Fußball-Bayernliga:Unterkühlt wie der fiese große Bruder

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Nur nicht herankommen lassen: Deisenhofens Michael Bachhuber, der sein 19. Saiontor erzielte, hält den Ingolstädter Kontrahenten auf Distanz. (Foto: Claus Schunk)

Deisenhofen schlägt im Spitzenspiel Ingolstadt II mit stabiler Defensive und effizienter Chancenverwertung 2:0 - und festigt Relegationsplatz zwei.

Von Fabian Dilger, Oberhaching

Endless Summer im Münchner Süden: Kann ja auch etwas Positives haben, so eine in die Länge gezogene Corona-Saison. Im Prinzip hat der FC Deisenhofen nämlich bisher sogar eineinhalb tolle Jahre in nur einer einzigen, seiner allerersten Bayernliga-Saison bekommen. Und die Chancen stehen gut, dass weitere sieben Monate gutes Gefühl dazukommen: Als Aufsteiger marschieren die Blau-Weißen seit dem lange zurückliegenden Saisonbeginn ganz vorne mit und haben beste Chancen auf die Aufstiegsrelegation zur Regionalliga. Auch wenn die zerstückelte Saison in puncto Spannungserhalt nicht einfach ist, findet Deisenhofens Trainer Hannes Sigurdsson: "In dieser Saison ist das Allerwichtigste die mentale Seite." Sein gesamter Kader bewältige das aber "super": "Die wissen, was wir wollen, und die Leute machen alles dafür." Gegen Verfolger FC Ingolstadt II musste Deisenhofen nicht mal soviel Aufwand betreiben: Eine stabile Defensive und effiziente Chancenverwertung reichten aus.

Die tabellarische Ausgangslage passte irgendwie zu den gängigen Corona-Regeln: Distanz wahren, Ingolstadt nicht an Rang zwei rankommen lassen. Und die erste Chance, um den Abstand zu vergrößern, bekam Deisenhofen schon in der dritten Minute: Michael Bachhuber wurde vom Ingolstädter Torwart gelegt, den Strafstoß verwandelte Michael Vodermeier. Es war die perfekte Ausgangslage für den Tanz auf Distanz, und das Spiel entwickelte sich genauso, wie es Deisenhofen passte. Ingolstadt kam nicht in Schlagweite, um irgendetwas auszurichten. Schon nach 13 Minuten stellte FCI-Trainer Thomas Karg seine Formation um, forderte seine Mannschaft immer lauter auf, vorne aggressiver anzulaufen: "Feuer, Feuer, Feuer", brüllte er den jungen Schanzern entgegen. Das Spiel blieb trotzdem unterkühlt, die Angriffe waren zu langsam und Deisenhofen machte einfach auch keinen Fehler. Wie ein Boxer mit dem langen Jab, wie ein fieser Bruder, der die kleine Schwester mit einem Arm von sich weghält: Der FCD ließ Ingolstadt mit unaufgeregter, tiefer Verteidigung in Halbzeit eins nicht an sich herankommen.

Karg sah das nicht ganz so: "In meinen Augen gab es schon sehr viele torgefährliche Situationen." Zumindest im Ansatz habe er auch gute Passagen seines Teams gesehen, die aber immer durch kleine Fehlerketten unterbrochen worden seien. Karg sah aber auch: "Die letztendlichen Abschlüsse waren dann nicht so da. Deisenhofen hat es gut und clever gemacht." Clever zum Beispiel beim Verhältnis Chancen zu Toren. Mitsamt des Elfmeters gab es nämlich insgesamt nur drei direkte Torabschlüsse in der ersten Hälfte. Dabei eben auch das 2:0 für Deisenhofen in der 45. Minute. Ein Ball von Linksverteidiger Nico Wohlmann kam flach an den Strafraum, ein kurzer Doppelpass zwischen Dennis Yimez und Bachhuber - schon war Bachhuber frei vor dem Tor und schob zum 2:0 ein.

"Wenn es 2:0 steht, dann musst du nicht mit zehn Mann nach vorne laufen." Was Sigurdsson nach dem Spiel sagte, gab das Motto für die zweite Hälfte vor. Angriffsbemühungen auf Seiten der Ingolstädter, entspanntes Abwarten von Deisenhofen. Nach der Pause war aber deutlich mehr Verve in den Ingolstädter Versuchen zu sehen, und Karg hatte recht mit seiner Anmerkung, dass zumindest ein Anschlusstor immer plausibel schien: Einmal ließ Deisenhofens Keeper Enrico Caruso eine lange Flanke auf den Boden tropfen, ein Kollege klärte vor der Linie (49.). Dann landete ein verlängerte Ecke am Deisenhofener Innenpfosten (78.); einen Distanzschuss lenkte abermals Caruso stark über die Latte (84.). Die Zusammenfassung von Coach Sigurdsson nach dem Schlusspfiff: "Wir waren natürlich extrem konsequent mit unseren Chancen." Und, ganz der unaufgeregte Isländer: "Ich bin zufrieden."

Normalerweise würde der Zweite Deisenhofen vor der Winterpause noch gegen die beiden Augsburger Mannschaften in der Bayernliga Süd antreten, angesichts der sich häufenden Absagen ließ Sigurdsson Zweifel anklingen, ob das Programm wie geplant ablaufen kann: Es sei eine "wahnsinnige Situation. Aber man kann es nicht ändern".

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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