MusicalUnendlicher Spaß

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Schwungvolles, einfallsreiches und präzises Verwirrspiel um Tootsie (Mitte): Gil Mehmert hat das Musical am Gärtnerplatztheater inszeniert.
Schwungvolles, einfallsreiches und präzises Verwirrspiel um Tootsie (Mitte): Gil Mehmert hat das Musical am Gärtnerplatztheater inszeniert. (Foto: Jean-Marc Turmes)

Meisterstück der Musiktheaterregie: Gil Mehmert inszeniert die europäische Erstaufführung des Musicals "Tootsie" am Gärtnerplatztheater.

Von Egbert Tholl, München

Der irre enthusiastische Schlussapplaus macht deutlich, was die Menschen gerade im Theater sehen wollen: perfekt gemachte Unterhaltung. Im April 2019 hatte "Tootsie" von David Yazbek (Musik) und Robert Horn (Buch) seine offizielle Uraufführung in New York, nun feierte das Musical, angelehnt an den gleichnamigen Film von Sydney Pollack mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle, seine europäische Erstaufführung am Gärtnerplatztheater in sehr guter deutscher Übersetzung.

Von dem Film muss man nichts wissen, das Musical und vor allem die atemberaubend rasante, präzise und überbordend einfallsreiche Inszenierung von Gil Mehmert sind selbsterklärend und halt auch 40 Jahre moderner. Die Geschichte, zur Erinnerung: Michael Dorsey, renitenter Schauspieler um die 40, kriegt kein Engagement mehr, verkleidet sich aus Not als Frau, ergattert so die Rolle, für die auch seine Ex-Freundin Sandy vorsingt, verliebt sich in seine Bühnenpartnerin Julie, wird als Dorothy vom Kollegen Max begehrt; dazu kommen Michaels kluger Mitbewohner Jeff und Ron, ein Machobolzen, der die abenteuerliche Romeo-und-Julia-Variante, die hier entstehen soll, inszeniert. Dorothy rettet als Amme die Produktion, Michael lässt bei der Premiere seinen Schwindel auffliegen.

Es ist eine liebevolle Geschichte übers Theater und alle Theaterverrückten; die Staatscombo brilliert mit der Musik, die gelungen zwischen gutem Jazz, bisschen Funk und Bossa Nova changiert - nur die Balladen sind cheesy. Zum Niederknien sind in Mehmerts Regie alle auf der Bühne: Julia Sturzlbaum als grandios witzig verzweifelte Sandy, die anrührende Bettina Mönch als Julia, die begeisternden Darsteller Gunnar Frietsch (Jeff), Daniel Gutmann (Max) und Alexander Franzen (Ron) und Armin Kahl als Michael/Dorothy, nie tuntig, immer toll. Sein Spiel mit dem Spiel steht für alles, was dieser Abend ist, ein stupendes Zauberwerk, dass gar nicht mehr sein will als zweieinhalb Stunden kluger Spaß.

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