Fürstenried:Warten auf Tempo 60

Autobahn A 95 in München, 2017

Tempo 60 statt wie jetzt noch Tempo 80: Das müsse bis zur Stadtgrenze gelten, fordern Anwohner.

(Foto: Florian Peljak)

Lärmschutzmaßnahmen an Autobahnen im Stadtgebiet immer noch nicht umgesetzt

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Für die lärmgeplagten Anwohner der innerstädtischen Autobahnabschnitte las sich die Mitteilung des Bayerischen Innenministeriums und des Verkehrsministeriums Ende vergangenen Jahres wie ein Weihnachtsgeschenk: An gleich fünf Stellen sollten die zulässigen Geschwindigkeitsbeschränkungen verschärft und ausgedehnt werden, und das noch im Jahr 2020. Tatsächlich hat sich bis heute wenig getan im Sinne der Leute, die etwa an der A 95 oder A 96 wohnen. Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern (vormals Autobahndirektion Südbayern), räumt auf Nachfrage ein, dass derzeit erst die "Vorbereitungen für die Aktivierung" der Neuregelungen liefen. Um etwa an der Garmischer Autobahn zwischen Kreuzhof und Schloss Fürstenried die Tempo-80-Schilder durch solche mit 60 km/h-Gebot zu ersetzen, seien noch Vorarbeiten "im Hinblick auf die notwendigen Fundamente" zu erledigen.

Die Autobahn GmbH begründet die Verzögerung der Lärmschutzmaßnahmen ferner mit einer verstärkten Inanspruchnahme ihrer Kapazitäten durch "laufende Winterdiensteinsätze" und die "aktuelle Corona-Situation". Zur vielfachen Kritik von Bürgern und Lokalpolitikern, dass das neue 60er-Tempolimit auf der A 95 nur bis zum Schloss Fürstenried, nicht aber bis zur Stadtgrenze bei Forstenried vorgesehen ist, verweist die Pressestelle der Autobahngesellschaft auf die Zuständigkeit des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr.

In den südlichen Stadtvierteln halten manche Autobahn-Anwohner das eine wie das andere Ergebnis der hochtrabenden Ankündigungen zur Verbesserung des Lärmschutzes inzwischen für einen schlechten Witz. So wie Birgit und Ulrich M. aus der Basler Straße. Sie hätten sich über die Nachricht der Temponeuregelung auf der A 95 "sehr gefreut", schrieben sie der SZ. Denn diese böte wenigstens "die Chance auf weniger Lärm". Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hatte das Thema unlängst ebenfalls aufgegriffen und die Ausweitung von Tempo 60 bis zur Stadtgrenze gefordert. Zur Begründung hieß es, die Gesundheit der Autobahn-Anwohner werde "in hohem Maße beeinträchtigt". Unterschiedliche Geschwindigkeiten auf der A 95 im Stadtgebiet führten nur zu Beschleunigungsvorgängen und damit zu noch mehr Geräuschbildung.

Untersuchungen im Zusammenhang mit dem "Lärmaktionsplan für das Umfeld der Bundesautobahnen in der Landeshauptstadt München" hätten zu dem Ergebnis geführt, dass eine Erweiterung der Tempolimits geboten sei, teilte das Bayerische Innenministerium im November 2020 mit. Verkehrsministerin Kerstin Schreyer ergänzte damals: "Wo für Lärmschutzwände kein Platz ist und schon lärmarme Fahrbahnbeläge vorhanden sind, können wir im städtischen Gebiet versuchen, die Situation mit Geschwindigkeitsbegrenzungen weiter zu verbessern." In der betreffenden Pressemitteilung hieß es überdies: "Die neuen Tempolimits sollen noch dieses Jahr in Kraft treten." Gemeint war: 2020.

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