Garching/München:Mathe ist sexy

Schülertag TU Garching

Mathematik-Student Raphael Riedl (rechts) erklärt die Geometrie platonischer Körper.

(Foto: Florian Peljak)

Der Schülertag der TU lockt Tausende Jugendliche an. Workshops sollen die Lust auf ein Studium wecken

Von Anna Hordych, Garching/München

Auf dem TU-Stammgelände in der Maxvorstadt ist der Andrang beim TU-Schülertag größer, in Garching, so drückt es ein 17-jähriger Schüler aus, tummeln sich "mehr Nerds". Sie zählen nach Tausenden, alle eint das Interesse an Technik. Big Data ist nahezu allen ein Begriff. Man denkt ans Abhören, an Privatschutzrechte und endlose Zahlenkombinationen - weniger an Biomathematik. Professor Fabian Theis möchte das gerne ändern. In Garching gibt er einen Workshop zum Thema "Big Data Modeling in Biology - oder warum wir Zellen abhören".

Interessierte Schüler haben sich im Seminarraum der TU versammelt, um Einblicke ins Studium der Biomathematik zu gewinnen. Schülerin Nikola Danzl und ihre Freundin Ina Grömmer sind an diesem Donnerstagmorgen Teil der Runde. Sie haben sich zu fünft von Bad Reichenhall mit dem Auto Richtung Garching aufgemacht, immerhin anderthalb Stunden haben sie gebraucht. Jetzt sitzen Nikola und Ina, die im Frühling ihr Abitur machen, im Workshop zu Biomathe, ihre Schulkolleginnen hingegen haben sich für Wirtschaftsmathe entschieden.

Die Seminargruppe besteht zum Großteil aus Mädchen - eher untypisch für das gängige Mathe-Klischee. Viele sind entweder an Biologie oder an Mathe interessiert, die Kombination beider Fächer ist ihnen neu, und auch Big Data als Begriff der Wissenschaft scheint eher unbekannt zu sein.

Eines wird deutlich: Mathematik kennt viele Abzweigungen und wissenschaftliche Nachbarfelder und besteht aus wesentlich mehr als der reinen Rechenkunst. Dozent Theis ist studierter Ingenieur, in der Bachelor-Arbeit rechnete er noch mit Ampere, später wechselte er von Motoren zur Zellauswertung.

Weitere Vortragende an diesem Morgen haben genauso spät erst ihre Liebe zur Mathematik erkannt. Dekan Jürgen Richter-Gebert ist von der Physik zur Mathematik gewandert, ebenso Bachelor-Koordinatorin Simone Kaliber. "Hätte ich gewusst, was mich Spannendes erwartet, hätte ich Mathe studiert", sagt die Diplom-Physikerin. Dekan Richter-Gebert steht also nicht gerade für den geradlinigsten Weg zur Kunst der abstrakten Zahlen. Der grau melierte kleine Mann mit Brille steht vor den Schülern in Hörsaal 1 und erzählt unverkrampft. Er leitet einen Vortrag mit dem ulkigen Titel "Der schnellste Weg zu den Brezn" ein. Der Brezn-Vortrag hat trotz seines eigentlichen Zweckes, der mathematischen Verkomplizierung der Nahrungsaufnahme, einen wahren Kern: Für die jungen Besucher gibt es am Mittag tatsächlich Brezn und Limo.

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