Kolumne "Das ist schön":Augusts Stärken

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Barbara Gronau, die neue Präsidentin der Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater. (Foto: Marie-Laure Briane)

Die Theaterakademie August Everding bildet seit bald 30 Jahren Nachwuchs aus. Jetzt mit einer neuen Präsidentin an der Spitze und einer Studentengeneration, die einem das Herz öffnet. Und nicht nur das.

Von Susanne Hermanski

Ein Gala-Dinner für Mäzene. Klingt erstmal nach Gravitas und Graved Lachs. Zum Glück aber war der Abend ganz anders, keine Spur von Schwere, keine Spur von Schmiere. Jung, lebendig, rührend, erfüllt vom Aufbruch war die Stimmung im Prinzregententheater, als die Studenten der Theaterakademie August Everding ihren Unterstützern zeigten, was sie können. Und das ist viel, einzelne der jungen Leute haben jetzt schon Starkaliber. Sie sangen, tanzten, moderierten, persiflierten, dass ihr Gründervater - Bayerns unvergessener Generalintendant, Theateruniversalist und Kulturpolitiker - seine wahre Freude daran gehabt hätte. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause war das essenziell.

Denn geht es der Wirtschaft mäßig und braucht der Staat mehr Geld fürs Krisen-Management aller Art, dann geht es der Kultur in aller Regel schlecht. Für den künstlerischen Nachwuchs kann das fatal sein, nicht nur moralisch. Kämpft er doch hierzulande mehr denn je mit den unvermindert hohen Münchner Mieten für noch so kleine WG-Zimmer. Und ist die Ausbildung doch derart zeitintensiv und fordernd, dass die jungen Leute nebenher kaum jobben können.

Seit bald 30 Jahren bildet die Theaterakademie aus. Seit der Wiedereröffnung des Prinzregententheaters an der schönsten Adresse, die man sich für eine solche Institution vorstellen kann, mit einem paradiesisch praxisnahen Zugriff auf dessen grandiose Bühne. Es gibt Studiengänge für Schauspiel, Musical, Operngesang, Regie, Dramaturgie, Bühnen-, Kostüm- und Maskenbild. Ein weiterer Studiengang wurde auf Eis gelegt und wird im nächsten Sommersemester modernisiert wiedererstehen. Aus der "Theater- und Musikkritik", jahrelang unterrichtet vom jetzt pensionierten C. Bernd Sucher, wird dann "Kulturjournalismus".

Barbara Gronau ist die erste Frau an der Spitze

Diese Neuerung und noch viel mehr liegt nun in den Händen der neuen Präsidentin der Akademie August Everding - der ersten Frau an deren Spitze: Barbara Gronau. Auch sie stellte sich am Gala-Abend zum ersten Mal allen Sponsoren und Unterstützern der Schule vor. Und sie bewies sogleich Gespür für gelungene Dramaturgie. Sie ließ nicht nur die Mäzene selbst an ihren festlichen Tischen im Gartensaal einen pfiffigen Spenden-Kanon singen (bei dem übrigens viele der Unterstützer aus Münchens Unternehmer- und Kulturkreisen bewiesen, dass sie erstaunlich gut bei Stimme sind). Gronau und ihr Team setzten zwischen die Einlagen voll jugendlicher Fröhlichkeit, auch einen Moment der Gänsehaut.

Es gibt an der Akademie elf Stipendiaten, junge Männer und Frauen aus der Ukraine, die in ihrer Heimat ein Studium der Darstellenden Künste begonnen hatten und vor dem Krieg fliehen mussten. Dank eines Förderprogrammes sind sie seit kurzem in München. Gemeinsam stimmten sie ein ukrainisches Volkslied an. Traurig, intensiv und ungeheuer präsent. Und das war schön.

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