Fürstenried:Verkehrsmisere ohne Ende

U-Bahnhof Universität in München, 2010

Den ÖPNV ausbauen und weniger Auto fahren: So lautet das Rezept aus der Info-Veranstaltung zum Verkehrskonzept im Süden.

(Foto: Catherina Hess)

Eine Informationsveranstaltung, die keine ist: Viele Fürstenrieder sind frustriert, weil die Stadtverwaltung statt großer Lösungsvorschläge auf fehlende Alternativen und künftige Mobilitätspläne verweist

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Es war ein Fiasko mit Ansage: Auf die allgemeine Enttäuschung über ein Verkehrskonzept für den Münchner Süden, das den Gebrauchswert einer Nullnummer aufweist, folgte jetzt geballte Frustration über eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema. Wer erwartet hatte, die Stadtverwaltung würde bei dieser Gelegenheit die ersehnten Lösungsvorschläge für die vielfältigen Verkehrsprobleme nachreichen, sah sich gründlich getäuscht. Die Vertreter der beteiligten Referate brachten die Leute stattdessen mit Hinweisen auf Mobilitätspläne der Zukunft, fehlende Alternativen zum gegenwärtigen Zustand oder personelle Engpässe in den Behörden auf die Palme. Viele verließen vorzeitig den Fürstenrieder Bürgersaal, und der Infoabend endete früher als erwartet. "Es gibt keine weiteren Fragen, weil es eh keine Antworten und substantiellen Auskünfte gibt", beklagte sich ein Besucher, der bis zuletzt durchhielt. Ein anderer konstatierte desillusioniert: "Ich fühle mich nur vertröstet."

Der Versammlungsleiter, der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU), hatte gut zu tun, die Empörung halbwegs zu dämpfen. "Das Verkehrskonzept ist für viele nicht der große Wurf", räumte er gleich zu Beginn ein. Später nahm er die Emissäre des Planungs-, Bau- und Kreisverwaltungsreferats mit den Worten in Schutz, es gebe nun mal keine "tollen Konzepte", mit denen sich die Verkehrsmalaise schlagartig lösen lasse. Höchstens ein Bündel "kleinerer Maßnahmen" sei geeignet, hie und da Abhilfe zu schaffen. Im Übrigen brauche man sich über zunehmende Verkehrsprobleme nicht zu wundern, solange die politische Stadtspitze stur den Wohnungsbau forciere und so den Druck auf Straßen und Schienen permanent erhöhe. Die Botschaft eines Vertreters des Kreisverwaltungsreferats zielte in die gleiche Richtung: Die Leute sollten ihren Protest doch bitte an die Kommunalpolitiker adressieren statt an jene, die nur Stadtratsbeschlüsse vollziehen.

Bei den "kleineren Maßnahmen" gehe jedoch auch nichts voran, monierten zahlreiche Sprecher aus dem Publikum. Zum Beispiel die als besonders dringlich erachtete Entlastung der Liesl-Karlstadt-Straße in Forstenried - Fehlanzeige. Daniela Czerny vom Planungsreferat erklärte, man habe "leider keine Alternative" zum Ist-Zustand. Die Verlängerung der Stäblistraße wäre eine solche gewesen, aber der Durchstich sei bekanntlich abgeblasen worden. So gerate man dort an eine "Leistungsgrenze, wie an vielen Stellen in der Stadt". München sei nun mal eine "prosperierende Großstadt", da böten sich keine perfekten Lösungen zur Verkehrsentlastung an, sagte sie.

Ernüchternde Feststellungen wie diese und wolkige Absichtserklärungen gab es reichlich am Abend des Zorns im Bürgersaal. Wie's weitergehen soll im Bereich Herterichstraße/Wilhelm-Leibl-Straße/Wolfratshauser Straße in Solln? Auskunft der Verwaltung: Ein externer Gutachter werde die Gegend noch gesondert untersuchen und Verbesserungsvorschläge machen. "Wir bitten um Geduld." Die Herabstufung der Lochhamer Straße, die nach dem Wunsch vieler Bürger den Status der Staatsstraße verlieren soll? "Da gibt's noch keine Antwort, das wird geprüft." Zweifel an den Ergebnissen vier Jahre alter Verkehrsbefragungen und "Flussverfolgungen" sowie an deren Aktualität und Vollständigkeit in einem dynamisch wachsenden Stadtbezirk? "Alles nach gängigen wissenschaftlichen Standards erhoben." Immerhin soll jetzt die Planung eines Radwegs zwischen Forstenried und Solln wieder in Gang gesetzt werden. Sie stammt von 2006.

Am Ende stand vor allem eine Erkenntnis, die den bitteren Beigeschmack des Infoabends bei manchem noch verstärkt haben dürfte, vom Kreisverwaltungsreferat und dem Bezirksausschuss-Vorsitzenden jedoch ausdrücklich geteilt wird: Um mit der Verkehrsmisere fertig zu werden, helfe letztlich nur, weniger Auto zu fahren und den öffentlichen Personennahverkehr mit Verve auszubauen.

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