Fußball-WM:Münchner Bier aus Schlupflöchern

Die Nachricht hat München erschüttert: Die Fifa zwingt die Stadt, während der Fußball-WM 2006 nur das Anheuser-Busch-Bier "Bud" auszuschenken. Dennoch könnten die einheimischen Brauereien doch noch zum Zug kommen.

Von Astrid Becker

So hat die Stadt nicht nur den Deutschen Städtetag um Unterstützung gebeten, sondern prüft derzeit auch selbst, ob die Auflagen des Weltfußballverbands "Schlupflöcher" beinhalten. Wenn dies der Fall ist, könnte bei einigen Events doch noch bayerisches Bier angeboten werden.

"Wir warten jetzt einfach mal ab", sagt Manfred Newzrella, Geschäftsführer des Vereins Münchner Brauereien in einem Ton, der zuversichtlich klingt. Hintergrund für den neu aufkeimenden Optimismus ist die Unterscheidung der Events, die die FIFA in ihrem Auflagenkatalog nennt. Demnach muss "Bud" im Stadion und bei allen Veranstaltungen ausgeschenkt werden, die die Stadt als WM-Gastgeber organisiert, wie zum Beispiel eine große Party im Olympiapark. Ausgenommen sind aber "C-Events" - Veranstaltungen, die offiziell nichts mit der Meisterschaft zu tun haben - wie die Wiesn, die die Fifa den Münchnern als Beispiel nennt.

Doch unter die selbe Rubrik könnte auch die Übertragung der Spiele auf Großleinwänden auf öffentlichen Plätzen wie dem Odeonsplatz fallen: wenn die Stadt den Platz an einen privaten Veranstalter vermietet. Eine Möglichkeit, die derzeit genau untersucht wird. "Noch ist aber alles unklar", sagt eine Sprecherin des zuständigen Referats für Arbeit und Wirtschaft.

Probleme könnten beim notwendigen Kauf der Übertragungsrechte auftreten. Nach Informationen der SZ werden diese derzeit von der Schweiz aus vertrieben. Die Rede ist dabei von Preisen in Höhe von 6.000 bis 4.0000 Euro. Ob der Verkauf der Rechte auch an die Fifa-Auflagen geknüpft ist, ist noch nicht bekannt.

Münchner Bier aus Schlupflöchern

Bei den Münchner Brauereien indes blickt man dem Einzug des Anheuser-Busch-Bieres, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wird, mit relativer Gelassenheit entgegen. "Man kann den Münchnern nun mal nicht vorschreiben, welches Bier sie trinken, das entscheiden die schon selbst", sagt beispielsweise Augustiner-Chef Gerhard Ohneis. "Das wäre ja noch schöner." Und sollten die Spiele in Augustiner-Gaststätten übertragen werden, werde es bestimmt auch Augustiner-Bier geben. "Die Fifa darf uns nicht vorschreiben, welches Bier wir ausschenken - weder in unseren Biergärten noch auf unseren Freischankflächen ." Ein Angebot, während der WM als Sponsor aufzutreten, war für Augustiner nicht in Frage gekommen: "Wir machen ja keine Werbung. Das ist eine Frage des Geldes. Und bei uns geht es um die Frage des Genusses." Deshalb sind Ohneis' Umsatzerwartungen auch durch die Fifa nicht gemindert worden: "Ich bin mir sicher, dass die Fußballtouristen nicht nur Bud trinken werden, sondern auch Münchner Bier probieren wollen."

Ähnlich sieht das auch Michael Möller, Direktor des Staatlichen Hofbräu. "Ich finde es schade, dass die deutschen Brauereien keine Gelegenheit hatten, ihr Bier anzubieten." Hintergrund für diese Aussage ist der Vertragsabschluss der Fifa mit ihrem amerikanischen Hauptsponsor Anheuser-Busch, noch vor einer Entscheidung, wo die Fußball-WM 2006 stattfinden würde.

"Schlechte Informationspolitik der Stadt"

Doch auch wenn das bereits bekannt gewesen wäre, hätten die Deutschen wohl nur mit Mühe mitbieten können. Alle 1200 Brauereien der Republik verfügen zusammen über einen Werbe-Etat von rund 500 bis 600 Millionen Euro. Für sein Sponsoring soll Anheuser-Busch allein rund 40 Millionen Euro bezahlt haben. "Die spielen einfach in einer anderen finanziellen Liga", sagt Möller. "Wir als kleine Mittelstandsbrauerei hätten da nie mithalten können. Deshalb entgeht uns geschäftlich nichts." Bedauerlich findet er allerdings die "schlechte Informationspolitik" der Stadt: "Dort hüllen sich alle immer in Schweigen bei diesem Thema. Wir haben von alledem erst erfahren, nachdem die ganze Sache schon Staub angesetzt hat." Dennoch scheint es genau der Staatliche Hofbräu zu sein, der bereits - ganz im Sinne der Stadt - Pläne für ein Großereignis während der WM in der Schublade hat: "Und da kann uns doch niemand verpflichten, Bud auszuschenken."

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