seinen Leuten ein Konzert zu spielen und vielleicht sogar ein eigenes Tape aufzunehmen. So gesehen war und ist Nelly, der schon in einigen Bands gespielt hat und weitaus mehr als nur ein eigenes Tape veröffentlicht hat, ein sehr erfolgreicher Mann.

Wobei sich sein Erfolg nicht an Besitztümern messen lässt, die am Ende ohnehin nur rechtfertigen sollen, warum man sich das ganze Leben lang abgeschuftet hat. In seinem Rückblick auf ein Leben als Musik-Fan, Punkrocker, Tour-Fahrer und Schlagzeuger zählt das Leben selbst zum größten Erfolg. Denn letztlich hat Nelly den ihm lieb gewonnenen Punk nicht nur miterlebt, wie viele Menschen in seiner Generation auch. Nein, Nelly hatte sich den Luxus geleistet, besagten Punk gleich selbst zu leben.

Massenkompatibel? Nein danke!

Und so, wie er irgendwann einmal erfahren durfte, dass die stinknormale Bergarbeiterstadt, in der er seine Kindheit verbracht hatte, tatsächlich das geografische Zentrum Großbritanniens ist, findet sich auch der Punkrocker, der nie in einer größeren, geschweige denn kommerziell erfolgreichen Band gespielt hatte, am Ende stets inmitten der Punk-Geschichte. Als Konzertgänger und Schallplattensammler sowieso. Aber auch als Schlagzeuger, der seit Jahren schon in der Garden Gang mitwirkt, in der bayerischen Punk-Institution also, die man sehr wohl auch zu den Fixsternen einer deutschlandweiten Punkszene zählen darf.

Zu deren Wegbegleitern zählen zudem auch einige Ikonen jener englischen Initialzündung des Punks. Und so war es zum Beispiel die Idee der Garden Gang, zusammen mit dem ehemaligen Adverts-Mastermind TV Smith dessen alte Songs noch einmal mit einer Punkband neu aufzunehmen. Tatsächlich gingen dann aber die befreundeten Toten Hosen mit TV Smith ins Studio, um dessen Werk noch einmal aufzufrischen. Für die Garden Gang, die derweil genügend eigene Pflanzen zu pflegen hat, war aber auch das kein Grund zum Neid. Anders als die Hosen tritt die Garden Gang auch nicht vor zig-tausend Fans im Olympiastadion auf. Dafür müssen sie ihre Punkmusik aber auch nicht massenkompatibel gestalten. Ihr Punk, so wie sie ihn auch dieses Wochenende auf dem General R'n'R Fest in der Augsburger Ballonfabrik zelebrieren, bleibt bodenständig und authentisch. Entsprechend liefert darum auch die neue Garden Gang-Single "When We Were Young" den idealen Soundtrack zu den Memoiren ihres Schlagzeugers Robert "Nelly" Hunter. "Es ist keine zweite Kindheit. Ich genieße noch die erste", schreibt dieser in seinem englischsprachigen Buch "For Fück's Sake" (Mauli Books).

General R'n'R Fest, Samstag, 4. Juni, 19 Uhr, u.a. mit Garden Gang, Ballonfabrik Augsburg

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