Garching/München:1300 Quadratmeter Freiraum

Garching/München: Selbst ausgewählt: Die Studenten haben sich für sitzsackartige Sessel und knallige Farben entschieden.

Selbst ausgewählt: Die Studenten haben sich für sitzsackartige Sessel und knallige Farben entschieden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auf dem Garchinger Campus hat die TU München ein Haus für die Studenten eröffnet

Von Gudrun Passarge, Garching/München

Farbe ist Trumpf im Haus für Studenten auf dem Garchinger Campus. Schon von weitem leuchten bläuliche und orangefarbene Lichter. Innen erstaunen die Frauentoiletten in Froschgrün mit lilafarbenen Heizkörpern - bei den Männern ist es umgekehrt. Überall wird deutlich, Studi-Tum ist ein besonderes Haus, es dient zum Lernen, als Treffpunkt für die vielen Initiativen an der Technischen Universität oder auch zum Musizieren im Übungsraum. Einen "Open Space des gedanklichen Austauschs" nennt TU-Präsident Wolfgang Herrmann das Haus, für das jeder bei der offiziellen Eröffnung nur lobende Worte findet.

Studi-Tum ist kein Solitär. Die TU hat gleich drei solcher Häuser gebaut, beziehungsweise umgebaut. Eines steht in Weihenstephan, eines in München. Das Staatliche Bauamt hat die Planung in Eigenregie übernommen, die Kosten liegen insgesamt bei etwas mehr als 15 Millionen Euro, wobei das Garchinger Haus auf 6,2 Millionen Euro beziffert wird. Die Hälfte des Betrags hat die Technische Universität selbst beigesteuert, wie Herrmann betonte.

Der TU-Präsident hob besonders die engagierte Mitarbeit der Studentenschaft hervor, die das Bauprojekt von Anfang an mit großem Einsatz begleitet habe. Der Maschinenbaustudent Philipp Koch etwa hat als Beauftragter des Fachschaftsrats das Gebäude seit Oktober 2017 betreut. Bei seiner kleinen Führung durch das Haus zeigt sich schnell, wie prägend die Studenten es mitgestaltet haben. Selbst die Möbel, berichtet Koch, hätten sie mit ausgesucht. Etwa die bequemen sitzsackartigen Sessel, die in der Lounge oder auch im Familienzimmer stehen. Dieses Rückzugszimmer für Eltern von kleinen Kindern soll die Möglichkeit bieten, in Ruhe zu stillen oder zu wickeln, und über eine Agentur auch mal flexibel Kinderbetreuung zu organisieren. Koch schreitet die Flure ab und zeigt auf Mulitfunktions- und Lernräume. Und die Dachterrasse lädt an schönen Tagen sicher zum Verweilen ein.

Das Haus bietet auf 1300 Quadratmetern 250 Lern- plus 100 weitere Sitzplätze an. Einige Räume haben schon ihre Nutzer gefunden. In einem sitzt etwa eine der ältesten Studenteninitiativen, Akaflieg. Sie fliegen nicht nur, sondern konstruieren auch Segel- und Motorflugzeuge. Bis vor einigen Jahren fanden die Gruppenversammlungen noch im Uhrenturm an der Gabelsbergerstraße in München statt, aber seit die Segelflieger diesen Raum nicht mehr nutzen dürfen, mussten sie sich wechselnde Treffpunkte suchen. Nun könnten sie an der Lichtenbergstraße wieder ein festes Domizil gefunden haben. "Wir hoffen nur, es kommt noch ein bisschen Technik rein", sagt Alexandra Grün, ein Beamer zum Beispiel. Unten ertönt Klaviermusik aus dem Übungsraum. Hanns Weidinger, Alumnus und Ehrensenator der TU, hat das Instrument gespendet.

Die Freude ist groß, dass der Garchinger Campus an wichtiger Infrastruktur gewonnen hat, wie Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) betonte, der auch darauf hinwies, dass die neue Mensa bald eröffnet wird. Er rief die Studenten auf, hier auch scheinbaren Spinnereien nachzugehen, einfach querzudenken. "Solche Leute brauchen wir." Und was noch gebraucht wird, darauf wies der Garchinger Bügermeister Dietmar Gruchmann (SPD) hin. Er wünschte sich nicht nur mehr studentisches Leben in der Universitätsstadt, sondern vor allem auch mehr Wohnraum für Studenten. Hier sieht er den Freistaat in der Pflicht, der im geplanten Baugebiet Kommunikationszone 20 Prozent der Grundstücke hält.

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