Fußball:TSV 1860 baut doch kein Stadion im Münchner Osten

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Investor Hasan Ismaik hat große Pläne für ein neues Löwen-Stadion. Immer noch. (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Der TSV 1860 München wird doch kein neues Stadion im Osten von München bauen.
  • Auf Facebook teilte Investor Ismaik mit, dass er eine Absage von Oberbürgermeister Dieter Reiter erhalten habe - wegen "Nutzungskonflikten".
  • Aus einem von Reiter veröffentlichten Briefwechsel geht allerdings hervor, dass Ismaik der Stadt bereits zuvor selbst eine Absage erteilt hat: Der vorgesehene Baugrund sei zu klein für seine Pläne.

Von Markus Schäflein, München

Die unendliche Geschichte um den geplanten Stadionbau des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München ist um ein weiteres Kapitel reicher. Und wie es bei Investor Hasan Ismaik üblich ist, wurde das Kapitel auf Facebook veröffentlicht. "Leider habe ich heute keine erfreuliche Nachricht für Euch", ließ Ismaik mitteilen. "Soeben hat mich eine E-Mail erreicht, in der Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter schreibt, dass aufgrund ,existierender Nutzungskonflikte' keine eigene Löwen-Heimat auf dem Messegelände Riem möglich sei."

Ein Briefwechsel zwischen dem TSV 1860 München und Oberbürgermeister Dieter Reiter, den das OB-Büro nach Ismaiks Nachricht veröffentlichte, zeigt allerdings einen anderen Ablauf. Bereits am 17. März hatte der Klub in einem Schreiben an Reiter, das allein von Ismaik unterzeichnet ist, mitgeteilt, dass er das Projekt in Riem nicht mehr verfolge. "Der aktuell vorgesehene Baugrund in Riem ist für unsere Pläne nicht nur deshalb zu klein, weil wir ein zukunftsorientiertes Stadion mit einer Kapazität von 50 000 Fans+ anstreben", schreibt Ismaik darin.

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"Vielmehr haben wir uns jüngst dazu entschlossen, unserem Nachwuchs noch mehr Bedeutung und Fläche zur Verfügung stellen zu wollen. Um nicht nur in der Stadt, sondern auch in Deutschland und Europa konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir neue und innovative Wege gehen." Das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße sei "definitiv zu klein".

Am 23. März antwortete Reiter, adressiert an Ismaik und Präsident Peter Cassalette, und bat wiederum den Klub darum, dass er "geeignete Flächen identifiziert". Er bekräftigte, dass "eine Machbarkeit der in der Konzeptstudie vorgesehenen Standorte für ein Fußballstadion auf dem Gelände der Messe München GmbH nicht gegeben" sei - und gab Ismaik einen Rat: "Für den Fall weiterer Standortprüfungen empfiehlt das Referat für Stadtplanung und Bauordnung dringend die Erstellung einer umfänglichen und von fachlicher Seite erarbeiteten Machbarkeitsstudie, um unter anderem bezüglich der Themen Raum- und Flächenbedarf, Lärmschutz, Sicherheit, Naturschutz, Erschließung und Flächenverfügbarkeit sowie hinsichtlich der Kosten und des Finanzierungskonzepts Klarheit zu erlangen."

Diese gab es bislang offenkundig nicht, wenngleich Ismaik bereits im Februar 2016 bei einem Fantreffen in Rudelzhausen den Stadionbau angekündigt hatte. Der Auszug aus der Arena ist ja ein von der Anhängerschaft mehrheitlich ersehntes Szenario; zuletzt hatten Ultras gar monatelang einen Stimmungsboykott bei Heimspielen durchgezogen. Von seiner in Rudelzhausen geäußerten Idee, neben dem neuen Stadion einen Zoo mit Löwen zu errichten, ist Ismaik abgerückt - und nun auch vom ganzen Plan in Riem. Bereits Anfang des Jahres hatte er angekündigt, zu "überlegen, ob wir außerhalb Münchens ein Grundstück suchen müssen", denn: "Für mich ist es nur sehr schwer hinzunehmen, dass wir bei unserem Stadionprojekt auf der Stelle treten." Nun brachte der Investor noch eine neue, alte Idee ins Spiel: Eine der Alternativen werde "nach dieser Absage für uns wohl auch wieder das Olympiastadion sein", erklärte Ismaik.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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