Gancia-Award: 181:Der Großmeister

Otto Koch präsentiert im Drehrestaurant des Olympiaturms Sterneküche für verschiedene Ansprüche.

Franz Kotteder

Flugzeugessen genießt nicht gerade den allerbesten Ruf, insofern ist es schon ein wenig mutig, wenn man ein anspruchsvolles Restaurant ausgerechnet in die assoziative Nähe eines Fliegers rückt. Aber gerade das ist typisch für Otto Koch: das Spiel mit den Erwartungen, die auf amüsante Weise unterlaufen werden. Oder besser: übertroffen. Und dann ist es ja auch so, dass die Gäste im "181" tatsächlich eine Art Rundflug über die Stadt machen, weil sich das Restaurant in 53 Minuten einmal um die eigene Achse dreht. So lag es nahe, fand Otto Koch, die Plätze dort oben im Olympiaturm wie im Flugzeug aufzuteilen nach "Economy", "Business" und "First".

Dann hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn das eigentliche gastronomische Konzept des Otto Koch lässt sich so umschreiben: Spitzenküche auf hohem Niveau in verschiedenen Preiskategorien, mit Menü-Variationen zwischen 36 und 145 Euro. Das alles präsentiert in zwei Restaurantbereichen: dem höchsten Ansprüchen genügenden "181 First" mit fünf Tischen und dem etwas preisgünstigeren "181 Business".

Im Herbst 2009 hat Koch das Drehrestaurant im Olympiaturm übernommen, und inzwischen hat es nicht nur einen Michelin-Stern erhalten, sondern auch den Umsatz um 70 Prozent gesteigert. "Das hat am Anfang keiner für möglich gehalten", sagt Otto Koch. Die Lage sei zu weit ab vom Schuss, hieß es. Und ein "Sunset-Menü" vor 20 Uhr würde sich nicht verkaufen, so früh gingen Geschäftsleute nicht essen. Aber das stimmte nicht: "Allein von diesem Menü haben wir 20000 Stück verkauft", erzählt Koch mit sichtlicher Genugtuung. Und den vermeintlichen Standortnachteil wertete er mit dem Slogan "Sehen und nicht gesehen werden" ganz einfach um. Das muss man sich in München, wo es so oft ums Gesehenwerden geht, erst einmal trauen.

Aber Otto Koch hatte natürlich einen großen Startvorteil: seinen Namen. Mit dem "Le Gourmet" schrieb er von 1974 an mehr als 20 Jahre lang Gastronomiegeschichte und war neben Eckart Witzigmann und Hans-Peter Wodarz der dritte Münchner Sternekoch. 1996 wechselte er als "Gourmet Chef" und kulinarischer Berater zur Hotel- und Resortkette Robinson, die weltweit 30 Hotels unterhält. Auch dort erkochte er sich einen Michelin-Stern, als Chef des Robinson-Restaurants "KochArt" in Zürs am Arlberg. 2009 kehrte er in seine Heimatstadt München zurück und übernahm das Drehrestaurant. Und was soll man sagen? Prompt bekam er wieder einen Stern.

Wenn man Koch so erzählen hört, gibt es dafür ein einfaches Rezept: Man nehme hervorragende regionale und internationale Produkte, arbeite möglichst rationell und binde sein Personal so gut wie nur möglich ein. Das, was man den Gästen anbiete, werde vorher von den Mitarbeitern getestet: Lehrling, Servicekräfte und Köche dürfen, ja sollen mitreden. Das schaffe Gemeinsamkeit, sagt Koch. "Das ist eigentlich das wichtigste Geheimnis: Mit Menschen zu arbeiten, die auch Lust drauf haben. Ich bin nur der, der die Holzscheitl nachlegt."

Da ist jetzt vielleicht ein bisschen viel Bescheidenheit dabei. Denn es braucht ja auch die Kochsche Kreativität, die spitzbübische Lust, sich neue und überraschende Gerichte auszudenken. Die "Ente, in der Luft tranchiert" etwa, oder Waldpilze, die zum Teil aus Gnocchi-Teig bestehen, inmitten einer aufgeschäumten Moos-Sauce. Daneben aber auch, als kleine Gusto-Stücke, Miniaturversionen der Otto-Koch-Klassiker "Falsche Prinzregententorte" oder "Weißwurst aus Meeresfrüchten", mit denen er vor fast 35 Jahren berühmt wurde.

Zu den ganz neuen Ideen gehört zum Beispiel auch, andere Spitzenköche einzuladen. Am 13.April wird der amerikanische Starkoch Patrick Sheerin vom Hancock Tower in Chicago im Olympiaturm aufkochen. "The Gourmet Towers of the World" heißt die Reihe, mit der Koch Kollegen von anderen Turmrestaurants in der ganzen Welt vorstellen will. Es wird auch Gegenbesuche geben, und Otto-Koch-Fans können sogar mitreisen. Diesmal aber in richtigen Fliegern. Das jeweilige Flugzeugessen muss man halt in Kauf nehmen.

Restaurant 181, Spiridon-Louis-Ring 7, Telefon 350948181, Montag bis Freitag ab 19Uhr (First), täglich 11-16.30 Uhr und ab 18Uhr (Business).

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