Süddeutsche Zeitung

Fußball-Europameisterschaft:Lauterbach gegen EM-Spiele vor vielen Fans

Wenn es nach der Uefa geht, sollen die Fußballspiele im Juni vor möglichst vielen Zuschauern stattfinden. Der SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das für "medizinisch nicht vertretbar".

SPD-Politiker Karl Lauterbach hat sich zur Frage positioniert, ob Spiele der Fußball-EM vor Zuschauern in München ausgetragen werden sollten. Der Gesundheitsexperte ist dagegen. "Wenn es ein paar Hundert oder wenige Tausend Zuschauer sind, dann kann man sich das im Großen und Ganzen noch vorstellen. Wenn wir aber über 10 000, 20 000 Zuschauer sprechen, dann ist es nicht machbar. Dafür haben wir schlicht keine Testerfahrung", sagte Lauterbach dem Sport-Informationsdienst: "Wir wissen nicht, wie gefährlich das ist. Und dann wird auch noch gereist. Ich halte das für medizinisch nicht vertretbar."

Die EM soll am 11. Juni beginnen und in zwölf Städten stattfinden. Die Entscheidung, wo gespielt wird, trifft das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union am Montag. Die Uefa wünscht sich möglichst viele Fans in den Arenen. Lauterbach sieht das "sehr kritisch". Der Verband drohe bei der Vergabe nach dem Motto "Vogel, friss oder stirb": Das sei keine "sportliche und keine faire Einstellung".

Das Bundesinnenministerium und die Bayerische Staatskanzlei haben der Bild am Sonntag zufolge schriftlich bekräftigt, dass es für die EM-Spiele in diesem Sommer in München keine feste Zusage für die Zulassung von Zuschauern geben werde. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bleibt defensiv. "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schlicht nicht möglich, eine Aussage darüber zu treffen, ob es das Infektionsgeschehen im Juni zulässt, Zuschauer ins Stadion zu lassen oder nicht", sagte er der Welt am Sonntag.

Nach der aktuellen Infektionsschutzverordnung seien Veranstaltungen dieser Art mit Zuschauern nicht erlaubt. "Wir hoffen aber, dass sich die Pandemielage bis Juni entspannt und wir unter Einbeziehung zusätzlicher Hygienemaßnahmen und eventueller Teststrategien, wie von der UEFA angestrebt, wenigstens einen gewissen Prozentsatz der Plätze in der Allianz Arena für Zuschauer freigeben können", sagte Reiter.

Ob der Uefa bei der Entscheidung an diesem Montag die Hoffnung auf Zuschauer ausreicht? Bilbao, wo wie in München vier EM-Spiele geplant waren, bereitet sich darauf vor, die Partien nach Sevilla abzugeben. Ähnliche Rochaden sind laut Auskunft des Deutschen Fußball-Bundes für den deutschen Spielort nicht angedacht.

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SZ vom 19.04.2021 / Sz
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