Ganga:Ein Feuerwerk der Achtziger

Ordentliche indische Küche, tadelloser Service und das perfekte Ambiente: Ein Besuch im Ganga ist eine sichere Sache, doch für Überraschungen trotzdem gut.

Mirja Kuckuk

In Mumbai kann es einem passieren, dass sich in einem Restaurant gleich fünf oder sechs sehr hilfsbereite Bedienungen um einen bemühen. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass der Laden leer ist, sondern dass sich in dieser Stadt einfach viele Menschen drängeln.

Im "Ganga", im Glockenbachviertel, verhält es sich ein wenig anders. Hier drängen sich die Menschen um die Tische, denn das Restaurant ist beliebt für seine preiswerten Klassiker der indischen Küche. Fast jeder Tisch ist belegt, auch an einem Dienstagabend. Doch das Personal, zwei an der Zahl, hat bewundernswerterweise alles bestens im Griff.

Die traditionell gekleidete Frau mit dem fest zusammengebundenen Haar strahlt wunderbare Ruhe aus und trägt ihre Empfehlungen mit leichtem slawischen Akzent vor. Mit einem augenzwinkernden "Yes, madam" hingegen quittiert ihr indischer Kollege vorgebrachte Wünsche.

Wünsche gehen hier zügig in Erfüllung: Nach dem Gruß aus der Küche - knuspriges Pappadam mit dreierlei Dips - folgen frittiertes Gemüse, Hühnchen und Tintenfischringe. Keine hohe Kochkunst, aber verlässliche Qualität füllt den üppigen Vorspeisenteller (10,50 Euro).

Klassiker aus dem Effeff Die Vielfalt der indischen Küche lässt man am besten mit einem Thali (11,90 Euro) auf sich wirken - eine Platte, die bereits alles bietet, was den Liebhaber immer wieder hierher bringt. Für den Vegetarier zum Beispiel: Bissfestes Gemüse in cremiger Currysauce, Spinat mit indischem Weichkäse, garniert mit frisch geriebenem Ingwer und Mandeln, dazu ofenfrisches Chapatti mit dem Gurken-Joghurt Raita.

Aus dem Tandoori kommt das Chicken-Tikka (12,90 Euro) in sämig würziger Sauce. Der Koch beherrscht die Klassiker aus dem Effeff, auf die liebevolle Präsentation des Essens - den gelben Reis ziert ein aus Gewürzen gestäubtes Herz - legt er viel Wert.

Üppige Dekoration, wie es sich für die Kitsch liebende indische Seele gehört, schmückt auch das weitläufige, in warmem Rot gehaltene Lokal. Silvester ist noch nicht lange her, davon zeugen die Luftballons und silbrigen Girlanden an der Decke. Fast wähnt man sich auf einem Kindergeburtstag.

Die Überraschung jedoch zum Schluss: Die Dessertvariation (7,60 Euro) ist ein wahres Feuerwerk der Achtziger Jahre. Ein riesiger Teller voll Eiskrem (Erdbeer, Schokolade, Vanille), Sprühsahne und Dosenbirnen, dekoriert mit Streuseln aus rotem und türkisfarbenem Zuckercouleur. Das einzig wirklich indisch Anmutende: das Reisbällchen, das sich (irritiert von seinem Umfeld?) unter einer Orangenscheibe versteckt.

Dieses "Ganga Spezial" hat seinen Namen eigentlich nicht verdient. Ein runder Abschluss eines ansonsten überzeugenden Abstechers in die indische Geschmackswelt hätte anders ausgesehen. Verbuchen wir es einfach unter: verspätet wahr gewordene Kinderträume.

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