Fußball:Lokalpolitiker wehren sich gegen Fußball-Feiermeile in Maxvorstadt

Fußball: Noch ist es hier ruhig: Der Alte Botanische Garten (links der Justizpalast) soll bei der Fußball-EM Treffpunkt der Fans werden.

Noch ist es hier ruhig: Der Alte Botanische Garten (links der Justizpalast) soll bei der Fußball-EM Treffpunkt der Fans werden.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadt will bei der Fußball-EM 2020 im Alten Botanischen Garten einen "Fan-Meeting-Point" einrichten. Die Lokalpolitiker befürchten die Verwüstung der Anlage.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Das städtische Referat für Bildung und Sport (RBS) bereitet sich derzeit auf die Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2020 vor, denn auch München wird Austragungsort von Spielen sein. Eine Projektgruppe der Behörde koordiniert das Turnier - und bringt nun mit einem Konzept für die Trennung der Fans in der Innenstadt die Lokalpolitiker in der Maxvorstadt gegen sich auf.

Nach Vorstellung der Referatsleiterin Beatrix Zurek soll im Alten Botanischen Garten ein "Fan-Meeting-Point" eingerichtet werden, also ein Versammlungsort für Anhänger einer der beiden Mannschaften. Der Bezirksausschuss (BA) befürchtet eine "Verwüstung des Gartens" - doch das RBS beharrt auf dem Fußballfan-Treffpunkt im Park.

Für das Turnier sind von der Union of European Football Association (UEFA) bereits zwölf Städte ausgewählt worden, darunter London, Amsterdam, Kopenhagen oder Rom. Für München sind drei Gruppenspiele (16., 20. und 24. Juni 2020) sowie die Viertelfinalbegegnung am 3. Juli jeweils in der Allianz-Arena angesetzt. In der städtischen Verwaltung kümmert sich ein gesamtstädtischer Koordinierungskreis unter Führung des RBS darum, die Anforderungen für das Sicherheitskonzept zu erfüllen. Dazu zählen auch Maßnahmen wie die "Fan-Meeting-Points", um die Fanmassen möglichst zu trennen. "Es soll dadurch vermieden werden, dass Anhänger verschiedener Mannschaften im Innenstadtbereich aufeinander treffen", schreibt Zurek in einem Brief an den Bezirksausschuss Maxvorstadt.

Dass dies sinnvoll ist, bezweifeln die Maxvorstädter Politiker nicht. Allerdings äußerten sie bereits im Mai dieses Jahres ihr Unverständnis, weshalb die Stadt den Fußballfans ausgerechnet den Alten Botanischen Garten zur Verfügung stellen will. "Eine Verwüstung des Gartens ist zu erwarten, zumal neben den 2000 Besuchern auch noch Essen- und Getränkestände, WC-Wagen und Musikanlagen aufgestellt werden sollen", heißt es in einem vom BA beschlossenen Antrag der Grünen, der von der Stadt forderte, "einen geeigneten anderen Standort zu finden". In der Ferienausschusssitzung mahnten die Bürgervertreter jetzt erneut, dass der Park ungeeignet sei "für das Sicherheitsmanagement großer Menschenmassen".

Fußball: Wenn Fans feiern, kann es schon mal laut und feurig werden - so wie 2012 vor dem Donisl am Marienplatz, beim Finale der Champions League.

Wenn Fans feiern, kann es schon mal laut und feurig werden - so wie 2012 vor dem Donisl am Marienplatz, beim Finale der Champions League.

(Foto: Robert Haas)

Doch die Behördenspitze im RBS will bei ihrer Entscheidung bleiben. Wie schon zum Champions-League-Finale im Mai 2012 soll zum Turnier 2020 wieder der Odeonsplatz einer der "Fan-Meeting-Points" sein, doch der Sendlinger-Tor-Platz fällt als zweiter Treffpunkt für die gegnerischen Fans wegen der laufenden U-Bahnhof-Sanierung aus. "Die Suche nach Alternativen erwies sich als schwierig", schreibt Behördenleiterin Zurek in dem Brief. Der Karl-Stützel-Platz sei wegen der Nähe zu viel befahrenen Straßen ungeeignet, der Wittelsbacherplatz liege zu dicht am anderen "Meeting-Point", dem Odeonsplatz; der Stachus sei zu klein, Theresienwiese und Königsplatz wiederum zu weit weg von der City.

Zurek zufolge hat der Koordinierungskreis sich bereits am 15. Mai auf die "Fan-Meeting-Points" festgelegt. Ein externer Dienstleister soll den Angaben zufolge nun ein detailliertes Sicherheitskonzept erstellen und sich penibel an Auflagen der Abteilung Gartenbau halten. "Ich kann Ihnen versichern, dass dem Referat für Bildung und Sport am wenigsten daran liegt, dass die schöne Grünfläche Schaden erleidet." Die Behördenchefin begründet ihr Beharren auch damit, dass die Stadt quasi vertraglich zur Einrichtung von "Fan-Meeting-Points" verpflichtet sei. Dies werde von jedem Austragungsort gefordert.

Die Münchner Polizei will die Planung für die "Fan-Meeting-Points" 2020 nicht kommentieren, spricht aber von guten Erfahrungen mit solchen Fan-Treffpunkten beim Champions-League-Finale 2012. "Das hat sich für dieses spezielle Spiel bewährt", sagt ein Polizeisprecher. Zur damaligen Partie des FC Chelsea gegen Bayern München waren gut 22 000 Chelsea-Anhänger in der Stadt, 3000 von ihnen trafen sich am "Fan-Meeting-Point" am Odeonsplatz. Die Sicherheitslage war allerdings anders als bei EM-Länderspielen, wo keine Ultra-Gruppierungen präsent sind, wie bei Profiklubspielen. Organisation, Ablauf und Gestaltung der "Fan-Meeting-Points", so teilt ein RBS-Sprecher mit, hänge sehr davon ab, welche Mannschaft in München aufeinandertreffen.

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