Sportlich könnte es kaum besser laufen für die SpVgg Unterhaching in diesen Tagen: In der Fußball-Regionalliga Bayern, wo der ehemalige Drittligist nach dem Abstieg im Sommer spielt, hat sie sich nach durchwachsenem Saisonstart zuletzt nicht nur stabilisiert, sondern greift mittlerweile sogar in den Kampf um die Spitze ein. Im DFB-Pokal steht sie nach sensationellen Siegen gegen Erstligist FC Ingolstadt und Zweitligist RB Leipzig im Achtelfinale, gegen Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen winkt der nächste Höhepunkt.
Eine beeindruckende Zwischenbilanz, gerade vor dem Hintergrund, dass der Verein über so gut wie keine finanziellen Mittel verfügt. Die Suche nach einem potenten Großsponsor ist laut Präsident Manfred Schwabl bislang immer wieder daran gescheitert, dass er von den Geldgebern verlangt habe, die Philosophie des Klubs, sich der Ausbildung von Talenten zu verschreiben, vorbehaltlos mitzutragen. "Das muss die Grundvoraussetzung sein, sonst ist der Sponsor irgendwann weg, und wir müssen wieder bei Null anfangen", sagt Schwabl.
Gut möglich, dass seine Suche nun endlich von Erfolg gekrönt ist: Der Süddeutschen Zeitung liegen Informationen vor, wonach ein bekanntes Medienunternehmen drauf und dran ist, sich bei der SpVgg Unterhaching im großen Stil zu engagieren - nicht nur als Sponsor, sondern als Investor. Um den Investor zu einem Anteilseigner zu machen, müsste die erste Mannschaft aus dem Verein ausgegliedert werden. Der Klubpräsident will das bislang weder bestätigen noch dementieren: "Wir sind in ganz guten Gesprächen, nicht mehr und nicht weniger", sagt Schwabl. In etwa einem Monat findet die Jahreshauptversammlung statt, ob die Verhandlungen bis dahin abgeschlossen sind, kann der Präsident nicht sagen: "Ich will mich nicht wichtigmachen und eine große Überraschung für diesen Abend ankündigen. Wir müssen alles auf uns zukommen lassen."
Dabei könnte es durchaus passieren, dass diese Zusammenkunft keineswegs im Sinne Schwabls verläuft. Wie aus dem Umfeld des Vereins zu hören ist, gibt es nämlich durchaus Widerstand gegen den Chef, der das Amt im Juni 2012 vom langjährigen Präsidenten Engelbert Kupka übernommen hat. Die Vorwürfe zielen vor allem auf den Führungsstil Schwabls ab: Der ehemalige Profi veranstalte eine "One-Man-Show", er fälle alle wichtigen Entscheidungen im Alleingang und sei gegenüber Mitarbeitern und Jugendtrainern oft jähzornig und ungerecht. Schwabl bleibt ob solcher Strömungen gelassen: "Zunächst mal hängt mein Wohl und Wehe nicht vom Präsidentenamt in Unterhaching ab. Das war auch nie meine Lebensplanung. Aber ich bin auf der anderen Seite auch keineswegs amtsmüde und möchte den eingeschlagenen Weg weitergehen."
Punktabzug wegen Geldmangels, eine mittlerweile abgemeldete zweite Mannschaft, die zum Schluss nur noch stiefmütterlich behandelt worden war, der Rücktritt von Trainer Christian Ziege mitten im Abstiegskampf - etliche Vereinsmitglieder beklagen die negative Außendarstellung des Vereins im vergangenen Jahr. In diesem Zusammenhang schwelen bei den Fans offenbar Ängste, der Präsident könnte potenziellen Investoren womöglich zu viele Zugeständnisse machen, nur um bei der Jahreshauptversammlung nach dreieinhalb Jahren Amtszeit endlich einen Erfolg präsentieren zu können.
Schwabl gibt sich indes weiter unaufgeregt und ermutigt interessierte Mitstreiter ausdrücklich, sich aus der Deckung zu wagen: "Wenn jemand unser Konzept mitträgt, ist er herzlich willkommen, mitzuarbeiten." Allerdings sehe er im sportlichen Bereich keine Notwendigkeit zur Unterstützung: "Wir sind mit Mike Frühbeis, Markus Oberleitner und Daniel Wimmer für den Nachwuchs sowie Trainer Claus Schromm und mir perfekt aufgestellt. Wonach wir immer suchen, sind strategische Partner. Wenn hier jemand kommt und an die Spitze drängt, bin ich auch bereit, mich auf den Posten des Sportlichen Leiters zurückzuziehen."
Gerüchte, wonach der Lebensversicherer Swiss Life, der größte Sponsor der Unterhachinger Juniorenabteilung, seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängert, dementiert Schwabl: "Das ist noch völlig offen." Fakt sei, dass Swiss Life seine Zahlungen anpassen werde, schließlich sei Haching kein Drittligist mehr. "Leider ist da nicht das Nachwuchsleistungszentrum der Maßstab, sondern die Klasse, in der die erste Mannschaft spielt." Deshalb halte er seine Augen offen. Mit einem zweiten Bewerber stehe er bereits in Gesprächen.